Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie

Träger von Angeboten der seelischen Gesundheit in der Pfalz

Das Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR, kurz Pfalzklinikum, ist Träger von Angeboten der seelischen Gesundheit in der Pfalz. Der Hauptsitz befindet sich in Klingenmünster.

Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie
Zentralgebäude der ehemaligen Kreis-Irrenanstalt bei Klingenmünster
Trägerschaft Bezirksverband Pfalz
Ort Klingenmünster
Bundesland Rheinland-Pfalz
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 9′ 1″ N, 8° 0′ 47″ OKoordinaten: 49° 9′ 1″ N, 8° 0′ 47″ O
Gründung 1857
Website www.pfalzklinikum.de
Lage
Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie (Rheinland-Pfalz)
Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie (Rheinland-Pfalz)

Der Schwerpunkt im Bereich der stationären und teilstationären Krankenhausversorgung liegt auf psychiatrischen, neurologischen, psychotherapeutischen, psychosomatischen und sozialtherapeutischen Angeboten. Das Pfalzklinikum ist Träger des Maßregelvollzugs nach § 63 und § 64 Strafgesetzbuch. Die gemeindepsychiatrischen Angebote umfassen sowohl stationäre als auch ambulante Wohnformen sowie weitere ambulante Hilfen zur Sicherstellung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Das Gesundheits- und Sozialunternehmen wird in der Rechtsform der Anstalt des öffentlichen Rechts geführt.[1] Träger des Pfalzklinikums ist der Bezirksverband Pfalz, ein höherer Kommunalverband. Das Pfalzklinikum unterhält 15 Einrichtungen an 12 Standorten in der Pfalz. Es ist Alleingesellschafter des Gemeindepsychiatrischen Zentrums Vorderpfalz GmbH in Speyer sowie des Medizinischen Versorgungszentrums Pfalzklinikum GmbH mit Sitz in Kaiserslautern.

Lage Bearbeiten

Das Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie ist als Wohnplatz der Ortsgemeinde Klingenmünster ausgewiesen und befindet sich im Norden der Gemeindegemarkung abseits des Kernortes zwischen Klingbach und Kaiserbach. Zwei Kilometer westlich erstreckt sich der Treutelsberg. Weiter nördlich befindet sich der ebenfalls zu Klingenmünster gehörende Wohnplatz Kaiserbacher Mühle.

Der Friedhof befindet sich bereits auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Göcklingen.

Hauptsitz und Standorte Bearbeiten

Der Hauptsitz des Pfalzklinikums ist Klingenmünster (Landkreis Südliche Weinstraße) am Westrand der Rheinebene. Daneben werden Angebote und Einrichtungen in Rockenhausen, Landau, Wörth-Maximiliansau, Kaiserslautern, Kusel, Maikammer, Pirmasens, Speyer, Dahn, Rodalben und Bad Bergzabern unterhalten.

Standorte der Erwachsenenpsychiatrie Bearbeiten

Standorte der Kinder- und Jugendpsychiatrie Bearbeiten

  • Speyer: Tagesklinik und psychiatrische Institutsambulanz
  • Kaiserslautern: Tagesklinik und psychiatrische Institutsambulanz
  • Pirmasens: Tagesklinik und psychiatrische Institutsambulanz
  • Klingenmünster: Differenziertes Angebot

Standorte der Gemeindepsychiatrie Bearbeiten

  • Rockenhausen: Ambulante psychiatrische Pflege und Betreuung
  • Kaiserslautern: Ambulante psychiatrische Pflege und Betreuung
  • Rodalben: Betreuen – Fördern – Wohnen
  • Speyer: Ambulante psychiatrische Pflege und Betreuung, Gemeindepsychiatrisches Zentrum Vorderpfalz GmbH, Tagesstätten
  • Bad Bergzabern: Betreuen – Fördern – Wohnen, Tagesstätte Demenz
  • Dahn: Ambulante psychiatrische Pflege und Betreuung, Betreuen – Fördern – Wohnen, Teilhabezentrum
  • Maikammer: Betreuen – Fördern – Wohnen, Heilpädagogische Wohnstätte
  • Klingenmünster: Wohnangebote, ambulante psychiatrische Pflege und Betreuung

Standorte der integrativen Versorgung Bearbeiten

  • Rockenhausen
  • Kaiserslautern: Medizinisches Versorgungszentrum
  • Klingenmünster

Architektur Bearbeiten

Die Anlage des Klinikums ist gemäß der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz als Denkmalzone ausgewiesen. Das Hauptgebäude, das in architektonischer Hinsicht an eine Kaserne erinnert, stellt eine dreigeschossige Anlage mit Seitenrisaliten und Dachreiter in historisierenden spätklassizistischen Formen dar; im Mittelteil sind Arkaden im Erdgeschoss vorhanden. Darüber hinaus existieren zwei weitere Bauten mit zwei Stockwerken. Hinzu kommt eindreigeschossiger Bau, der während der 1920er 1930er Jahre errichtet wurde, der Werkstätte enthält.

Bedeutung Bearbeiten

Insgesamt verfügt das Pfalzklinikum über etwa 1000 Betten und Plätze. Jährlich werden rund 30.000 Patienten stationär, teilstationär oder ambulant behandelt und betreut. Für etwa 160 Bewohner werden stationäre und ambulante Wohnangebote zur Verfügung gestellt. Der ambulante psychiatrische Pflegedienst betreut etwa 200 Klienten pro Jahr (Stand: Januar 2012). In zwei Tagesstätten werden psychisch Beeinträchtigte (Speyer) und Menschen mit demenziellen Erkrankungen (Bad Bergzabern) betreut. Das Pfalzklinikum hat ca. 1500 Beschäftigte, davon rund 1300 Vollzeitstellen.[2] Darüber hinaus ist die Klinik Eigentümerin des nahen Martinsturms.

Leistungsprofil Bearbeiten

Das Pfalzklinikum ist ein Anbieter stationärer, ambulanter und rehabilitativer Dienstleistungen im Bereich der seelischen Gesundheit. Zur Verfügung gestellt werden Angebote im kinder- und jugendpsychiatrischen (sowie psychosomatischen), psychiatrischen, gerontopsychiatrischen, psychosomatischen, psychotherapeutischen, neurologischen, sozialtherapeutischen und gemeindepsychiatrischen Bereich.[1]

Einrichtungen Bearbeiten

Aus- und Weiterbildungsangebote Bearbeiten

Das Pfalzklinikum ist akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Das Pfalzklinikum bietet außerdem folgende Ausbildungen an:

Daneben bestehen Weiterbildungsangebote:

  • zur Ärztin/zum Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie
  • zur Ärztin/zum Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie,
  • zur Ärztin/zum Arzt für Neurologie,
  • zur Fachkrankenschwester/zum Fachkrankenpfleger Psychiatrie,
  • zur Fachkraft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Schwerpunkt forensische Psychiatrie),
  • zum psychologischen Psychotherapeuten,
  • zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.[4]

Zur Durchführung der pflegerischen Ausbildungen steht dem Pfalzklinikum eine eigene Krankenpflegeschule zur Verfügung, welche in Kooperation mit dem Klinikum Landau-Südliche Weinstraße betrieben wird.[5] Innerbetriebliche Fortbildungen und Mitarbeiterseminare werden durch ein eigens hierfür gegründetes Fort- und Weiterbildungszentrum koordiniert.[4][6] In Kooperation mit der Katholischen Hochschule Mainz wird ab Wintersemester 2013 eine akademische Ausbildung für Pflegekräfte der Psychiatrie auf Bachelor/Master-Niveau angeboten. Hierfür wurde die Stiftungsprofessur „Erweiterte Pflegekompetenzen bei langfristigem Versorgungsbedarf (Schwerpunkt Psychiatrie)“ eingerichtet.[7] Zur Förderung akademischen Nachwuchses im medizinischen Bereich können Stipendien ausgegeben werden.[8]

Geschichte Bearbeiten

Die Institution wurde Ende 1857 als Kreis-Irrenanstalt Klingenmünster gegründet. 1910 wurde sie in Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster umbenannt. Während der Zeit des Nationalsozialismus war sie in die Aktion T4 verwickelt und gab in diesem Zusammenhang Patienten an die Tötungsanstalt Grafeneck ab. 1953 erfolgte eine erneute Umbenennung, diesmal in Pfälzische Nervenklinik Landeck. Ab 1973 trug sie den Namen Pfalzklinik Landeck. Seit 2004 verfügt sie über eine eigene Werkfeuerwehr, die eine Wache und 65 Personen umfasst.

Aktuelle Entwicklungen Bearbeiten

Gedenken Bearbeiten

1993 wurde ein Gedenkstein für die Opfer der NS-Psychiatrie eingeweiht. Seit 1996 beteiligt sich das Pfalzklinikum jährlich im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. 2003 wurde die Ausstellung „Euthanasie in Hadamar und Klingenmünster“ gezeigt, die von mehr als 25.000 Menschen besucht wurde. Seit 2004 wird ein Teil des Klinikfriedhofs zu einer Gedenkstätte umgestaltet. 2012 machte die Wanderausstellung „NS-Psychiatrie in der Pfalz“ des Pfalzklinikums in Klingenmünster Station.[9][10] Von Januar bis April 2014 zeigte das Pfalzklinikum die Ausstellung Im Gedenken der Kinder. Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit.[11]

Ambulante Versorgung Bearbeiten

Dem Trend zur ambulanten Behandlung folgend hat das Pfalzklinikum folgende Einrichtungen ausgebaut: acht psychiatrische Institutsambulanzen an den Standorten der Kliniken und Tageskliniken für Erwachsene, drei psychiatrische Institutsambulanzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (IAP) in Klingenmünster, Kaiserslautern, Pirmasens und Speyer, eine forensisch-psychiatrische Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie, den ambulanten psychiatrischen Pflege- und Betreuungsdienst (appb), und eine Tagesstätte für Menschen mit Demenz.

Interdisziplinäres Schlafzentrum Bearbeiten

Das Schlafzentrum des Pfalzklinikums ist eine seit 1988 existierende, spezialisierte Einheit, in welcher Schlafstörungen erkannt und behandelt werden können. 2001 wurde es auf 10 Behandlungseinheiten ausgebaut.

Klinik für Neurologie Bearbeiten

Die Klinik für Neurologie befindet sich seit 2006 in einem neu errichteten Gebäude. Die Station verfügt nun über 54 Betten. Die technische Ausstattung umfasst einen Spiral-Computertomographen, einen Kernspintomographen sowie Röntgen- und Ultraschalldiagnostik und elektrophysiologische Techniken.

Verkehr Bearbeiten

Unmittelbar östlich führt die Bundesstraße 48 vorbei. Die Klinik ist über eine Bushaltestelle angebunden, die von mehreren Buslinien bedient wird, beispielsweise der Linie 531, die von Landau in der Pfalz nach Annweiler am Trifels führt und der Linie 540 von Landau nach Bad Bergzabern.

Wirkungsgeschichte Bearbeiten

In der Pfalz, hauptsächlich in der Süd- und Vorderpfalz, und auch im jenseits des Rheins gelegenen Nordbaden wird über einen Menschen, dem man psychische Probleme unterstellt, mitunter abschätzig gesagt: „Der gehört nach Klingenmünster!“

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Kurt Heinrich (1925–2015), Mediziner und Psychiater, amtierte von 1971 bis 1972 als Leitender Direktor
  • Otfried K. Linde (1932–2019), Pharmazeut und Volkswirtschaftler, bekleidete jahrelang die Position des Pharmaziedirektors
  • Gerhart Mall (1909–1983), Psychiater, Neurologe und Psychologe, 1952 bis 1971 Medizinalrat und Direktor
  • Dörthe Muth (1932–2019), Politikerin und Richterin, war als Mitglied des Bezirkstages Pfalz Teil des Krankenhausausschusses, der für die Belange Klinik zuständig war
  • Friedrich Wilhelm Rebenack (1791–1866), bayerischer Beamter und Landtagsabgeordneter, starb vor Ort
  • Alexander Sand (1928–2013), katholischer Theologe und Neutestamentler, wirkte vor Ort als Pfarrer
  • Herbert Stoll (1905–1962), Mundartdichter, wurde zwischen 1950 und 1954 viermal vor Ort eingewiesen

Literatur Bearbeiten

  • Christof Beyer: Von der Kreisirrenanstalt zum Pfalzklinikum. Eine Geschichte der Psychiatrie in Klingenmünster. Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2009, ISBN 978-3-927754-68-3.
  • Gabriele Carpano-Diehl: Euthanasie-Verdacht in der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster 1944–1946. Tectum, Marburg 2012.
  • Die Rheinpfalz: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Euthanasie-Verdacht. 1993.
  • Bernhard Kukatzki: Töteten NS-Ärzte auch in Klingenmünster? Eine Dokumentation über den Umgang mit der Vergangenheit der Pfalzklinik Landeck. Schifferstadt 1993.
  • Otfried K. Linde: Eugenik und „Euthanasie“ im NS-Staat – ihre Wurzeln und was von ihnen übrig blieb. In: Albert H. Keil, Gemeinde Dirmstein (Hrsg.): „Dirmstein erinnert sich“. Tage des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Dirmstein 2009 (Online [PDF; 333 kB]).
  • Karl Scherer, Otfried K. Linde und Roland Paul (Hrsg.): Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster 1933–1945. Psychiatrie im Nationalsozialismus. Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 1998, ISBN 3-927754-34-X (2 weitere Auflagen).
  • Otfried Linde u. a.: Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster 1933–1945 (= Beiträge zur pfälzischen Geschichte. Band 14). Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2003.
  • M. Müller: Töteten NS-Ärzte auch in Klingenmünster? In: Rheinpfalz. Nr. 138, 1993.
  • Monika Pritzel, Reinhard Steinberg (Hrsg.): 150 Jahre Pfalzklinikum. Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Klingenmünster. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-515-10091-5.
  • H. Reinhard: Schatten einer dunklen Zeit. In: Speyerer Tagespost. 1993.
  • Heinrich von Schmidt: Die pfälzische Kreis-Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster. G. H. Fix, Landau (Pfalz) 1926.
  • Heinrich von Schmidt: Die pfälzische Kreis-Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster. Lindner, Düsseldorf 1929.
  • Wirtschaftsfaktor Pfalzklinikum. In: Ludwigshafener Rundschau. Ludwigshafen 2012.
  • Bezirksverband Pfalz, Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie (Hrsg.): NS-Psychiatrie in der Pfalz. Klingenmünster 2012 (Katalog zur gleichnamigen Wanderausstellung).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Pfalzklinikum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Zahlen und Fakten. Abgerufen am 9. April 2015.
  2. Ludwigshafener Rundschau regional: Wirtschaftsfaktor Pfalzklinikum. 2012.
  3. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Standorte. Abgerufen am 9. April 2015.
  4. a b Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Fort- und Weiterbildung (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 29. März 2015.
  5. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Gesundheits- und Krankenpflege (Memento vom 4. April 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 9. April 2015.
  6. Monika Pritzel, Reinhard Steinberg (Hrsg.): 150 Jahre Pfalzklinikum. Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Klingenmünster. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-515-10091-5, S. 31.
  7. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Studiengang Gesundheit und Pflege (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 29. März 2015.
  8. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Stipendien für Medizinstudierende (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 29. März 2015.
  9. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Gedenkarbeit. Abgerufen am 8. April 2015.
  10. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Aktuelles. Abgerufen am 8. April 2015.
  11. Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie: Gedenkarbeit. Abgerufen am 9. April 2015.