Olympische Sommerspiele 2000/Leichtathletik – 800 m (Männer)

Der 800-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde am 23., 25. und 27. September 2000 im Stadium Australia ausgetragen. 61 Athleten nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 800-Meter-Lauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 61 Athleten aus 48 Ländern
Wettkampfort Stadium Australia
Wettkampfphase 23. September 2000 (Vorrunde)
25. September 2000 (Halbfinale)
27. September 2000 (Finale)
Medaillengewinner
Nils Schumann (Deutschland GER)
Wilson Kipketer (Danemark DEN)
Djabir Saïd-Guerni (Algerien ALG)
Das frühere ANZ Stadium von Sydney während der Olympischen Spiele 2000

Olympiasieger wurde der Deutsche Nils Schumann. Er gewann vor dem für Dänemark startenden geborenen Kenianer Wilson Kipketer und dem Algerier Djabir Saïd-Guerni.

Auch der Schweizer André Bucher erreichte das Finale und wurde dort Fünfter.
Athleten aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Titelträger Bearbeiten

Olympiasieger 1996 Vebjørn Rodal (Norwegen  Norwegen) 1:42,58 min Atlanta 1996
Weltmeister 1999 Wilson Kipketer (Danemark  Dänemark) 1:43,30 min Sevilla 1999
Europameister 1998 Nils Schumann (Deutschland  Deutschland) 1:44,89 min Budapest 1998
Panamerikanischer Meister 1999 Johnny Gray (Vereinigte Staaten  USA) 1:45,38 min Winnipeg 1999
Zentralamerika und Karibik-Meister 1999 Ian Roberts (Guyana  Guyana) 1:46,85 min Bridgetown 1999
Südamerika-Meister 1999 Hudson de Souza (Brasilien  Brasilien) 1:49,82 min Bogotá 1999
Asienmeister 2000 Mehdi Jelodarzadeh (Iran  Iran) 1:49,80 min Jakarta 2000
Afrikameister 2000 Djabir Saïd-Guerni (Algerien  Algerien) 1:45,88 min Algier 2000
Ozeanienmeister 2000 Isireli Naikelekelevesi (Fidschi  Fidschi) 1:51,49 min Adelaide 2000

Rekorde Bearbeiten

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 1:41,11 min Wilson Kipketer (Danemark  Dänemark) Köln, Deutschland 24. August 1997[1]
Olympischer Rekord 1:42,58 min Vebjørn Rodal (Norwegen  Norwegen) Finale OS Atlanta, USA 31. Juli 1996

Rekordverbesserungen Bearbeiten

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Die schnellste Zeit erzielte der spätere Olympiadritte Djabir Saïd-Guerni aus Algerien mit 1:44,19 min im zweiten Halbfinale am 25. September. Den Rekord verfehlte er damit um 1,61 Sekunden. Zum Weltrekord fehlten ihm 3,08 Sekunden.

Es gab einen neuen Landesrekord:

Vorrunde Bearbeiten

Insgesamt wurden acht Vorläufe absolviert. Für das Viertelfinale qualifizierten sich pro Lauf die ersten zwei Athleten. Darüber hinaus kamen die acht Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser, weiter. Die direkt qualifizierten Läufer sind hellblau, die Lucky Loser hellgrün unterlegt.

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.

Vorlauf 1 Bearbeiten

23. September 2000, 10:45 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min) Anmerkung
1 Andrea Longo Italien  Italien 1:46,32
2 Vebjørn Rodal Norwegen  Norwegen 1:46,76
3 James McIlroy Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 1:47,44
4 Roman Oravec Tschechien  Tschechien 1:47,66
5 Vanco Stajanov Mazedonien 1995  Mazedonien 1:47,71
6 Rich Kenah Vereinigte Staaten  USA 1:47,85
7 Kim Soon-hyung Korea Sud  Südkorea 1:48,49
DSQ Mohammed Al-Kafraini Jordanien  Jordanien DSQ nach IAAF Rule 163.3, Übertreten der Bahnbegrenzung[2]

Vorlauf 2 Bearbeiten

23. September 2000, 10:52 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Nils Schumann Deutschland  Deutschland 1:47,76
2 Djabir Saïd-Guerni Algerien  Algerien 1:47,95
3 Arthémon Hatungimana Burundi  Burundi 1:48,14
4 Zachary Whitmarsh Kanada  Kanada 1:48,42
5 David Matthews Irland  Irland 1:48,77
6 Andrew Hart Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 1:48,78
7 Isireli Naikelekelevesi Fidschi  Fidschi 1:49,61

Vorlauf 3 Bearbeiten

23. September 2000, 10:59 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Hezekiél Sepeng Sudafrika  Südafrika 1:47,46
2 Adem Hecini Algerien  Algerien 1:47,62
3 Joseph Mutua Kenia  Kenia 1:47,86
4 Dmitri Bogdanow Russland  Russland 1:48,14
5 Roberto Parra Spanien  Spanien 1:48,19
6 Robert True Liberia  Liberia 1:48,79
7 Mohamed Habib Bel Hadj Tunesien  Tunesien 1:49,14
8 Jorge Duvane Mosambik  Mosambik 1:52,97

Vorlauf 4 Bearbeiten

23. September 2000, 11:06 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min) Anmerkung
1 Wilson Kipketer Danemark  Dänemark 1:45,57
2 Glody Dube Botswana  Botswana 1:46,17
3 Johan Botha Sudafrika  Südafrika 1:46,91
4 Crispen Mutakanyi Simbabwe  Simbabwe 1:47,66
5 José Manuel Cerezo Spanien  Spanien 1:48,11
6 Artjom Mastrow Russland  Russland 1:49,89
7 Ian Roberts Guyana  Guyana 1:52,32
8 Marvin Watts Jamaika  Jamaika 1:59,97 Wildcard nach IAAF Rule 163.2a, Behinderung durch einen Gegner[2]

Vorlauf 5 Bearbeiten

23. September 2000, 11:13 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Pawel Pelepjagin Belarus 1995  Belarus 1:46,47
2 Jean-Patrick Nduwimana Burundi  Burundi 1:46,78
3 Mahjoub Haïda Marokko  Marokko 1:47,14
4 William Yiampoy Kenia  Kenia 1:47,35
5 João Pires Portugal  Portugal 1:47,61
6 Abdou Ibrahim Youssef Katar  Katar 1:53,23
7 Naseer Ismail Malediven  Malediven 1:56,67
8 Faig Bagirow Aserbaidschan  Aserbaidschan 1:57,39

Vorlauf 6 Bearbeiten

23. September 2000, 11:20 Uhr

Platz Name Nation Zeit (s)
1 Juri Borsakowski Russland  Russland 1:45,39
2 Japheth Kimutai Kenia  Kenia 1:45,60
3 Grant Cremer Australien  Australien 1:45,86
4 Balázs Korányi Ungarn  Ungarn 1:46,21
5 Bryan Woodward Vereinigte Staaten  USA 1:47,64
6 Mehdi Jelodarzadeh Iran  Iran 1:47,91
7 Mohamed Haidara Bahrain 1972  Bahrain 1:56,64
DNS Mohammed Yagoub Sudan  Sudan

Vorlauf 7 Bearbeiten

23. September 2000, 11:27 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Khalid Tighazouine Marokko  Marokko 1:46,33
2 André Bucher Schweiz  Schweiz 1:46,51
3 Viktors Lācis Lettland  Lettland 1:46,94
4 Osmar dos Santos Brasilien  Brasilien 1:47,05
5 Milton Browne Barbados  Barbados 1:47,63
6 Nathan Kahan Belgien  Belgien 147,69
7 Panagiotis Stroubakos Griechenland  Griechenland 1:47,96

Vorlauf 8 Bearbeiten

23. September 2000, 11:34 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Werner Botha Sudafrika  Südafrika 1:47,85
2 Mouhssin Chehibi Marokko  Marokko 1:48,51
3 Bram Som Niederlande  Niederlande 1:48,58
4 Kristopher McCarthy Australien  Australien 1:48,92
5 Mark Everett Vereinigte Staaten  USA 1:49,77
6 Paskar Owor Uganda  Uganda 1:49,99
7 Witalie Cerches Moldau Republik  Moldau 1:52,15
8 Puntsag-Ochiryn Pürevsüren Mongolei  Mongolei 1:56,29

Halbfinale Bearbeiten

In den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich pro Lauf die ersten zwei Athleten für das Finale. Darüber hinaus kamen die zwei Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser, weiter. Die direkt qualifizierten Läufer sind hellblau, die Lucky Loser hellgrün unterlegt.

Lauf 1 Bearbeiten

 
Vebjørn Rodal – hier angetreten als Olympiasieger von 1996 – erreichte als Siebter des ersten Halbfinals nicht den Endlauf

25. September 2000, 22:55 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min) Anmerkung
1 Nils Schumann Deutschland  Deutschland 1:44,22
2 André Bucher Schweiz  Schweiz 1:44,38
3 Glody Dube Botswana  Botswana 1:44,70 NR
4 Hezekiél Sepeng Sudafrika  Südafrika 1:44,85
5 William Yiampoy Kenia  Kenia 1:45,88
6 James McIlroy Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 1:46,39
7 Vebjørn Rodal Norwegen  Norwegen 1:48,73
8 Mouhssin Chehibi Marokko  Marokko 1:49,88

Lauf 2 Bearbeiten

25. September 2000, 23:12 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Djabir Saïd-Guerni Algerien  Algerien 1:44,19
2 Juri Borsakowski Russland  Russland 1:44,33
3 Khalid Tighazouine Marokko  Marokko 1:45,38
4 Johan Botha Sudafrika  Südafrika 1:45,49
5 Japheth Kimutai Kenia  Kenia 1:45,64
6 Jean-Patrick Nduwimana Burundi  Burundi 1:46,98
7 Pawel Pelepjagin Belarus 1995  Belarus 1:50,37
8 Grant Cremer Australien  Australien 1:52,57

Lauf 3 Bearbeiten

25. September 2000, 23:29 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Wilson Kipketer Danemark  Dänemark 1:44,22
2 Andrea Longo Italien  Italien 1:44,49
3 Adem Hecini Algerien  Algerien 1:45,08
4 Mahjoub Haïda Marokko  Marokko 1:46,35
5 Werner Botha Sudafrika  Südafrika 1:46,53
6 Viktors Lācis Lettland  Lettland 1:47,24
7 Balázs Korányi Ungarn  Ungarn 1:47,35
8 Marvin Watts Jamaika  Jamaika 1:47,68
Osmar dos Santos Brasilien  Brasilien

Finale Bearbeiten

 
Olympiasieger in einem sehr engen Rennen
wurde Nils Schumann (hier an dritter Stelle
liegend in einem Rennen des Jahres 2008)

27. September 2000, 20:20 Uhr

Platz Name Nation Zeit (s) Anmerkung
1 Nils Schumann Deutschland  Deutschland 1:45,08
2 Wilson Kipketer Danemark  Dänemark 1:45,14
3 Djabir Saïd-Guerni Algerien  Algerien 1:45,16
4 Hezekiél Sepeng Sudafrika  Südafrika 1:45,29
5 André Bucher Schweiz  Schweiz 1:45,40
6 Juri Borsakowski Russland  Russland 1:45,83
7 Glody Dube Botswana  Botswana 1:46,24
DSQ Andrea Longo Italien  Italien DSQ nach IAAF Rule 163.2, Behinderung[2]

Für das Finale hatten sich Athleten aus acht Nationen qualifiziert.

Nach den großen internationalen Leichtathletikveranstaltungen im Vorfeld der Spiele von Sydney hatte sich ein Feld von Favoriten für dieses Rennen herauskristallisiert. Dazu gehörten in erster Linie der amtierende Weltmeister und Weltrekordler Wilson Kipketer, ein geborener Kenianer, der für Dänemark startete, der Algerier Djabir Saïd-Guerni, der Schweizer André Bucher und Juri Borsakowski aus Russland. Hinzu kamen der Südafrikaner Hezekiél Sepeng als Silbermedaillengewinner von 1996 und Vizeweltmeister sowie der deutsche Europameister Nils Schumann, der verletzungsbedingt allerdings erst sehr spät in die Saison eingestiegen war, in den Vorentscheidungen hier in Sydney jedoch einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte.

Die erste Runde wurde von Bucher angeführt, gefolgt vom Italiener Andrea Longo und Schumann. Mit 53,43 s gab es eine sehr mäßige 400-Meter-Zwischenzeit, das Läuferfeld blieb zusammen. Longo legte sich eingangs der letzten Runde neben Bucher und lief mit ihm Schulter an Schulter. Hinter den beiden folgten Schumann und Saïd-Guerni. Auf der Gegengeraden wurde das Tempo langsam höher. Zu Beginn der letzten Kurve zog Borsakowski außen an Saïd-Guerni und Schumann vorbei. Longo versuchte, eine gute Ausgangsposition zu finden, und drängte dabei Bucher von der Bahn. Der Schweizer setzte das Rennen unmittelbar vor Schumann fort. Eingangs der Zielgeraden beschleunigte Schumann deutlich und zog an den vor ihm liegenden Läufern vorbei in die Führungsposition. Es entstand eine kleine Lücke zwischen dem Deutschen und den Verfolgern. Kipketer forcierte nun ebenfalls und setzte sich an die zweite Stelle. Auf den letzten Metern kam er Schumann noch einmal näher und es wurde sehr knapp. Saïd-Guerni spurtete vorbei an Borsakowski und Bucher, sodass auch er den beiden Spitzenreitern nun sehr nahekam. Nils Schumann gewann das Rennen schließlich mit einem Vorsprung von sechs Hundertstelsekunden auf Wilson Kipketer. Djabir Saïd-Guerni errang nur zwei Hundertstelsekunden hinter dem Weltmeister die Bronzemedaille. Hezekiél Sepeng kam noch auf den vierten Platz vor André Bucher und Juri Borsakowski.

Es war eines der knappsten 800-Meter-Rennen in der olympischen Geschichte. Die ersten drei Läufer trennten nur acht Hundertstelsekunden, der Vierte Sepeng kam 21 Hundertstelsekunden, der Fünfte Bucher 32 Hundertstelsekunden später als der Sieger ins Ziel. Andrea Longo, der als Sechster noch vor Borsakowski und dem Botswaner Glody Dube über die Ziellinie gelaufen war, wurde nachträglich wegen Behinderung Buchers disqualifiziert.

Nils Schumann war der erste deutsche Olympiasieger im 800-Meter-Lauf.

Wilson Kipketer gewann die erste dänische Medaille in dieser Disziplin, Djabir Saïd-Guerni die erste algerische.

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Men), 800 m - Men, abgerufen am 21. Januar 2022
  2. a b c Wettkampfregeln der IAAF, Seite 73 (Memento des Originals vom 21. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leichtathletik.de, abgerufen am 19. März 2018