Der Ausdruck Adoleszenzroman bezeichnet einen Romantypus, in dem die Adoleszenz als Krise des Protagonisten thematisiert wird. In der Regel erfährt der Jugendliche in dieser Krise eine persönliche Reifung und erhält währenddessen einen größeren Einblick in die Komplexität und Ambivalenz des Erwachsenenlebens. Die Adoleszenzphase, also das Alter von etwa elf Jahren bis Mitte oder Ende zwanzig, wird dabei „als Prozess einer prekären Identitäts- und Sinnsuche aufgefasst und findet ihre Binnenstrukturierung in einer Reihe prägender Krisenerfahrungen oder Initiationserlebnisse, die sich auf wenige, genau festliegende Problembereiche beziehen. Zu diesen Problemfeldern zählen in der Hauptsache die Ablösung von der Herkunftsfamilie, die Entwicklung eines eigenen Wertesystems, die ersten sexuellen Erfahrungen, der Aufbau eigenständiger Sozialkontakte in der Peergroup und die Übernahme einer neuen sozialen Rolle. Charakteristisch für den Adoleszenzroman ist, dass der Prozess der Identitätsfindung in der Regel keine positive und endgültige Lösung findet, sondern als ein tragisch scheiternder – zumindest aber als ein unabschließbarer und offener – Vorgang gezeichnet wird.“[1]

Abweichend vom Begriff der Initiation, der besonders die rituelle Aufnahme Jugendlicher in die Welt der Erwachsenen bezeichnet, spielen im Adoleszenzroman das Rituelle oder eine feierliche Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen selten eine zentrale Rolle. Vielmehr ist es ein oft als schwieriger, mit großer Verunsicherung erlebter Übergang zum Erwachsenendasein oder der Abschied von der Kindheit.

Die Begriffe Entwicklungsroman und Initiationsroman grenzen eng aneinander, wobei letzterer sich dadurch auszeichnet, dass besonders die Phase der Pubertät im Fokus ist und somit die Anlage des Romans einen deutlich kürzeren Entwicklungsabschnitt umfasst. Beschränkt sich der dargestellte Lebensabschnitt hauptsächlich auf die Adoleszenz, ist die Bezeichnung Adoleszenzroman[2] dafür geläufig.

Entstehung der Bezeichnung

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Die literaturgeschichtlichen Ursprünge des Adoleszenzromans liegen im 18. Jahrhundert: mit Johann Wolfgang Goethes Die Leiden des jungen Werthers (1774) und Karl Philipp MoritzAnton Reiser (1785–1790).

Der Adoleszenzroman entsteht im Kontext der Postmoderne und weist oft entsprechende Merkmale auf. Der Begriff Adoleszenzroman wird „seit Ende der 70er Jahre in der jugendliterarischen Diskussion mit zunehmender Selbstverständlichkeit und Frequenz verwendet.“[3]

Beispiele

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Als typische Beispiele für den Adoleszenzroman anzusehen sind:

 
Goethe: Die Leiden des jungen Werthers Titelblatt 1774

Literatur

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  • Nicole Kalteis: Moderner und postmoderner Adoleszenzroman. Literaturhistorische Spurensuche und Verortung einer Gattung. Hrsg.: Magisterarbeit, Universität Wien. Wien 2008.
  • Vito Paoletić: Der Adoleszenzroman heute: eine Herausforderung für Jung und Alt. Hrsg.: Alpen-Adria-Universität. Klagenfurt 2017, S. 93–108.
  • Bill Trusiewicz: Harry Potter and the path of initiation. 2015, abgerufen am 30. November 2018 (englisch).
  • Carsten Gansel: Zwischen existentieller Krise und zweiter Chance – Adoleszenz in der Literatur In: Peter J. Uhlhaas, Kerstin Konrad (Hrsg.): Das adoleszente Gehirn Mit einem Geleitwort von Wolf Singer. Kohlhammer, Stuttgart 2011, S. 25–44.
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Wiktionary: Adoleszenzroman – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Heinrich Kaulen: Jugend- und Adoleszenzromane zwischen Moderne und Postmoderne. (PDF) 1999, S. 7, abgerufen am 4. Oktober 2019.
  2. Heinrich Kaulen: Jugend- und Adoleszenzromane zwischen Moderne und Postmoderne. (PDF) 1999, abgerufen am 30. November 2018.
  3. Nicole Kalteis: Moderner und postmoderner Adoleszenzroman. Literaturhistorische Spurensuche und Verortung einer Gattung. (PDF) Magisterarbeit, Universität Wien, 2008, abgerufen am 13. Mai 2019.