Das Gasthaus Zur Rippe (umgangssprachlich auch kurz Die Rippe genannt) war ein altes Berliner Traditionslokal im Nikolaiviertel aus der Zeit um 1700. Das Lokal wurde zum 1. Juni 2019 in der bis dahin bestehenden Form auf Dauer geschlossen.

Gasthaus Zur Rippe mit dem ungewöhnlichen Hauszeichen

Lage Bearbeiten

Das Gebäude steht in der Poststraße 17 Ecke Mühlendamm im Ortsteil Berlin-Mitte. Es gehört zum Ensemble des Nikolaiviertels in Alt-Berlin. Als unverwechselbares Erkennungszeichen trug das Gasthaus an der Fassade einen großen Knochen als Hauszeichen.

Geschichte Bearbeiten

Das Gasthaus mit dem ungewöhnlichen Hauszeichen wurde um 1665 zum ersten Mal aktenkundig, als ein Schneider namens Heinrich Brandeß das Gebäude erwarb, um mit dem Brauen von Bier sein Gehalt aufzubessern.

Das Lokal war nicht durchgängig eine Gaststätte; es warb aber schon um 1700 mit dem überdimensionierten Knochen an der Fassade zum Molkenmarkt, dem ältesten Markt Berlins an der meistbefahrenen Überführung der Spree. Viele Mythen ranken sich um den Knochen. Am wahrscheinlichsten handelt es sich um einen Walknochen, der als Kuriosum auf dem Molkenmarkt verkauft wurde und vom Gastwirt als Erkennungszeichen am Haus angebracht wurde. Ein anderer Mythos besagt, dass es angeblich die Rippe und das Schulterblatt eines erschlagenen Riesen aus den Müggelbergen sein soll.[1][2]

Abriss und Rekonstruktion Bearbeiten

Um 1935 wurde die Rippe – zusammen mit dem Ephraim-Palais – abgerissen, um Platz für das von den Nationalsozialisten geplante Gauforum und die neue Brücke über den Mühlendamm zu schaffen.

Im Jahr 1986 wurde die Gaststätte beim Wiederaufbau des Nikolaiviertels als Rekonstruktion einige Meter nördlich des ursprünglichen Standortes wieder errichtet, da der Magistrat von Ost-Berlin die Verbreiterung des Mühlendamms aus NS-Zeiten nicht rückgängig machen wollte. Die Gaststätte wurde von der HO betrieben und trug den historischen Namen.[3]

Auch nach dem Mauerfall und der Neuorganisation der Berliner Strukturen und Verwaltungen führte ein Gastwirt das Angebot fort. Schließlich gab er fast gleichzeitig mit weiteren Gastronomen im Nikolaiviertel sein Geschäft auf. Im Spätherbst 2019 veranstaltete der Senat von Berlin einen ersten Krisengipfel vor Ort, um Auswege aus der wirtschaftlichen und touristischen Krise zu finden. Neben fehlender Nachfrage führen auch die zahlreichen Baustellen (Molkenmarkt, Rückbau Grunerstraße, House of One) und die fehlenden Wegeinstandsetzungen zur Tristesse.[4]

Literatur Bearbeiten

  • Uwe Kieling, Johannes Althoff: Das Nikolaiviertel. Berlin (Berlin edition) 2001.
  • Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum. Berlin (Verlagshaus Braun) 2003.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Alt-Berlin. Sagen und Geschichten, Auszug bei Motzbuch de; abgerufen am 10. März 2011.
  2. Eine etwas anders formulierte Sage: Die Rippe zu Berlin, abgerufen am 10. März 2011.
  3. Ost-Berliner Telefonbuch 1989 > Zur Rippe HO, Poststr. 17, abgerufen am 28. Februar 2024.
  4. So verkommt das Nikolaiviertel im Herzen Berlins zur Geisterstadt, abgerufen am 28. Februar 2024.

Koordinaten: 52° 30′ 58,7″ N, 13° 24′ 28,5″ O