Zur Heuwaage

Wohn- und Geschäftshauses in der nordöstlichen Innenstadt von Leipzig

Zur Heuwaage ist der Name eines Wohn- und Geschäftshauses in der nordöstlichen Innenstadt von Leipzig. Der Name geht auf die städtische Großwaage, die sogenannte Heuwaage, zurück, die sich über 300 Jahre hier befand.

Zur Heuwaage (2019)

Lage und Gestalt

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Das Gebäude mit der Adresse Ritterstraße 50 ist das südöstliche Eckhaus der Einmündung der Ritterstraße in den Brühl. Das sechsgeschossige Haus ist dem Baustil des Klassizismus zuzurechnen. Es besitzt sieben Fensterachsen zur Ritterstraße und vier zum Brühl. Die Ecke ist gefast und hat in den oberen vier Etagen türhohe Fensteröffnungen. Über den Fenstern der 1. bis 3. Etage finden sich Verdachungen. Das Walmdach trägt, den Fensterachsen zugeordnet, Dachgauben. Im Erdgeschoss befinden sich Ladengeschäfte.

Geschichte

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1535 übernahmen die Zünfte der Fleischer, Schmiede, Gerber und Schuster der Stadt das Anwesen von der Familie von Wiedebach. Sie richteten hier ihr Kornhaus (Lagerhaus) ein. 1558 ließ der Rat der Stadt in dem Gebäude die städtische Heuwaage einbauen, mit der große Lasten, gegebenenfalls einschließlich Wagen, bestimmt werden konnten. Der Vorgänger war als Flachswaage bereits 1511 für den Brühl erwähnt worden.[1] 1619 erhielt die Waage ein neues Gebäude in Fachwerkbauweise, das bis 1856 bestehen blieb[2] und das häufig mit seinem 1701 entstandenen Gegenüber, dem Georgenhaus, abgebildet wurde. In den Fachwerkbau wurde 1716 eine neue Waage eingebaut (siehe unten).

Nach Abriss des Waagegebäudes entstand 1856 das bis heute bestehende Wohn- und Geschäftshaus. Es wurde im Zweiten Weltkrieg nur wenig beschädigt[3] und nach 1990 umfassend saniert.

Die Leupoldsche Waage

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1716 erteilte der Rat der Stadt dem in Leipzig lebenden Mechanicus Jacob Leupold den Auftrag, im Waagegebäude am Ende der Ritterstraße eine neue Waage für schwere Lasten zu errichten.[4] Er baute eine Einrichtung nach dem Prinzip der Schnellwaage, das heißt, durch die unterschiedliche Länge der Waagebalkenseiten muss unter Ausnutzung der Hebelgesetze nicht die Gesamtmasse des Wägeguts als Gegengewicht aufgelegt werden. Mit einem auf dem Waagebalken verschiebbaren Tariergewicht wird das Gleichgewicht hergestellt und auf einer Skala das Ergebnis der Wägung abgelesen. Durch Variation der Aufhängungen und zusätzliche Gegengewichte ließen sich vier Wägebereiche zwischen 2 und 50 Zentnern[5] einstellen und eine Genauigkeit von einem Leipziger Pfund[6] erreichen. Leupold verfasste dazu eine 14-seitige Gebrauchsanweisung.[7]

Literatur

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  • Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 315.
  • Peter Schwarz: Das tausendjährige Leipzig. Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1. Auflage. Band 1. Pro Leipzig, Leipzig 2014, ISBN 978-3-945027-04-2, S. 175.
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Commons: Heuwaage – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Peter Schwarz: Das tausendjährige Leipzig. Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1. Auflage. Band 1. Pro Leipzig, Leipzig 2014, ISBN 978-3-945027-04-2, S. 175.
  2. Die Ritterstraße 50, "Zur Heuwaage". In: Die Ritterstraße. Abgerufen am 3. März 2019.
  3. Peter Schwarz: Das tausendjährige Leipzig. Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. 1. Auflage. Band 3. Pro Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-945027-13-4, S. Karte 192/193.
  4. Leupold als Techniker. In: Deutsches Museum. Abgerufen am 3. März 2019.
  5. In Sachsen 1 Zentner = 51,4 kg
  6. 1 Leipziger Pfund = 467,625 g
  7. Jacob Leupold: Die Leipziger Heuwaage ... (Digitalisat der Originalbeschreibung). Abgerufen am 3. März 2019.

Koordinaten: 51° 20′ 31,5″ N, 12° 22′ 47,4″ O