Zillbach (Schwallungen)

Dorf in der Thüringer Gemeinde Schwallungen

Zillbach ist ein Dorf mit etwa 400 Einwohnern und gehört zur Gemeinde Schwallungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen (Thüringen).

Zillbach
Gemeinde Schwallungen
Koordinaten: 50° 42′ N, 10° 18′ OKoordinaten: 50° 42′ 15″ N, 10° 17′ 47″ O
Höhe: 337 (330–350) m ü. NN
Einwohner: 461 (10. Jan. 2015)[1]
Eingemeindung: 1. April 1992
Postleitzahl: 98590
Vorwahl: 036848
Karte
Lage von Zillbach in Schwallungen
Jagdschloss und Kirche (2017)
Jagdschloss und Kirche (2017)

Geographie

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Der Ort Zillbach befindet sich im nordwestlichen Teil des Landkreises, etwa zehn Kilometer (Luftlinie) westlich der Stadt Schmalkalden und etwa 17 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Meiningen. Zillbach liegt auf einer Hochfläche der Vorderrhön in der Nähe des Werratals.

Berge und Erhebungen

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Höchste Erhebungen sind der Oberer Vogelherd (464,9 m ü. NN), das Wasunger Dickicht (453 m ü. NN), die Mannshöhe (450,3 m ü. NN), der Distelkopf (440,4 m ü. NN) und der Platz am Pirschhaus Zehn Buchen (448 m ü. NN). Ein Großteil dieser Berge und Erhebungen sind durch Aufforstungen wieder bewaldet.

Gewässer

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Der namensgebende Zillbach hat eine Gesamtlänge von etwa sechs Kilometer. Er entspringt am Ortsrand von Zillbach, fließt in östlicher Richtung und mündet bei Schwallungen in die Werra. Der Zillbach wurde auch durch die Anlage von Fischteichen und als Mühlwasser intensiv genutzt.

Geschichte

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Georg Ernst, Fürst zu Henneberg-Schleusingen

Das Gebiet der heutigen Ortslage wurde zunächst als Waldbezirk in Urkunden, wie dem Verkaufsbrief der Frankensteiner Besitzungen an die Grafen von Henneberg im Jahr 1330, erwähnt. Die früheste Erwähnung und damit Grundlage des Ortsjubiläums im Mai 2010 war eine Niederschrift des Ortsnamens am 17. März 1185 in der Schreibweise „Czyllbach“.[2]

Dieses Waldgebiet wurde nach den hennebergischen Urkunden von 1461 bis 1505 durch zwei hessische Glasmacherfamilien (Glasmacher-Sippe Rattig und Cunz Gunckel) für die Einrichtung einer Waldglashütte gepachtet.[3] Der Ort gehörte seitdem zum hennebergischen Amt Wasungen. Aus dieser Zeit stammt auch die nachweislich älteste Gasthoffamilie Mandel aus Opfermann/Mandel, getauft als Gasthof „Zur schwarzen Henne“ nach dem Grafen von Henneberg.

Die von den Glasmachern nach wenigen Jahrzehnten ausgelichteten Wälder begünstigten die Anlage eines Jagdschlosses, welches 1543 durch Georg Ernst von Henneberg-Schleusingen erbaut wurde und bis 1759 bestand. Es wurde als ein kreisrunder, turmartiger Baukörper beschrieben und machte auf Besucher einen sehr wehrhaften Eindruck. Rings um das von einer schützenden Mauer umgebene Hauptgebäude entstanden in der Folgezeit weitere Wirtschafts- und Lagergebäude.

Nach den Erbschaftsverträgen mit den Herzögen von Sachsen fielen die Territorien der Henneberger Grafen 1583 unter gemeinschaftliche Verwaltung der ernestinischen und albertinischen Linie. Bei der realen Teilung der Hennebergischen Erbschaft im Jahr 1660 hatten sich die Herzöge von Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha wegen der zufallenden Landportion auseinanderzusetzen. Auf Grund eines 1661 errichteten Rezesses wurden die Waldungen dem Hause Weimar überlassen. Dieselben waren damals in 5 Forste geteilt: den Zillbacher, Schwallunger, Wasunger, Stepfershäuser und Ober-Forst. Bei der Landesteilung innerhalb des weimarischen Fürstenhauses kam Zillbach an die eisenacher Linie und wurde dem Amt Lichtenberg (Hintergericht) zugeteilt.[4][5] Der jagdliebende Eisenacher Herzog Johann Georg I. machte Marksuhl von 1662 bis 1672 zu seinem Residenzort, von dort besuchte er die im Umkreis errichteten Jagdschlösser bei Ruhla, Eisenach und in Zillbach.

In der Nachbarschaft des abgelegenen Zillbacher Schlosses wurden ab 1693 mit Erlaubnis von Herzog Johann Georg von Sachsen-Eisenach erste Wohnhäuser für Bauern, Bedienstete und Waldarbeiter errichtet. Diese Siedlung benötigte eine landwirtschaftliche Anbaufläche – hierzu wurden bis 1751 etwa 600 Acker Wald gerodet. Der Herzog gestattete die Errichtung weiterer Wohnhäuser – als Doppelhäuser, sie kosteten 100 Gulden. Diese Siedlung wurde ab 1784 als Colonie des Kammergutes bezeichnet und durch weitere Gebäude ergänzt. 1790 erfolgte der Neubau des heutigen Schlosses. Die landwirtschaftlichen Erträge waren nach Anfangserfolgen rasch zurückgegangen und führten zu wachsender Not und Elend bei der verschuldeten Dorfbevölkerung. Mehrere Einwohner erwarben durch die Einführung von handwerklichen Zusatzbeschäftigungen – etwa dem Holzschuhmachergewerbe, dem Kork- und Meerschaumschnitzen für den Ort eine Vorbildrolle. Dieses Gewerbe ging jedoch später durch den Wegzug nach Ruhla im Ort zu Grunde. 1879 wurden, basierend auf der Volkszählung von 1875 statistische Angaben zum Ort, inzwischen zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gehörend, publiziert.

Zillbach gehörte damals als Exklave im Meininger Herzogtum zum Amtsgerichtsbezirk Kaltennordheim und hatte in diesem Jahr 85 Wohnhäuser mit 476 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 204,8 ha davon Höfe und Gärten 11 ha, Wiesen 61,4 ha, Ackerfläche 119,0 ha. Der gemeindeeigene Wald betrug lediglich 3,5 ha. Die Fläche von Teichen, Bäche und Flüsse betrug 0,8 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbaumplantagen entfielen 8,4 ha. Weiterhin gehörte zum Zillbacher Gebiet der großherzogliche Forstbezirk mit einer Gesamtfläche von 2659,6 ha sowie der von der Zillbacher Forstinspection mitverwaltete Schwallunger Forst, ebenfalls zu dieser Zeit eine Exklave, mit einer Größe von 1755 ha. Das Dorf hatte einen Viehbestand von 4 Pferden, 141 Rindern, 18 Schafen, 56 Ziegen und 49 Schweinen und 7 Bienenstöcke.[6]

Persönlichkeiten

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Heinrich Cotta kam als „Kind des Waldes“ im Forsthaus Kleine Zillbach zur Welt

Wirtschaft und Infrastruktur

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Ansässige Unternehmen

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In Zillbach gibt es zwei Gaststätten, ein Softwareunternehmen, ein Nagelstudio, eine Kosmetik und Fußpflege, ein Seniorenheim, einen Steinmetzbetrieb, eine Schreinerei und einen Biobauern.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Der Ort Zillbach beging im Mai 2010 seine 825-Jahr-Feier mit einer Festwoche.[7]

Das heutige Jagdschloss Zillbach ist ein schlichtes Barockgebäude und zählt zu den Schlossbauten der Herzöge von Sachsen-Eisenach. In Zillbach entstand durch Heinrich Cotta 1795 eine Forstlehranstalt, welche auch Johann Wolfgang von Goethe in amtlicher Eigenschaft mehrfach besuchte. Es existiert ein forsthistorisches Museum in der Ortsmitte.

Ebenso sehenswert ist die Sankt Hubertuskirche. Sie wurde 1718 nach Beschwerden der ZIllbacher über zu lange Kirchwege vom Eisenacher Herzog im alten Schlossgebäude aus dem Jahre 1594 eingerichtet.

Als neues Highlight befindet sich ca. 2 km Richtung Eckardts ein sehr schöner Seerosenteich, der jedes Jahr viele Besucher anlockt und zum Verweilen einlädt.

Sport & Kultur

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Das Dorf besitzt unter anderem einen Sportverein, mit einer Fußballmannschaft, die sich aktiv an den Fußballspielen in der Umgebung beteiligten, einen Heinrich-Cotta Verein & einen Natur & Medizin Verein.

Literatur

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Commons: Zillbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. „Zahlen und Fakten“ auf der Homepage der Gemeinde Schwallungen (Memento vom 28. Dezember 2018 im Internet Archive)
  2. Höhepunkt Festumzug: 800 Meter Geschichte und Gegenwart. In: Südthüringer Zeitung STZ, Lokalseite Schmalkalden, Ausgabe vom 25. Mai 2010. Onlinemagazin. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. Mai 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.stz-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Johannes Mötsch: Gemeinschaftliches hennebergisches Archiv. Section VI. Hrsg.: Staatsarchiv Meiningen. Bestandsnummer 410106. Meiningen 2000, S. 635.
  4. Beschreibung des Amts Lichtenberg
  5. Constantin Kronfeld: Thüringisch-Sachsen-Weimarische Geschichte. Böhlau, Weimar 1878. (Landeskunde des Grossherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, T. 1, rezensiert von: Ulrich Stechele)
  6. C. Kronfeld: Landeskunde des Großherzogthumes Sachsen-Weimar-Eisenach. 2. Teil. Weimar 1879, S. 84.
  7. Jubel, Trubel, Zammete und Käs. Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Zillbach. In: Südthüringer Zeitung STZ, Lokalseite Schmalkalden-Meiningen Onlineausgabe vom 21. Mai 2010. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. Mai 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.stz-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)