Wilgefortiskapelle

massiver Bruchsteinbau mit Fachwerkgiebel und polygonalem Chor, Dachreiter mit Kuppeldach, erbaut 1548, erweitert 1804

Die Wilgefortiskapelle ist eine Kapelle bei Alzenau im Landkreis Aschaffenburg in Bayern.

Wilgefortiskapelle
Dachreiter der Kapelle
Sühnekreuze an der Wilgefortiskapelle

Geographie

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Die Kapelle befindet sich auf 154 m ü. NHN am heutigen Ortsrand im Süden des Stadtteils Hörstein, in der Nähe des Friedhofes, am Fuße des Hahnenkamms.

Geschichte

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Die Wilgefortiskapelle wurde laut dem Grundstein im Jahr 1564 auf freiem Feld als „Heiliges Häuslein“, wie sie im Kirchenbuch genannt wird, erbaut. 1775 wurde sie erhöht und 1804 erweitert. Die Glocke wurde 1963 aufgehängt. Die letzten Renovierungen erfolgten 1981 und 2012. Die Kapelle ist im Besitz der Katholischen Kirchenstiftung Maria Himmelfahrt in Hörstein.

Die Kapelle hat ihren Namen von der heiligen Wilgefortis, auch Kümmernis genannt. Es wird von lat. „virgo fortis“ abgeleitet, was wohl „starke Jungfrau“ bedeutet.

Beschreibung

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Das kleine Gebäude ist ein massiver Bruchsteinbau mit einem Fachwerkgiebel. Chor und Dachreiter wurden in Polygonform errichtet. An die rechte Außenseite der Kapelle wurden vier alte Sühnekreuze aus Stein vom Aschaffenburger Weg versetzt und hier angebracht. Sie sind Mahnmale vergangener Zeiten (14. Jhdt.).

Die Kapelle wird zur Palmprozession, in der Bittwoche, bei der Prozession in die Weinberge und zu besonderen Anlässen geöffnet. Sie gehört zur Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt in der Pfarreiengemeinschaft St. Benedikt am Hahnenkamm.

Ausstattung

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Der Altar hat zwei Säulen mit einem Holztafelbild dazwischen, das die heilige Wilgefortis darstellt. Darauf befindet sich ein Aufsatz mit Putten von etwa 1780 sowie seitliche Figuren des heiligen Wendelinus, des heiligen Antonius von Padua und des heiligen Laurentius und ein Votivbild. Die Empore zeigt das Wappen der Zisterzienseräbtissin Antonia Hartz (1736–1774) aus dem ehemaligen Kloster Marienschloss bei Rockenberg. Weitere Wilgefortis-Darstellungen in der Umgebung gibt es in der Pfarrkirche St. Hippolytus in Dettingen am Main, in der Basilika in Seligenstadt sowie in der Pfarrkirche Wörth am Main.

Die Kapelle enthielt lange Zeit zwei Kunstdenkmäler, die heute in der Turmkapelle der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aufbewahrt werden:

  • Das Wilgefortiskreuz, eine ikonographisch interessante Darstellung der heiligen Wilgefortis in Holz (restauriert 1804).

Verehrung

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Vor allem Frauen wandten sich an die Heilige Wilgefortis bei Unfruchtbarkeit, schwerer Geburt, sowie bei Viehseuchen und falschen Anklagen.

Literatur

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  • Gisela Wieland: Die Wilgefortis Kapelle in Hörstein. In: Unser Kahlgrund Band 43 (1998), S. 147–150, ri opac
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Commons: Wilgefortiskapelle (Hörstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kirchenführer Hörstein

Koordinaten: 50° 3′ 7,2″ N, 9° 4′ 12,5″ O