Windmühlen von Ally

mehrere historische Windmühlen in Ally

Die Windmühlen von Ally (französisch Les moulins de vent d’Ally) sind mehrere, heute noch existierende und teilweise unter Denkmalschutz stehende Wind- und Wassermühlen auf dem Gemeindegebiet von Ally im französischen Département Haute-Loire. Sie waren auf die Herstellung von Mehl ausgerichtet. Auf dem Gemeindegebiet gab es zehn Windmühlen und sieben Wassermühlen. Alle Windmühlen befinden sich auf oder über 1000 Meter über Meereshöhe auf dem Plateau d’Ally.[1]

Windmühle Maison Blanche mit gleichnamiger Ansiedlung im Hintergrund.
Moulin panoramique

Geschichte

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Der Bau der Mühlen wurde möglich, nachdem die Feudalrechte nach der Französischen Revolution abgeschafft wurden und das Mühlenrecht an die Gemeinden oder Bauern überging. Der wirtschaftliche Betrieb wurde seitdem von selbstorganisierten Gemeindemitgliedern oder größeren Familien durchgeführt. Die hier genannten Mühlen sind in den Jahren um 1820 entstanden und alle längst außer Betrieb. Frühere Mühlen mögen existiert haben, baugeschichtlich oder archivarisch lassen sich diese aber nicht mehr nachweisen. Die Herstellung von Mehl verschaffte der Landbevölkerung eine wertvolle Autarkie.[2]

Diese neu gebauten Windmühlen mit ihrer gedrungenen Bauform und ihrem runden Grundriss setzten sich durch, da hier auf der Höhe nahezu stetiger Wind herrscht, während die wenigen Bäche und Flüsse nur eine geringe Wasserführung haben. Als Baumaterial wurde Grauwacke eingesetzt, so, wie auch die anderen Wohn- und Wirtschaftsgebäude gebaut sind. Im Unterschied zu Holzwindmühlen, die in anderen Regionen Frankreichs üblich sind, dreht sich nicht der ganze Korpus um die eigene Achse, sondern nur das kegelförmige Dach (die sogenannte Laterne), an dem die vierachsigen Rotorblätter montiert sind. Auf der gegenüberliegenden Seite ist am Dach eine Art Schwanz angebracht, der wie bei einer Wetterfahne immer die optimale Ausrichtung zum Wind findet. Die Flügel sind aus Pappelholz gefertigt. Diese kleinen Windmühlen ähneln denjenigen, die man in einer Entfernung von 230 bis 280 km findet, namentlich in der Provence und im Lauragais.

Die Mechanik im Innern ist denkbar einfach. Die beiden Mühlsteine liegen im Mittelpunkt des Grundrisses waagerecht aufeinander, wobei nur der obere angetrieben wird. Eine einfache Umlenkung führt die senkrechte Holzachse bis zur Höhe im Dach, wo die Achse der Windrotoren auf sie trifft. Der Rotationskoeffizient betrug 1:5. Die Mühlsteine aus Kalkstein haben einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Metern und ein Gewicht von ca. 1 Tonne.

Für den optimalen Betrieb waren Windgeschwindigkeiten zwischen 20 und 60 km/h notwendig. Die Rotorblätter drehten sich gegen den Uhrzeigersinn. Zum Starten des Mahlbetriebs musste zunächst die Laterne in den Wind gedreht werden. Dafür waren mehrere Personen erforderlich. Nach dem Lösen der Feststellbremse, die die Achsen blockierte, konnte der Betrieb beginnen.[2] Im Unterschied zu Windmühlen in anderen Landesteilen Frankreichs waren die Flügel nicht mit Segelleinen verkleidet, sondern mit dünnen Holzlatten, die von Netzen umspannt wurden.[3]

Den Windmühlen war nur eine kurze Betreibszeit vergönnt. Mit dem Beginn der Industrialisierung nur 30 bis 50 Jahre nach Errichtung der Mühle begann bereits ihr Abstieg, war die Massenproduktion in größeren Betriebseinheiten weit rationeller als das Handwerk für einzelne Familien oder kleine Dörfer. Eine Mühle nach der anderen wurde aufgegeben. Die Betriebsstätte war ihrer Funktion beraubt, wurde nicht mehr bewirtschaftet und verfiel langsam.[2] Wassermühlen hatten eine längere Betriebszeit, da ihnen moderne Techniken wie Dampfturbinen nachgerüstet wurden. Andere Wassermühlen produzierten nach dem Mühlenbetrieb noch Strom.[3]

Die Moulin Maison Blanche war die letzte, die 1956 geschlossen wurde. Von den sieben von zehn noch erhalten gebliebenen Mühlen wurden alle seit den 1970er Jahren restauriert, zum Teil auch umgebaut. So beispielsweise die Moulin panoramique, der unter der Laterne ein Panoramafenster eingesetzt wurde.[2]

In Sichtweite, nur wenige Kilometer von Ally entfernt, wurden auf dem Plateau in den Jahren 2000 bis 2005 26 Windturbinen mit einer Leistung von 39 MW[4] errichtet,[5] die nach einem halben Jahrhundert Unterbrechung wieder den Wind zur Energiegewinnung nutzen. Jetzt wird nicht unmittelbar der Wind als Antrieb für die Kraftübertragung genutzt, sondern er wird in Strom umgewandelt. Strom war bei der Mahltechnik die letzte Evolutionsstufe, die bei der Entwicklung der Mühlentechnik verwendet wurde und wir, nach der direkten Kraftübertragung, über Schwachgas und die Dampfturbine.[2]

Zustand und Nutzung

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Name (Name umgangssprachlich) Bau; Nutzung bis Zustand Kulturgut/ Quelle Unterschutzstellung Geo Hinweise
Le moulin de Pargeat ("Moulin-Vivant") 1817; Mérimée PA00092576 [1] 27.06.1984 weitgehend authentisch erhalten. Kleines Mühlenmuseum.
Le moulin de Montrome ("Moulin-gîte") Beide Mühlen werden als Übernachtungsquartier angeboten
Le moulin de la Meunière ("Moulin-gîte")
Le moulin du Calvaire ("Moulin Panoramique") vor 1820; 2002 [2] Vermietung für kleine private Anlässe
Le moulin de la Maison Blanche ("Moulin à paroles") 1882; 1956 Mérimée PA00092575 [3] 04.11.1983
Le Moulin du Monteil Torso [4]
Moulin de l’arbre de la Garde Torso APMH00277520 [5]

Auch in den Nachbargemeinden gibt es vereinzelt noch Standorte von Windmühlen, so beispielsweise die Moulin de Lagarde in Celoux .

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Commons: Mühltürme in Ally – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Le Plateau d’Ally, Office de Tourisme Auvergne-Centre-France.
  2. a b c d e Papou Poustache: Les moulins à vent d’Ally. Région d’Auvergne. Privater Blog mit vielen Fotos und Grafiken.
  3. a b Jean Dif: Geschichtlicher Abriss auf privater Webpage.
  4. Prêtez pour le parc éolien d’Ally-Mercoeur. Boralex-Leodosphere.
  5. Grégoire Souchay: Les mirages de l’éolien. Média Diffusion, 2018