Avers GR

Gemeinde im Kanton Graubünden, Schweiz
GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Aversf zu vermeiden.

Avers (im walserischen Ortsdialekt Òòver(s) [ɔːfər ɔːfərs],[5] rätoromanisch Avras) ist eine politische Gemeinde im oberen Teil des Averstals, einem Nebental des Hinterrheins in der Region Viamala im Schweizer Kanton Graubünden.

Avers
Wappen von Avers
Wappen von Avers
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Viamalaw
BFS-Nr.: 3681i1f3f4
Postleitzahl: 7447

7448 Juf

Koordinaten: 759344 / 149089Koordinaten: 46° 28′ 27″ N, 9° 30′ 49″ O; CH1903: 759344 / 149089
Höhe: 1960 m ü. M.
Höhenbereich: 1554–3199 m ü. M.[1]
Fläche: 93,14 km²[2]
Einwohner: 168 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 2 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
6,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.gemeindeavers.ch
Lage der Gemeinde
Karte von AversLago di LeiLago di Monte SplugaLago di LuzzoneLai da MarmoreraSufnerseeZervreilaseeItalienKanton TessinRegion AlbulaRegion ImbodenRegion MalojaRegion MoesaRegion PlessurRegion SurselvaAndeerAvers GRCazisDomleschgFerrera GRFerrera GRFlerdenFlerdenFürstenau GRMaseinMuntogna da SchonsRheinwaldRongellenRothenbrunnenScharansSils im DomleschgSufersThusisThusisTschappinaUrmeinZillis-Reischen
Karte von Avers
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Wappen Bearbeiten

Blasonierung: Schrägrechts geteilt von Silber und Schwarz, in Silber ein springender schwarzer, rot bewehrter Steinbock

Das Wappen entspricht demjenigen des Kreises Avers, das nach einem Siegel der Landschaft gestaltet wurde: der stehende Steinbock wurde durch die Schrägteilung ergänzt, um das Wappen von demjenigen des Gotteshausbundes zu unterscheiden.

Name Bearbeiten

Das Avers (der Name der Gemeinde wird von den Einheimischen immer mit Artikel gebraucht und mit langem, dunklem A ausgesprochen) ist eine deutschsprachige Insel (Walserdeutsch) im ursprünglich rätoromanischen Sprachgebiet. Der Talname wurde erstmals 1292 erwähnt und steht wahrscheinlich in Beziehung zur Ortschaft Avero nordöstlich von San Giacomo bei Chiavenna; demnach würde er die «Alpweiden von Avero» bezeichnen.[6]

Geographie Bearbeiten

 
Capettawald

Mit 1960 m ü. M. ist Avers die höchstgelegene politische Gemeinde der Schweiz. Der zum Avers gehörige Weiler Juf gilt mit 2126 m ü. M. als höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung in Europa. Das ganze Obertal ab Cresta liegt über der Waldgrenze. In Cresta stehen die Gemeindekanzlei, die Schule (Primarschule, Einklassenschule für sechs Jahrgänge) und die Kirche. Die Gemeinde besteht aus verschiedenen Fraktionen: Campsut (1668 m), Cröt (1715 m), Cresta (1958 m, Hauptort der Gemeinde), Pürt (1921 m), Am Bach (1959 m), Juppa (2004 m), Podestatsch Hus (2046 m) und Juf (2126 m).

Die höchsten Gipfel der weiten Bergketten rund um das Avers sind der Usser Wissberg (3052 m ü. M.), der Mittler Wissberg (3001 m ü. M.), das Tälihorn (3163 m ü. M.), das Jupperhorn (3155 m ü. M.), der Mazzaspitz (3163 m ü. M.), der Piz Turba (3018 m ü. M.), der Piz Piot (3052 m ü. M.), das Gletscherhorn (3106 m ü. M.) und das Tscheischhorn (3018 m ü. M.).

Durch das Averstal, das Haupttal der Gemeinde, fliesst der Averser Rhein, der beim Weiler Podestatsch Hus mit dem Zusammenfluss des Jufer Rheins und des Bergalgabachs gebildet wird. Der Averser Rhein nimmt im Tal zahlreiche Nebenbäche auf, die steil von den Bergflanken herunterfliessen. Bei Cröt mündet von links der Madrischer Rhein, dessen südlichster Quellbach der Prasgnolabach (im Gebiet der Gemeinde Bregaglia) ist, in den Averser Rhein. Dieser verlässt bei der Mündung des Rein da Lei das Gemeindegebiet als Ragn da Ferrara.

Im Capettawald südlich des Flusses stehen zahlreiche mehrhundertjährige Arven und Lärchen.[7]

Über die Bergketten rings um das weit verzweigte Gemeindegebiet führen zahlreiche Fusswege in die Nachbartäler. Einige der wichtigeren Übergänge sind der Passo del Scengio, unter welchem eine Fahrstrasse in einem Tunnel zum Stausee Lei führt, der Prasgnolapass, der Val-da-Rodapass, der Bergalgapass, die Fuorcla de la Valletta, der Stallerberg, die Fallerfurgga und die Tällifurgga.

Geschichte Bearbeiten

Das Tal wurde erst ab dem 11. Jahrhundert, nämlich durch das Hospiz St. Peter auf dem Septimerpass, mit einer romanischen Bevölkerung besiedelt; mehrere Örtlichkeitsnamen wie Cresta, Juf oder Juppa zeugen von dieser Zeit. Nach 1280 liessen sich aus dem Pomatt stammende Walser auf der obersten Talstufe nieder, die sich bald schon auf die ganze Talschaft ausbreiteten und die romanische durch die deutsche (höchstalemannische) Sprache ersetzten.

Die Talschaft unterstand zuerst der Stadt Como und ab dem frühen 14. Jahrhundert dem Bischof von Chur. Die Gemeindebildung ist vielleicht schon für 1292, sicher aber für 1377 bezeugt. Das Avers schloss sich 1367 dem Gotteshausbund an, trat 1498 in ein Bündnis mit der Eidgenossenschaft und wurde 1524/26 selbständige Gerichtsgemeinde der Drei Bünde. 1525/30 führte das Avers die Reformation ein. Mit einer Fahrstrasse wurde das Avers erst 1895 erschlossen.[8]

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1645 1850 1900 1950 1960 2000[9] 2005 2010 2012 2014 2020
Einwohner 498 293 204 167 270 160 184 170 171 167 164

Sprache Bearbeiten

Die Amtssprache der Gemeinde ist Deutsch, da die Einwohner Walser sind.

Konfession Bearbeiten

Die Einwohner des Avers gehören ganz überwiegend der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden an. Die Talschaft bildet eine selbständige Kirchgemeinde.

Nationalität Bearbeiten

Von den Ende 2005 184 Bewohnern waren 179 (= 97,28 %) Schweizer Staatsangehörige.

Wirtschaft Bearbeiten

Die Haupterwerbszweige waren lange Zeit Alpwirtschaft und Viehhandel, heute spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Hotels gibt es in Juf, Juppa und Cresta, Ferienwohnungen in jedem Weiler. In Juppa gibt es drei Skilifte; dort ist auch der Ausgangspunkt der grossen Langlaufloipe. Juf ist ein beliebter Ausgangspunkt für Skitouren, oder im Sommer für Wanderungen über diverse Pässe nach Bivio oder ins Bergell.

Das Wasser fast aller Bäche des Tals und des Nebentals Madris werden oberhalb von 1950 m durch Stollen in den Val-di-Lei-Stausee abgeleitet. Der See liegt zwar auf der Alpennordseite, aber auf italienischem Gebiet; die Staumauer dagegen in der Schweiz. Erst durch den Bau des Staudamms in den 1950er-Jahren kam das Tal zu einer modernen, asphaltierten Strasse.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche, auch als Edelweisskirche bekannt.

Durch das Avers führt die Alte Averserstrasse. Sie ist eine vergleichsweise junge Strasse, da das Avers das letzte Tal Graubündens war, das eine Fahrstrasse erhielt. In einem gewaltigen Strassenbau-Programm wurden zwischen 1840 und 1897 alle Talschaften Graubündens mit vier bis fünf Meter breiten Strassen erschlossen – diejenige ins Avers erfolgte 1895. Für die Averser endeten damit auch die meisten ihrer beschwerlichen Einkaufsmärsche über den Madrisberg nach Savogno und Chiavenna.

Valerio Olgiati baut zusammen mit seiner Frau Tamara ein Ferienhaus in der Fraktion Am Bach in weiss eingefärbtem Beton.

Gemeindepartnerschaft Bearbeiten

Seit 2012 pflegt Avers eine Partnerschaft mit der Gemeinde Seuzach im Kanton Zürich.[10]

Siedlungen im Avers, vom Talschluss talabwärts Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Ina Boesch: Schauplatz Avers. Geschichte einer Landschaft. Hier und Jetzt, Zürich 2023, ISBN 978-3-03919-595-4.
  • M. Bürgi, S. Lock: Zur Geschichte der Wälder im Avers. WSL Berichte, 127. 2022.
  • Enrico Rizzi: Geschichte der Walser im Avers. Übersetzt von Bernadette Hautmann. Walservereinigung Graubünden, Chur 2022. Italienisches Original: Storia della Valle di Avers. Fondazione Enrico Monti, Anzola d’Ossola, 2014.
  • Johann Rudolf Stoffel: Das Hochtal Avers. Die höchstgelegene Gemeinde Europas. 1. Aufl. Zofinger Tagblatt, Zofingen 1938; 5. Auflage: Walservereinigung Graubünden, Chur 2019.
  • Hermann Weber: Avers. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. September 2009.
  • Hermann Weber: Avers. Aus Geschichte und Leben eines Bündner Hochtals. Terra Grischuna, Chur 1985, ISBN 9783908133148.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Avers – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Sprachatlas der deutschen Schweiz, Band V 1b.
  6. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 111.
  7. Rarität im Avers: Dieser Wald ist 600 Jahre alt auf srf.ch, 12. Februar 2023.
  8. Lorenz Joos: Avers. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 1, Paul Attinger, Neuenburg 1921, S. 504 (PDF Digitalisat).
  9. Hermann Weber: Avers. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. September 2009.
  10. Patengemeinde Seuzach - Gemeinde Avers. Abgerufen am 23. Mai 2020 (deutsch).