Wolfgang Eichel

deutscher Sportwissenschaftler

Wolfgang Eichel (* 13. August 1910 in Thorn; † 16. Mai 1989)[1] war ein deutscher Sporthistoriker und Hochschullehrer.

Leben Bearbeiten

Eichel studierte in Berlin, Königsberg und Greifswald Deutsch, Fremdsprachen und Leibeserziehung. Er wurde 1948 zum Direktor des Sportinstituts der Universität Greifswald und 1949 zum Dozenten ernannt, er lehrte in den Fächern Soziologie, Ästhetik, Psychologe der Leibesübungen und Methodik der körperlichen Erziehung.[2] von Mai bis September 1949 war er zudem Vorsitzender des Sportvereins HSG Universität Greifswald.[3] Er war während seiner Greifswalder Zeit ebenfalls im Kreissportausschuss engagiert. Eichel veröffentlichte Schriften über Schwimmunterricht und zur Leistungsermittlung im Schulturnen, darüber hinaus außerhalb des Sports auch Gedichte und Novellen, rief zwei literarische Zeitschriften ins Leben und gab wissenschaftliche Aufsätze zur Stil-Theorie in der Geniezeit heraus.[4]

Im Oktober 1950 übernahm Eichel die Leitung des Instituts für Körpererziehung und Schulhygiene an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1954 schloss er dort seine Doktorarbeit über die Entstehung des modernen Olympismus ab und war damit die erste Person, die an diesem Institut promovierte.[5]

1958 wechselte er an die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) nach Leipzig und wurde Leiter des Instituts für Geschichte der Körperkultur.[6] Er legte an der DHfK dank einer Sonderregelung seine Habilitation ab, bevor die Hochschule im Oktober 1965 das Habilitationsrecht erhielt.[7] Das Thema seiner Schrift lautete „Vom ‚Allgemeinen Deutschen Turnerbund‘ zur ‚Deutschen Turnerschaft’: eine entscheidende Wende in der Geschichte der deutschen Körperkultur (1849–1871)“.[8]

An der DHfK befasste er sich unter anderem mit der Geschichte der Turn- und Sportfeste in der DDR,[9] der Geschichte der Körperkultur als sportwissenschaftliche Disziplin,[10] der Geschichtspropaganda als Aufgabe von Sporthistorikern,[11] dem Sport der Arbeiterklasse,[12] Lenin und Sport,[13] dem Sport in der Antike[14] und der Person Pierre de Coubertin.[15] In den 1980er und zu Beginn der 1990er Jahre brachte er in mehreren Auflagen das Lehrwerk „Die Geschichte der Körperkultur in Grundzügen“ heraus.[16][17]

Von 1960 bis 1989 war Eichel Vizepräsident der Gesellschaft zur Förderung des Olympischen Gedankens in der DDR. Zudem gehörte er dem NOK der DDR an.[1]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945–1990. Band 1, 1995, S. 148. ISBN 3-598-11176-2
  2. Körpererziehung wurde in der DDR aufgewertet. In: Ostseezeitung. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  3. 60 Jahre HSG. Streifzug durch die ersten 40 Jahre. In: Sportbund Greifswald. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  4. Peter Hirtz, Gerhard Grasmann, Jochen Hinsching, Eberhard Jeran, Eleonore Salomon & Horst Wurster: Zur Geschichte des Greifswalder Sportinstituts. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  5. Historischer Abriss — Institut für Sportwissenschaft. In: spowi.hu-berlin.de. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  6. Hans Schnürpel: Porträt der Wissenschaftsdisziplin. Leitung der Körperkultur (Sportmanagement). In: Gerhard Lehmann, Lothar Kalb, Norbert Rogalski, Detlev Schröter und Günther Wonneberger (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950-1990. Meyer & Meyer, Aachen 2007, ISBN 978-3-8403-0034-9, S. 339.
  7. Gerhard Lehmann: Akademischer Senat und Wissenschaftlicher Rat. In: Gerhard Lehmann, Lothar Kalb, Norbert Rogalski, Detlev Schröter und Günther Wonneberger (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950-1990. Meyer & Meyer, Aachen 2007, ISBN 978-3-8403-0034-9, S. 32.
  8. Wolfgang Eichel: Vom "Allgemeinen Deutschen Turnerbund" zur "Deutschen Turnerschaft" : eine entscheidende Wende in der Geschichte der deutschen Körperkultur (1849 - 1871) /. 1965 (uni-leipzig.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  9. Die Deutschen Turn- und Sportfeste in der DDR - die Nationalfeste unserer deutschen Körperkultur /. 1959 (uni-leipzig.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  10. Wolfgang Eichel: Aktuelle Probleme und kuenftige Aufgaben der Geschichte der Koerperkultur als sportwissenschaftliche Disziplin. In: Theorie und Praxis der Körperkultur. Band 19, Nr. 4, 1970, ISSN 0563-4458, S. 369–373 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  11. Justus Johannes Meyer: Politische Spiele – Die deutsch-deutschen Auseinandersetzungen auf dem Weg zu den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 und bei den Spielen in München. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  12. Wolfgang Eichel: ARBEITERKLASSE UND MODERNER OLYMPISMUS. In: Theorie und Praxis der Körperkultur. Band 22, Nr. 2, 1973, ISSN 0563-4458, S. 99–104 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  13. Wolfgang Eichel, Friedrich Donath, Reinhard Schreiter, Hans Simon: W.I. LENIN UND DIE VERWIRKLICHUNG SEINES ERBES AUF DEM GEBIET VON KOERPERKULTUR UND SPORT IN DER DDR. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Deutschen Hochschule für Körperkultur. Band 12, Nr. 2, 1970, ISSN 0457-3919, S. 5–27 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  14. Wolfgang Eichel, Gerhard Lukas: Vergleichende Studie ueber Erscheinungsformen und Stellung des Sports im Alten Aegypten und in anderen antiken Klassengesellschaften. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Deutschen Hochschule für Körperkultur. Band 15, Nr. 1, 1974, ISSN 0457-3919, S. 131–138 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  15. Wolfgang Eichel: Pierre de Coubertin als Paedagoge und Historiker. In: Theorie und Praxis der Körperkultur. Band 36, Nr. 4, 1987, ISSN 0563-4458, S. 273–277 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  16. Die Geschichte der Körperkultur in Grundzügen / (= Lehrheft zum Lehrgebiet Sportgeschichte). 4. Auflage. Dt. Hochschule f. Körperkultur,, 1989 (uni-leipzig.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).
  17. Die Geschichte der Körperkultur in Grundzügen (von den Anfängen bis 1945) / (= Lehrheft zum Lehrgebiet Sportgeschichte). 1. Auflage. Dt. Hochschule f. Körperkultur,, 1990 (uni-leipzig.de [abgerufen am 23. Februar 2019]).