Klisino (deutsch Gläsen, auch Groß-Gläsen) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Der Ort liegt in der Gmina Głubczyce im Powiat Głubczycki in der Woiwodschaft Oppeln in Polen.

Klisino
Gläsen
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Klisino Gläsen (Polen)
Klisino
Gläsen (Polen)
Klisino
Gläsen
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Głubczyce
Gmina: Głubczyce
Geographische Lage: 50° 18′ N, 17° 49′ OKoordinaten: 50° 18′ 15″ N, 17° 48′ 38″ O
Höhe: 210–240 m n.p.m.
Einwohner: 640 (17. Juni 2010[1])
Postleitzahl: 48-100
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OGL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 417 LaskowiceRacibórz
Nächster int. Flughafen: Katowice



Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Das Angerdorf Klisino liegt zwölf Kilometer nördlich der Kreisstadt und des Gemeindesitzes Głubczyce (Leobschütz) sowie 57 Kilometer südwestlich der Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der Płaskowyż Głubczycki (Leobschützer Lößhügelland). Nördlich des Dorfes, am Weiler Klisinko, fließt die Osobłoga (Hotzenplotz). Durch den Ort verläuft die Woiwodschaftsstraße Droga wojewódzka 417.

Ortsteile Bearbeiten

Zu Klisino gehört der Weiler Klisinko (Klein Gläsen).

Nachbarorte Bearbeiten

Nachbarorte von Klisino sind im Westen Racławice Śląskie (Deutsch Rasselwitz), im Osten Szonów (Schönau) und im Süden Kietlice (Kittelwitz).

Geschichte Bearbeiten

 
Heilig-Kreuz-Kirche
 
Schloss Gläsen

Der Ort wurde 1195 erstmals als Glozeno erwähnt.[2] Der Ort wurde 1245 als Clyzino, 1415 als Glesen, 1439 als Glezin, 1447 als Gleczin sowie 1679 als Giesen erwähnt.[3] Für das Jahr 1447 ist eine Pfarrei in Gläsen belegt.[4]

1592 wurde der Ort durch ein Feuer größtenteils zerstört. Darauf ließ der damalige Besitzer von Cerschaw eine steinerne Kirche errichten.[2]

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Gläsen mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen.

Bis 1816 gehörte Gläsen ursprünglich zum Neustädter Kreise.[5] Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Gläsen ab 1816 zum Landkreis Leobschütz im Regierungsbezirk Oppeln. 1845 bestanden im Dorf ein Schloss, eine katholische Pfarrkirche, eine katholische Schule, eine Brennerei, eine Brauerei und 138 Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Gläsen 880 Menschen, davon 10 evangelisch. Zu Gläsen gehörte der Weiler Klein-Gläsen, welcher eine Wassermühle und Brauerei besaß.[6] 1861 zählte Gläsen 1016 Einwohner sowie 21 Bauern, 22 Gärtner- und 64 Häuslerstellen. Die katholische Schule im Ort zählte im gleichen Jahr 174 Schüler.[2] 1874 wurde der Amtsbezirk Gläsen gegründet, welcher die Landgemeinden Berndau, Gläsen, Schönau und Thomnitz und die Gutsbezirke Berndau und Gläsen umfasste. Erster Amtsvorsteher war de Rittergutsbesitzer Erdmann von Prittwitz in Gläsen.[7]

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten in Gläsen 764 Personen für einen Verbleib bei Deutschland und 2 für Polen. Gläsen verblieb wie der gesamte Stimmkreis Leobschütz beim Deutschen Reich.[8] Nach einem schweren Unwetter am 5. August 1921 wurden große Teile des Dorfes überschwemmt. 1933 zählte der Ort 944 Einwohner, 1939 wiederum 888. Bis 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Leobschütz.[9] Am 17. März 1945 nahm die Rote Armee Gläsen ein. Die deutsche Zivilbevölkerung floh kurz zuvor in die Nähe von Budweis. Ein Großteil der dörflichen Bebauung wurde durch Brandschatzung zerstört. Während des Krieges fielen 72 Soldaten aus Gläsen.

1945 kam der bisher deutsche Ort unter polnische Verwaltung, wurde in Klisino umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. Im Mai und Juni 1945 kehrte ein Teil der deutschen Bevölkerung zurück nach Gläsen. Einige Häuser waren bereits durch Polen aus Ost-Polen besetzt. Durch russische und polnische Schikanen kamen 1945 22 Dorfbewohner ums Leben. Im Sommer 1946 wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben. 1950 wurde Klisino der Woiwodschaft Oppeln zugeteilt. 1999 wurde der Ort Teil des wiedergegründeten Powiat Głubczycki.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Schlosspark
  • Die römisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche (poln. Kościół Świętego Krzyża) wurde zwischen 1867 und 1869 erbaut. Bereits seit 1592 bestand im Ort eine Kirche. Der Kirchenbau steht unter Denkmalschutz.[10]
  • Das Pfarrhaus wurde 1855 errichtet. Seit 1966 steht der Bau unter Denkmalschutz.[10]
  • Das Schloss Gläsen (poln. Pałac Klisino) wurde im 17. Jahrhundert erbaut. 1758 durch einen Brand zerstört, wurde der Bau in barocken Formen wieder aufgebaut und 1906 umgebaut. Heute befindet sich im Bau eine Fürsorgeeinrichtung. Der Schlossbau steht seit 1958 unter Denkmalschutz, der angrenzende Landschaftspark seit 1984.[10]

Vereine Bearbeiten

  • Freiwillige Feuerwehr OPS Klisino
  • Fußballverein LZS Benfica Klisino

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 448–449.
  • Georg Beier: Die Dörfer des Kreises Leobschütz 1914–1946. Oberschlesischer Heimatverlag Dülmen, 1990. ISBN 3-87595-277-4

Weblinks Bearbeiten

Commons: Klisino – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gmina Głubczyce Studium uwarunkowań i kierunków zagospodarowania przestrzennego gminy Głubczyce. S. 49 (poln.)
  2. a b c Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865, S. 834
  3. Stanisław Drzażdżyński: Die Slavischen Ortsnamen des Kreises Leobschütz. Leobschütz, 1896. S. 10 Digitale Version des Werkes
  4. Walter Kuhn: Siedlungsgeschichte Oberschlesiens. Oberschlesischer Heimatverlag, Würzburg. 1954. S. 136.
  5. Andrzej Dereń: Historia Powiatu Prudnickiego. In: powiatprudnicki.pl. Abgerufen am 16. April 2022 (polnisch).
  6. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 159.
  7. Territorial Amtsbezirk Gläsen
  8. home.arcor.de (Memento vom 24. Januar 2017 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  9. Michael Rademacher: Verwaltungsgeschichte Kreis Leobschütz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  10. a b c Denkmäler Woiwodschaft Opole S. 25 (poln.)