Die Šidák-Korrektur ist ein Verfahren der mathematischen Statistik bei der Verwendung multipler Tests. Dazu werden beim Test einer Globalhypothese mit Hilfe mehrerer Einzeltests die Signifikanzniveaus der Einzeltests so korrigiert, dass der Test der Globalhypothese das vorgegebene Signifikanzniveau hat. Die Šidák-Korrektur kann angewendet werden, wenn die einzelnen Tests stochastisch unabhängig sind oder wenn die Teststatistiken der Einzeltests eine gemeinsame multivariate Normalverteilung besitzen und die Annahmebereiche der Tests eine spezielle Form haben. Wenn die Voraussetzungen für die Anwendung der Šidák-Korrektur erfüllt sind, ergibt sich eine Verbesserung gegenüber der Bonferroni-Korrektur, die ohne besondere Voraussetzungen anwendbar ist.

Globalhypothese und Elementarhypothesen

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Zu   statistischen Tests mit den Nullhypothesen   kann die Durchschnittshypothese   gebildet werden. Die Hypothesen   heißen in diesem Zusammenhang Elementarhypothesen und   heißt Globalhypothese. Ein Test für die Nullhypothese   kann auf den Tests für die einzelnen Elementarhypothesen aufgebaut werden, da die Nullhypothese   genau dann falsch ist, wenn mindestens eine der Elementarhypothesen falsch ist. Eine mögliche Testprozedur besteht also darin,   genau dann abzulehnen, wenn mindestens eine der Hypothesen   abgelehnt wird. Ein vorgegebenes globales Signifikanzniveau   für den Test von   kann im Allgemeinen nicht eingehalten werden, wenn dieses als lokales Signifikanzniveau für die Einzeltests verwendet wird, da es dann im Allgemeinen zur so genannten Alphafehler-Kumulierung kommt. Um das vorgegebene globale Signifikanzniveau   einzuhalten, kann basierend auf der Bonferroni-Korrektur das lokale Signifikanzniveau   für die einzelnen Tests vorgegeben werden. Im Vergleich zu diesem allgemein anwendbaren Standardansatz ergibt sich mit der Šidák-Korrektur unter bestimmten Voraussetzungen ein verbessertes Verfahren.

Berechnung der Šidák-Korrektur

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Eine Voraussetzung für die Anwendung der Šidák-Korrektur ist die stochastische Unabhängigkeit der Einzeltests. Eine alternative Voraussetzung ist eine multivariate Normalverteilung für die Teststatistiken der Einzeltests, wobei die stochastische Unabhängigkeit nicht erforderlich ist; allerdings müssen die Annahmebereiche der Teststatistiken Intervalle sein, die symmetrisch zum jeweiligen Erwartungswert sind. Die Zulässigkeit der Anwendung der Šidák-Korrektur bei multivariater Normalverteilung und beliebiger Abhängigkeit ergibt sich aus der Šidák-Ungleichung. Wenn eine der beiden Voraussetzungen erfüllt ist, ist für den Test der Globalhypothese das globale Signifikanzniveau von   dann gewährleistet, wenn jeder der   Einzeltests zum lokalen Signifikanzniveau

 

durchgeführt wird und die Globalhypothese abgelehnt wird, wenn mindestens ein Einzeltest zur Ablehnung der betreffenden Elementarhypothese führt.

Im Vergleich zur Bonferroni-Korrektur, die für jeden Einzeltest das lokale Signifikanzniveau   verlangt, gilt

 

Mit der Šidák-Korrektur ist die Reduktion des lokalen Signifikanzniveaus im Vergleich zum globalen Signifikanzniveau weniger stark als mit der Bonferroni-Korrektur. Allerdings ist der Unterschied nicht sehr groß. Beispielsweise ergibt sich für   und   mit der Šidák-Korrektur das lokale Signifikanzniveau   im Vergleich zum lokalen Signifikanzniveau   bei Anwendung der Bonferroni-Korrektur.

Theoretischer Hintergrund

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Die vorgegebenen Signifikanzniveaus beschränken die Fehlerwahrscheinlichkeiten 1. Art der entsprechenden Tests. Jeweils für   bezeichne   die Nullhypothese,   die Teststatistik,   den Ablehnbereich und   die Gütefunktion des  -ten Einzeltests. Das lokale Signifikanzniveau beschränkt die Fehlerwahrscheinlichkeiten 1. Art jedes Einzeltests. Für   gilt also

 

Daraus folgt mit einfachen Umformungen

 

Für die Globalhypothese   ist die Gütefunktion durch

 

gegeben. Es müssen nun zwei Anwendungsfälle der Šidák-Korrektur unterschieden werden:

1. Falls die Zufallsvariablen   stochastisch unabhängig sind, gilt

 

und somit

 

so dass alle Fehlerwahrscheinlichkeiten 1. Art für den Test der Globalhypothese durch   beschränkt sind.

2. Falls die Zufallsvariablen   multivariat normalverteilt, aber nicht notwendig stochastisch unabhängig, sind und falls alle Annahmebereiche symmetrische Intervalle zu den jeweiligen Erwartungswerten sind, ergibt die Šidák-Ungleichung

 .

Somit ergibt sich

 

so dass auch in diesem Fall alle Fehlerwahrscheinlichkeiten 1. Art für den Test der Globalhypothese durch   beschränkt sind.

Während im ersten Fall eine Faktorisierung der Wahrscheinlichkeit   aufgrund der stochastischen Unabhängigkeit möglich ist, wird diese Wahrscheinlichkeit im zweiten Fall mit Hilfe der Šidák-Ungleichung durch ein Produkt von Wahrscheinlichkeiten nach unten abgeschätzt.

Literatur

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