Baguia (Bagia) ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Baucau. Verwaltungssitz ist Baguia im Suco Alawa Leten.[3]

Verwaltungsamt Baguia
Landschaft am Matebian
Verwaltungssitz Baguia
Fläche 212,18 km²[1]
Einwohnerzahl 12.962 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Afaloicai 791
Alawa Craik 1.939
Alawa Leten 985
Defawasi 908
Hae Coni 1.817
Larisula 1.190
Lavateri 1.657
Osso Huna 549
Samalari 1.521
Uacala 361
Übersichtskarte
Baguia
Baguia (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Baguia (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Geographie Bearbeiten

 
Bergwelt von Baguia

Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Baguia eine Fläche von 213,99 km².[4] Nun sind es 212,18 km².[1]

Das Verwaltungsamt liegt im Südosten der Gemeinde Baucau. Im Norden grenzt es an das Verwaltungsamt Laga, im Westen an Quelicai, im Süden an die Gemeinde Viqueque und im Osten an die Gemeinde Lautém. Einen Teil der Grenze zu Viqueque und zu Lautém bilden der Irebere (Irabere) und seine Nebenflüsse, die zum großen Teil in Baguia entspringen. Der Matebian (2316 m), an der Grenze zu Quelicai, ist der dritthöchste Berg Osttimors (nach anderen Quellen, der zweithöchste) und der höchste der Gemeinde Baucau. Zwei Kilometer vom Ort Baguia liegen die Ruinen der Schule Escola do Reino de Haudere. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerfiel sie, so dass heute nur noch die Mauern stehen.

Baguia teilt sich in zehn Sucos: Afaloicai, Alawa Craik (Alaua-Craik, Alaua Craic), Alawa Leten (Alaua-Leten), Defawasi (Defa-Uassi), Hae Coni (Hae-Coni, Haeconi), Larisula (Lari Sula), Lavateri, Osso Huna (Osso-Huna, Ossuna, Osshuna), Samalari und Uacala.

Einwohner Bearbeiten

 
Der Ort Baguia

Im Verwaltungsamt leben 11.718 Menschen (2022), davon sind 5.892 Männer und 5.826 Frauen. In Baguia gibt es 2.177 Haushalte.[2] Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Makasae. 800 Menschen sprechen als Muttersprache Naueti. Der Altersdurchschnitt beträgt 18,3 Jahre (2010,[4] 2004: 18,2 Jahre[6]).

Geschichte Bearbeiten

 
Ahnenskulpturen aus Baguia (Museum der Kulturen, Basel)
 
Rückzugsgebiet vor den indonesischen Invasoren bis 1978: Der Matebian
 
Flüchtlinge in Osttimor nach den Parlamentswahlen 2007.[7]

Mehrere tausend Jahre alte Felsmalereien zeugen von einer langen Besiedlung der Region um Baguia.[8]

Am 10. Juni 1959 griffen während der Viqueque-Rebellion Aufständische das portugiesische Fort in Baguia an. Der Angriff konnte zurückgeschlagen werden, woraufhin sich die Rebellen wieder in die Region Uato-Lari/Uatucarbau zurückzogen.[9]

Baguias gebirgiges Gelände war 1976 ein Rückzugsgebiet der FALINTIL, die gegen die indonesischen Invasoren kämpfte. Hier gründeten sie eine base de apoio, eine Widerstandsbasis, die Zuflucht für Flüchtlinge aus Lospalos, Baguia, Iliomar und Uatucarbau bot. Später wurde die Basis von den Indonesiern zerstört.[10]

Nach dem Fall der Widerstandsbasis am Matebian Ende November 1978 kamen Tausende Menschen in den Ort Baguia. Ihnen wurde verboten sich weiter vom Ort zu entfernen und wurden streng bewacht. Cholera, Durchfall und Tuberkulose brachen aus. Allein von den Menschen, die aus Osso Huna stammten, starben 280 Personen. Andere Dorfgemeinschaften beklagen über 500 Tote.[10]

Im Ort Baguia und in Ledana (Suco Lavateri) gab es Ende 1979 indonesische Lager für Osttimoresen, die zur besseren Kontrolle von den Besatzern umgesiedelt werden sollten.[10]

Am 10. August 2007 wurde während der Unruhen nach den Parlamentswahlen 2007 der Konvent der Salesianer Don Boscos mit dem angeschlossenen Waisenhaus überfallen. Dabei wurden neun Mädchen darunter eine Achtjährige vergewaltigt. Davor verwüsteten die Randalierer den gesamten Konvent. Der Vorfall sorgte für großes Aufsehen und gilt als einer der schlimmsten Vorfälle während der Unruhen. Bei den Tätern soll es sich angeblich um Unterstützer der FRETILIN handeln.[11] Am Tag darauf wurde ein 16-jähriger, dem die Vergewaltigung des Kindes angelastet wird, verhaftet.[12] Mehrere Menschen flohen in Baguia aufgrund der Unruhen aus ihren Häusern.[7]

Mitte Juli 2010 zerstörte ein Erdrutsch nach schweren Regenfällen im damaligen Subdistrikt zehn Häuser und 20 Hektar Reisfelder.[13]

Am 8. März 2015 überfiel eine Gruppe um 2 Uhr morgens die lokale Polizeistation mit Schusswaffen und selbstgemachten Sprengsätzen. Drei Polizisten, die als Leibwächter von Parlamentspräsident Vicente da Silva Guterres in dem Gebäude übernachteten, wurden verletzt. Der Parlamentspräsident war für die Beerdigung eines Verwandten im Ort und befand sich in einem nahegelegenen Gebäude, ear aber wohl nicht das Ziel des Angriffs und blieb auch unverletzt. Neben der Polizeiwache brannten auch das Haus des örtlichen Liurais und mindestens zwei weitere Häuser. Auch Fahrzeuge wurden beschädigt. Laut Polizeiquellen sollen die Angreifer dem Konseilu Revolusionariu Maubere (KRM, deutsch Revolutionärer Rat Maubere) um Mauk Moruk angehören.[14] Dieser bestritt eine Beteiligung des KRM.[15]

Politik Bearbeiten

 
Sitz des Verwaltungsamts Baguia
 
Administrator António dos Ramos (2013)

Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. Ab 2009[16] hatte António dos Ramos das Amt mindestens bis 2022 inne.[17][18]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Markt in Baguia

Die Häuser sind zumeist aus Bambus mit einem Strohdach. Reis wird in den unteren Lagen auf Terrassen angebaut, weiter oben wachsen Mais und Bohnen. 65 % der Haushalte bauen Maniok an, 62 % Mais, 54 % Kokosnüsse, 35 % Reis, 25 % Kaffee und 46 % Gemüse.[19] Wasserbüffel werden zum Pflügen des Landes verwendet. Die meisten Orte sind nur mit sehr schlechten Straßen angebunden und können deswegen nur zu Fuß erreicht werden. Die anderen Dörfer werden täglich von einem Bus oder Lastwagen angefahren, die Menschen und Waren transportieren. Auf diese Weise ist von Baguia auch die Gemeindehauptstadt Baucau in vier Stunden zu erreichen. Unregelmäßig gibt es von Baguia aus einen Bus, der in sieben Stunden zur Landeshauptstadt Dili fährt. Telefon und Postdienst gibt es nur begrenzt. Nur der Hauptort Baguia verfügt über Strom aus einem Generator, der nur von sieben Uhr abends bis Mitternacht läuft.

Zweimal die Woche findet im Ort Baguia ein Markt statt.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Partnerschaft Bearbeiten

Das Verwaltungsamt Baguia ist mit der australischen Stadt Stonnington City eine Partnerschaft eingegangen. Unter der Marke Friends of Baguia verkauft der Partnerschaftsverein australische Weine zur Unterstützung von Baguia.

Galerie Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Baguia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015 (Memento des Originals vom 17. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistics.gov.tl, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. a b Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  5. a b Seeds of Life
  6. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14,0 MB)
  7. a b Internal Displacement Monitoring Centre (Memento vom 24. September 2011 im Internet Archive) (PDF; 464 kB)
  8. SAPO: Colar de conchas com 6.500 anos ajuda a datar comunidades em Timor-Leste, 3. August 2015 (Memento des Originals vom 25. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/noticias.sapo.tl, abgerufen am 15. Oktober 2015.
  9. Ernest Chamberlain: The 1959 Rebellion in East Timor: Unresolved Tensions and an Unwritten History (Memento des Originals vom 12. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tlstudies.org, abgerufen am 7. September 2013
  10. a b c „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  11. UCAN:, 15. August 2007, Convent girls raped, church property destroyed as new PM takes office
  12. Reuters, 13. August 2007, Youth arrested over alleged rape at E.Timor convent (Memento des Originals vom 10. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reuters.com
  13. Radio Timor-Leste, 15. Juli 2010
  14. SAPO Notícias: Governo a tomar medidas para controlar situação em Baguia, 8. März 2015 (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/noticias.sapo.tl, abgerufen am 8. März 2015.
  15. SAPO Notícias: Mauk Moruk nega envolvimento no ataque à esquadra da vila timorense de Baguia, 10. März 2015 (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/noticias.sapo.tl, abgerufen am 11. März 2015.
  16. Jornal da República: DESPACHO No.27/MAEOT/2009, abgerufen am 20. Januar 2018.
  17. Jornal da República: RESOLUÇÃO DO GOVERNO N.º 34/2016 de 12 de Outubro, abgerufen am 12. Januar 2024.
  18. Tatoli: Admínistradór Baguia husu kria kondisaun área remota molok aplika subsídiu transporte, 23. Januar 2022, abgerufen am 23. Januar 2022.
  19. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)

Koordinaten: 8° 38′ S, 126° 40′ O