Das Schloss Istein (Dinghof, Freyhof, Meygerhof, Meierhof, Freystedts Schlössli, Karlsruher Schlossgut, Schlossgut Istein) war ursprünglich der Dinghof des Basler Dompropstes, von dem aus dessen Besitzungen in Istein und Huttingen verwaltet wurden.

Istein Dinghof um 1874

Geschichte Bearbeiten

Dinghof des Basler Dompropstes (1139–1802) Bearbeiten

Am 14. April 1139 wurde Istein erstmals als Curtim de Hiesten urkundlich erwähnt, als Papst Innozenz II. dem Fürstbistum Basel den Ort als Eigentum bestätigte.[1] Es bleibt unklar, ob zunächst nur der alemannische Dinghof bestanden hat oder zuvor schon eine keltische oder römische Besiedelung vorhanden war.[2] Als erste Inhaber des Dinghofs werden die Herren von Rötteln angesehen. Da in einer Urkunde Kaiser Heinrichs III. vom 1. Juni 1048[3] bei den bestätigten Besitztümern des Bistums der Ort Istein noch nicht auftaucht, muss der Übergang von den Röttlern an Basel zwischen 1048 und 1139 erfolgt sein. Da Dietrich von Rötteln 1103 vom Basler Bischof, Burkhard von Fenis, zum Schirmvogt der rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums Basel ernannt wurde,[4] wird angenommen, dass im Gegenzug zur Übertragung des Isteiner Dinghofs an das Domkapitel, dieser den Röttlern die Schirmvogtei übertragen hat – der Dinghof also 1103 an das Domkapitel kam.[5] Im 13. Jahrhundert war in den Bistümern generell eine Entwicklung zu verzeichnen, die zur Trennung der Güter der Bischöfe von jenen der Mitglieder der Domkapitel führte. Letztlich wurden den einzelnen Funktionsträgern im Domkapitel eigene Güter zur Nutzung zugewiesen. Der Isteiner Dinghof kam so zur Ausstattung des jeweiligen Dompropstes.[6] Der älteste Berain der Güter des Dinghofes von 1483 führt 11 Hufen auf. Die Fläche sämtlicher zum Dinghof gehörigen Güter wurde für das 15. Jahrhundert auf 155 Jucharten Ackerland und 52 Mannwerke Reben geschätzt.[7]

Vögte des Dinghofs und des Ortes blieben die Herren von Rötteln und danach die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg. Ab 1503 wurde diese Funktion vom bischöflichen Vogt im Birseck und später vom Landvogt in Schliengen wahrgenommen.

Johann Rudolf von Hallwyl wurde 1504 Dompropst und damit Inhaber des Dinghofs in Istein. 1505 wurden in einem Vertrag zwischen ihm und dem Basler Bischof Christoph von Utenheim die landesherrlichen Rechte des Bischofs von den grundherrlichen Rechten des Dompropstes im Detail abgegrenzt.[8]

Der Dinghof wurde ab 1566 durch den neu ernannten Meier des Dinghofs und bischöflichen Burgvogt von Binzen, Marx von Jestetten[9], neu aufgebaut und mit einer Mauer umgeben. 1591 folgte ihm sein Sohn Hans Kaspar in diesen Funktionen. 1601 kam der Hof an Hans Christoph Schenk von Castell als Lehen des Dompropstes. 1687 fiel das Lehen an den damaligen Dompropst, Johann Heinrich Franz von Flachsland, zurück, da die Erben minderjährig waren und sich aus der Familie niemand bereit fand den heruntergekommenen Dinghof zu übernehmen. Er und Franz Heinrich von Hertenstein[10], der 1695 seine Nachfolge antrat, erweiterten den Dinghof durch Landzukäufe. Im 18. Jahrhundert wurden die Güter des Dinghofes einerseits an wechselnde Familien verpachtet und andererseits teilweise durch Taglöhner des Dompropstes unter Aufsicht des Meiers für diesen bewirtschaftet. Ende des 18. Jahrhunderts brannte der Dinghof ab und wurde erst nach dem Kauf durch von Freystedt wieder aufgebaut.[11]

Übergang an das Kurfürstentum Baden (1802) Bearbeiten

1803 fiel der Dinghof durch die Säkularisation des Fürstbistums Basel an das durch den Reichsdeputationshauptschluss neu geschaffene Kurfürstentum Baden.[12] Die provisorische militärische Besitznahme von Istein erfolgte bereits am 24. September 1802;[13] die provisorische Zivilbesitznahme durch Baden erfolgte schon am 30. November 1802. Von 1802 bis 1811 wurde der Dinghof von der geistlichen Verwaltung in Lörrach bewirtschaftet. Die Güter waren beim Übergang an Baden in sehr schlechtem Zustand.[14] Die Einkünfte dienten hauptsächlich zur Zahlung der Pensionen, die Baden an die Mitglieder des Domkapitels und an den ehemaligen Fürstbischof Franz Xaver von Neveu zahlen musste.

Landgut der Freiherren von Freystedt (1811–1917) Bearbeiten

1811 kaufte Karl von Freystedt – ein Enkel des badischen Großherzogs Karl Friedrich – den Dinghof, zu dem auf Isteiner Gemarkung hauptsächlich Rebberge und auf Huttinger Gemarkung Äcker gehörten.

1829 wurde auf der Höhe des Isteiner Klotzes aus Anlass eines Besuches von Stéphanie de Beauharnais, der Witwe des Großherzogs Karl ein Belvedere errichtet. Am 2. Mai 1845 erhielt das Schlossgut Istein von Großherzog Leopold den rechtlichen Status eines Stammgutes zugesprochen.[15]

Für den Weiterbau der Eisenbahn von Schliengen Richtung Basel wurde auch Rebland des Schlossgutes enteignet.[16] Nachdem die Bahnlinie hier im November 1848 in Betrieb ging, wurde 1850–1853 auch die Straße um den Klotzen angelegt, womit ein Wunsch Freystedts erfüllt wurde. Die Rheinbegradigung veränderte die Landschaft um Istein stark.

Heinrich von Freystedt war ein passionierter Reiter, der sich auch der Pferdezucht widmete. Seinen Ruhestand verbrachte er teilweise in Karlsruhe und teilweise auf seinem Gut in Istein, wo er 1850 den ehemaligen Dinghof des Domkapitels Basel zu einem Schlösschen mit Parkanlage ausbaute.[17]

Der Großherzogliche Oberhofmarschall Freiherr Leopold von Freystedt schenkte sein auf den Gemarkungen Istein und Huttingen, gelegenes, über 28 Hektar umfassendes Gut samt Wohn- und Ökonomiegebäuden der Stadt Karlsruhe zu Eigentum und zum Besitz mit Wirkung vom 1. Januar 1917 „zur Linderung von infolge des Krieges entstandener Not“.

Die Stadt Karlsruhe und der Landkreis Lörrach (1917–2007) Bearbeiten

 
Schlösschen der Freiherren von Freystedt in Istein

Die Stadt Karlsruhe setzte auf dem Gut einen Verwalter ein und versuchte das Gelände in erster Linie als Reb- und Obstgut zu nutzen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gut schwer beschädigt, was den Karlsruher Gemeinderat erneut veranlasste, die Rentabilität des Gutes in Frage zu stellen.

Mit Kaufvertrag vom 22. Dezember 1953 verkaufte die Stadt Karlsruhe das Gut an den Landkreis Lörrach.[18] 2007 verkaufte der Landkreis Lörrach das Schlossgut, das seither als privates Weingut genutzt wird.

Privates Weingut seit 2007 Bearbeiten

2015 gehörte der als Schlossgut Istein GmbH[19] geführte Betrieb der Royal Vinum GmbH[20] mit Eigentümer Herbert Faubel. Die Trauben des ebenfalls zur Royal Vinum gehörigen Weinguts Emil Marget in Hügelheim werden auch im Schlossgut Istein verarbeitet.[21]

Fonds Schlossgut Istein Bearbeiten

Der Verkaufserlös von 2007 (1 Million EUR) wurde in den Fonds Schlossgut Istein eingebracht, dessen Erträge der regionalen Kulturförderung dienen.[22] Finanzielle Unterstützung können seit 2009 sowohl Eigenprojekte des Landkreises wie auch Vorhaben Dritter erhalten.[23] Die Projektförderung beläuft sich jährlich auf 8000 bis 20000 Euro.[24] 2018/19 wurde z. B. die Digitalisierung der Publikationen des Geschichtsvereins Markgräflerland gefördert.

Literatur Bearbeiten

  • Eduard Christian Martini: Istein und seine Umgebung. In: Schau-ins-Land, Band 2 (1874/75) S. 50–53, 58–61, 66–69, 74–76, 82–85, 90–91 online bei UB Freiburg
  • Fritz Schülin: Der Dinghof zu Istein. In: Fritz Schülin, Hermann Schäfer, Pius Schwanz: Istein und der Isteiner Klotz, 3. Auflage 1994, S. 246–257
  • Fritz Hirsch: 100 Jahre Bauen und Schauen. Ein Buch für Jeden, der sich mit Architektur aus Liebe beschäftigt, oder weil sein Beruf es so will. Zugleich ein Beitrag zur Kunsttopographie des Grossherzogtums Baden unter besonderer Berücksichtigung der Residenzstadt Karlsruhe. Badenia, Karlsruhe 1932, S. 191 Digitalisat bei der Badischen Landesbibliothek
  • Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Tübingen und Leipzig, 1901, Fünfter Band: Kreis Lörrach, S. 19–25, uni-heidelberg.de
  • Erich Dietschi: Geschichte der Dörfer Istein und Huttingen. Basel 1930, S. 21–41
  • Joseph Bader: Der Fron- und Dinghof zu Istein. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 19, 1866, S. 324–358 in der Google-Buchsuche
  • Albert Krieger: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Heidelberg 1904, Band 1, Sp. 1103–1107 uni-heidelberg.de

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schlossgut Istein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. s. Joseph Trouillat (Herausgeber): Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bâle. Band 1, Porrentruy (1852), S. 275 online in der Google-Buchsuche
  2. s. Dietschi S. 22–24
  3. s. Joseph Trouillat (Herausgeber): Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bâle. Band 1, Porrentruy (1852), S. 178 online in der Google-Buchsuche
  4. s. Joseph Trouillat (Herausgeber): Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bâle. Band 1, Porrentruy (1852), S. 217 online in der Google-Buchsuche
  5. s. Dietschi S. 7
  6. s. Dietschi S. 24
  7. s. Dietschi S. 26; das entspricht etwa 0,75 km², wenn man 36 Ar pro Juchart und Mannwerk ansetzt; die Fläche der Gemeinde Istein beläuft sich heute auf ca. 2,6 km²
  8. s. Josef Bader: Urkunden und Regeste über die ehemalige hochstift-basel'sche Landvogtei Schliengen. Istein. Huttingen (Fortsetzung). In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 19, 1866, S. 200–201 in der Google-Buchsuche
  9. s. Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch. Band 2: He - Lysser, Heidelberg, 1905, S. 204 (online auf: diglit.ub.uni-heidelberg.de)@1@2Vorlage:Toter Link/diglit.ub.uni-heidelberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Eintrag auf www.helvetiasacra.ch; s. auch Hans Jakob Holzhalb: Supplement zu dem Allgemeines helvetisch eidgenössisches oder schweizerischen Lexicon, Band 3, S. 113 in der Google-Buchsuche
  11. s. Schülin S. 249; bei Dietschi findet sich kein Hinweis auf den Brand und Schülin gibt keine Quelle an
  12. gemäß § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt der Markgraf von Baden auch die „Reste der Bisthümer Speier, Basel und Straßburg“. In § 34 wurde festgelegt: „Alle Güter der Domkapitel und ihrer Dignitarien werden den Domänen der Bischöfe einverleibt, und gehen mit den Bisthümern auf die Fürsten über, denen diese angewiesen sind.“ Damit gingen auch die Besitzungen des Basler Dompropstes auf Baden über.
  13. Günther Seith: Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden. In: Das Markgräflerland Heft 2/1951, S. 82
  14. s. Dietschi S. 41
  15. s. Hirsch S. 190
  16. s. Dietschi S. 114
  17. Eugen A. Meier: Rund um den Baselstab. Basel 1978, Band 3, S. 75; dort wird allerdings berichtet, dass die von Freystedt das Schlösschen bis 1918 bewohnten, was aber im Widerspruch zu den Akten im Karlsruher Stadtarchiv steht (1917).
  18. Karlsruher Stadtarchiv (Memento vom 14. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)
  19. s. Eintrag im Unternehmensregister
  20. s. Eintrag im Unternehmensregister
  21. s. Schütz
  22. "Ermutigendes Zeichen setzen." Fonds Schlossgut Istein. In: Badische Zeitung vom 14. August 2010; abgerufen am 8. Dezember 2015
  23. Seite Kulturförderung des Landkreises Lörrach durch den „Fonds Schlossgut Istein“ auf der Homepage des Landkreises Lörrach
  24. Daniel Gramespacher: Signal an den ländlichen Raum. Landkreis tritt dem Bund „Heimat und Volksleben“ bei. In: Badische Zeitung vom 15. Mai 2015; abgerufen am 8. Dezember 2015

Koordinaten: 47° 39′ 38,9″ N, 7° 32′ 27″ O