Wikipedia:Wikimedia Deutschland/Online-Kommunikationskultur/Literatur/Externe Studien

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Baumeister, Harald & Kathrin Schwärzel (2018): Wissenswelt Internet. Eine Infrastruktur und Ihr Recht. De Gruyter.

In dem dritten Kapitel ihres umfassenderen Buches geben die beiden Autorinnen einen Überblick über die aktuelle Rechtslage zum Thema Suchmaschinen und Wissensplattformen. Die deutschsprachige Wikipedia ist dabei eines der wesentlichen Fallbeispiele, für die vor allem Urheberrechtsfragen diskutiert werden.

Bear, Julia; Collier, Benjamin (2016): “Where are the Women in Wikipedia? Understanding the Different Psychological Experiences of Men and Women in Wikipedia.” In: Sex Roles, Mar 2016, Vol.74(5-6), pp.254-265.

Die Studie geht davon aus, dass maskuline Verhaltensnormen im Umgang und Auftreten, der Grund sind, warum Frauen die Wikipedia psychologisch anders erfahren und dadurch seltener beitragen. Die Autorinnen haben dazu Umfragedaten von 1.598 Beitragenden, die mindestens gelegentlich an der US-Wikipedia mitgearbeitet haben, ausgewertet. Die Umfrageergebnisse stammen aus dem Jahr 2008. Die Ergebnisse bestätigen die angenommenen signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Wahrnehmung: Frauen sind weniger selbstsicher in Bezug auf ihre eigene Expertise, empfinden größeres Unbehagen, wenn sie die Beiträge von anderen ändern und nehmen kritisches Feedback wesentlich negativer wahr. Die Gender-basierten Unterschiede nehmen mit der Zeit allerdings ab, wenn Autorinnen häufiger Beiträge bearbeitet haben.

Dobusch, Leonard/Dobusch, Laura/Müller-Seitz, Gordon (2017): Closing for the Benefit of Openness: Lessons from Wikimedia's Open Strategy Process. In: Organization Studies, 2019, Vol. 40(3), 343-370.

Anhand der Fallstudie des 2009 angestoßenen offenen Strategieentwicklungsprozesses der Wikimedia untersuchen die Autorinnen die Grenzen und Bedingungen von Offenheit. Sie haben dafür 38 Interviews geführt und ein umfangreiches Datenset zu dem 2009 angestoßenen Strategieprozess ausgewertet. Ihre drei analytischen Messgrößen sind Transparenz, die sie als Zugang zu sensiblen Informationen (z.B. Strategiedaten über die Organisation aber auch den Prozess der Entscheidung selbst) definieren, sowie Inklusion, die sie sowohl als Partizipationsformen und Entscheidungsformen messbar machen. Sie argumentieren, dass Offenheit Geschlossenheit braucht, um existieren zu können. Beide Begriffe stehen daher nicht im Widerspruch zueinander, sondern sind Ausgangspunkt produktiver Dynamik. Anhand des Strategieentwicklungsprozesses zeigen die Autorinnen, dass Offenheit ohne die bewusste strategische Inklusion und Exklusion in Strukturlosigkeit enden kann, die zur Bildung informeller Elitenzirkel und intransparenter Entscheidungen führt.

Feng Shi, Misha Teplitskiy, Eamon Duede & James A. Evan (2019): The Wisdom of Polarized Crowds. In: Nature Human Behavior, 04.03.2019. https://www.nature.com/articles/s41562-019-0541-6

Typischerweise wird davon ausgegangen, dass diverse Perspektiven zu besserer Teamleistung bei komplexen Aufgaben führen. Starke politische Haltungen werden allerdings eher mit Konflikten, Desinformation und Widerstand gegenüber der Auseinandersetzung mit Menschen außerhalb der eigenen Echokammer in Verbindung gebracht. In der Studie wird die Auswirkung der ideologischen Zusammensetzung auf die Teamleistung untersucht. Dafür wurden Millionen englischsprachige Edits der Wikipedia-Beiträge zu sozialen und politischen Themen in den USA ausgewertet. Die Autoren stellen fest, dass Artikel, die viel Aufmerksamkeit generieren, politisch ausgeglichen sind. Um dem Mechanismus auf den Grund zu gehen und zu erklären, warum polarisierte “Teams” bessere Wikipedia-Beiträge erzeugen, haben die Autoren zusätzlich die Diskussionsseiten untersucht. Auf diesen, so das Ergebnis, wird über wenige Themen sehr intensiv in der Art der Darstellung dieser gestritten. In dem sie auf Daten des von der Wikimedia entwickelten Detox tools, das Bedrohung oder hitzige Argumentationen anzeigt, zurückgreifen, zeigen sie zudem, dass die Debatten polarisierter Teams entsprechend hitzig sind. Auch werden häufiger als sonst Verweise auf die Policies gemacht. Dennoch kommen die Autoren zu dem Schluss, dass diese Auseinandersetzung nicht problematisch sondern produktiv ausgeht.

Ford, Heather; Wajcman, Judy (2017): “‘Anyone Can Edit’, Not Everyone Does: Wikipedia’s Infrastructure and the Gender Gap.” In: Social Studies of Science, August 2017, Vol.47(4), 511-527.

Die Wikipedia ist mit dem Anspruch angetreten, die Produktion von Wissen durch eine bessere Repräsentation verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zu ermöglichen, Frauen erreicht sie dennoch kaum - zumindest als Beitragende. Die Tatsache, dass immer noch weniger als zehn Prozent der Beitragenden weiblich sind, werten die Autorinnen als Beleg für die Dominanz der maskulinen Technowissenschaft. Die Autorinnen übernehmen in ihrem Beitrag die These, die Wissenschaft als männliche Domäne postuliert, in der vorherrschendes Wissen und Expertise zählen. In der normativen Herangehensweise der Wissensproduktion schließt die Wikipedia an die exklusive Tradition der Enzyklopädie und der freien Software-Bewegung an. Auf dieser Argumentation aufbauend sichten sie die empirische Forschung, zeigen aber darüber hinaus, dass die Infrastruktur der Wikipedia, vor allem durch die Relevanzkriterien und die Belegbarkeit durch Quellen, bestehende Ungleichheiten verstärkt und damit den Ausschluss von Wissen mit sich bringt, das historisch und gesamtgesellschaftlich einen geringeren Stellenwert einnimmt.

Gredel, Eva (2018): Digitale Diskurse und Wikipedia. Wie das Social Web Interaktion im Digitalen Zeitalter Verwandelt. Narr.

In diesem diskurslinguistischen Beitrag stellt die Autorin Ergebnisse ihrer Forschung vor, in der sie die Verbreitung von sprachlichen Mustern über verschiedene Versionen eines Wikipedia-Beitrags, aber auch über verschiedene Artikel und Diskussionsseiten und Sprachversionen untersucht. Sie entwickelt in dem Artikel die theoretischen Grundlagen für die Diskursanalyse in digitalen Medien, stellt aber auch praktisch anwendbare Tools wie Crystal Search und Contropedia zur Analyse von sprachlichen Konflikten vor und untermauert ihre theoretischen Überlegungen mit zahlreichen praktischen Beispielen.

Gauthier, Maude; Sawchuk, Kim (2017): “Not Notable Enough: Feminism and Expertise in Wikipedia.” In: Routledge Communication and Critical/Cultural Studies, 02 October 2017, Vol.14(4), 385-402.

Anhand ihrer eigenen diskursiven Handlungsforschung rund um die Wikipedia-Beiträge zum Thema Altern untersuchen die Autorinnen in diesem Beitrag, wie die Informationspolitik der Wikipedia sich auf Gender-Fragen und systematischen Bias auswirken. Sie wählen das Thema Alter, weil es gesellschaftlich und zwischen Forscherinnen der Kultur- und Naturwissenschaften als umstritten gilt. Die Autorinnen analysieren die drei diskursiven Richtlinien Relevanz, Belegbarkeit und Ton am Beispiel der Einträge zum Thema Alter und berichten über die eigenen Erfahrungen mit Löschungen. Vor allem die Forderung nach belegbaren (digitalen) Quellen führt ihrer Meinung nach zu einer Verfestigung des Status Quo in der Wissensproduktion.

Halfaker, Aaron; Geiger, R. Stuart; Morgan, Jonathan T.; and Riedl, John (2012): The Rise and Decline of an Open Collaboration System. How Wikipedia’s Reaction to Popularity Is Causing Its Decline. In: The American Behavioral Scientist. Vol. 57(5), December 28, 2012, 664-688.

Die Studie nimmt Anstoß an den seit 2007 sinkenden Zahlen von Autor*innen, die zu der Wikipedia beitragen und argumentiert, dass das vor allem daran liegt, dass Neu-Autor*innen nicht gehalten werden können. Die Datenanalyse ergibt, dass die Änderungen, die die Wikipedia Community in Folge eines massiven Wachstumsprozesses gemacht hat, um eine bessere inhaltliche Qualität garantieren zu können, schließlich genau dieses Wachstum begrenzen und einschränken. Vor allem die Qualitätsmechanismen (Relevanzkriterien) und die Algorithmen, die Änderungen automatisch ablehnen, sind dafür verantwortlich, dass Neu-Autor*innen nicht bleiben. Darüber hinaus attestieren die Autorinnen, dass die Community gegenüber Veränderung wenig aufgeschlossen ist und die existierenden Normen vor allem gegenüber neuen Beitragenden eher verteidigt.

Halfaker, Aaron; Kittur, Aniket; Riedl, John (2011): “Don't Bite the Newbies: How Reverts Affect the Quantity and Quality of Wikipedia.” In: WikiSym '11 Proceedings of the 7th International Symposium on Wikis and Open Collaboration Work, Mountain View, California — October 03 - 05, 2011, 163-172.

In dieser Studie haben Halfaker et. al. 400.000 Wikipedia-Reverts (also Wiederherstellungen) analysiert, um zu ergründen, welche Effekte das Löschen von Änderungen sowohl auf die jeweiligen Beitragenden als auch die Qualität der Inhalte hatten. Sie stellen grundsätzlich fest, dass die Effekte der Wiederherstellungen insgesamt die inhaltliche Qualität der Wikipedia sichern, in dem sie Fehler ausgleichen und Vandalismus verhindern. Gleichzeitig zerstören sie, so das Ergebnis dieser Studie, wesentlich die Motivation neuer Autorinnen und sind damit ein Grund für die sinkenden Beitragszahlen. Im Umgang mit dem Löschen von Änderungen bei Neu-Autorinnen können ältere Mitglieder der Community also aktiv dem Trend entgegenwirken, so die Studie.

Heinrich, Horst-Alfred & Julia Gilowsky (2017): “Wie wird kommunikatives zu kulturellem Gedächtnis Aushandlungsprozesse auf den Wikipedia-Diskussionsseiten am Beispiel der Weißen Rose.” In: (Digitale) Medien und soziale Gedächtnisse. 143-167 Springer.

Durch die technische Möglichkeit der Versionsgeschichte zeigen die Autorinnen in diesem sozialwissenschaftlichen Beitrag wie kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur in der Wikipedia entstehen. Sie analysieren die Diskussionsseiten mithilfe der Inhaltsanalyse und rekonstruieren so wie die kommunikativen Gedächtnisprozesse einzelner Autorinnen als kulturelle Erinnerung auf der Artikelseite ausgehandelt werden. Der Beitrag schließt durch die Darstellung des Prozesses von individueller hinzu kollektiver Geschichte eine Forschungslücke, die durch andere Austragungsorte, wie z.B. Ausstellungen oder Denkmälern, nur schwer gefüllt werden kann. Dabei dient die Seite zur Widerstandsbewegung Weiße Rose als Fallbeispiel.

Jirschitzka, Jens; Kimmerle, Joachim; Halatchliyski,LIassen; Hancke, Julia; Meurers, Detmar; Cress, Ulrike (2017): “A productive Clash of Perspectives? The Interplay Between Articles' and Authors' perspectives and their Impact on Wikipedia Edits in a Controversial Domain.” PLoS ONE, June 2, 2017, Vol.12(6), S. 1-24.

Die Studie fokussiert auf deutschsprachige Beiträge zum Thema alternative Medizin zur Analyse ein kontrovers diskutierten Thema. Mithilfe einer automatisierten Datenauswertung untersuchen die Autorinnen alle Änderungen, die bis 2013 an diesen Beiträgen gemacht wurden und kategorisierten diese entweder als pro, contra oder neutral. Zusätzlich überprüfen sie die Abhängigkeit verschiedener Variablen von dieser vorgenommenen Bewertung. Die Ergebnisse zeigen, dass Autoren vor allem Beiträge überarbeiten, die ihrem eigenen Standpunkt entsprechen (“selection bias”). Weiterhin wird deutlich, dass Beiträge, die viele nicht-neutrale Änderungen enthalten, insgesamt zu ausgewogeneren Gesamtbeiträgen führen. Die Anzahl von Autorinnen sowie deren Vielfalt hat weiterhin positive Auswirkungen auf die Ausgeglichenheit der Artikel.

Kallas, Kerstin (2015): „Analyseergebnisse IV: Auseinandersetzungen im Text und über den Text (kompetitive Handlungen.“ In: Schreiben in der Wikipedia: Prozesse und Produkte gemeinschaftlicher Textgenese. Springer VS.

Im vierten Kapitel ihres linguistischen Buches beschäftigt sich die Autorin mit typischen Verläufen von Kontroversen im Schreibprozess der Wikipedia. Anhand von unterschiedlichen Fallbeispielen zeichnet sie auf drei Ebenen nach, wie genau Kontroversen sprachlich und inhaltlich ausgetragen werden. Auf der Artikelseite zur Schweinegrippe zeichnet sie die Begriffsebene anhand eines Wortstreit nach. Auf der Artikelebene stellt sie eine inhaltliche Auseinandersetzung zur Behauptung Mozart seit ein Deutscher im Beitrag zu Deutschland vor. Auf der, wie sie es nennt, Raumebene, geht sie am Beispiel des Artikels zu Homöopathie nach, wie grundsätzlich über Neutralität gestritten wird. Kontroversen verlaufen dabei produktiv in drei Richtungen 1. Resolution (Auflösung) 2. Closure (Entscheidung durch Dritte) 3. Abandonment (Rückzug). Wenn sie destruktiv ausgehen, werden sie als Edit Wars oder durch Vandalismus fortgeführt.

Kittur, Aniket; Kraut, Robert E. (2010): Beyond Wikipedia: Coordination and Conflict in Online Production Groups. In: Proceeding CSCW '10 Proceedings of the 2010 ACM Conference on Computer supported cooperative work, Savannah, Georgia, USA — February 06 - 10, 2010, 215-224.

Diese Studie untersucht die Koordination und Kontroverse in 6811 Wiki-Gruppen. Dabei fokussieren die Autor*innen auf vier Koordinationsmechanismen: 1. die Kommunikation innerhalb eines Artikels, 2. die Kommunikation zwischen zwei Benutzer*innen, 3. die Konzentration auf Arbeitsgruppen und 4. Fokus auf Policy und Struktur. Als zentrale Erklärvariable für die Entstehung von Konflikten konnten die Autor*innen die Nutzerzahl in der Bearbeitung eines Beitrags identifizieren. Vor allem in Abhängigkeit von den Nutzerzahlen zeigen die Koordinationsmechanismen also unterschiedliche Erfolge.

Klapper, Helge; Reitzig, Markus (2018): “On the Effects of Authority on Peer Motivation: Learning from Wikipedia.” In: Strategic Management Journal, August 2018, Vol.39(8), 2178-2203.

Diese Studie nimmt die Wikipedia zum Anlass, um aus deren Koordinationsmechanismen für andere Organisationskontexte zu lernen. Sie untersucht die Bedingungen, die dazu führen, dass Autorität sinnvoll eingesetzt werden kann, ohne die Motivation von Untergebenen zu zerstören. Die Autoren zeigen, dass “lateral authority”, definiert als die vorübergehende Legitimität von Autorität, um spezifische Aufgaben zu lösen, von den Mitgliedern einer Gemeinschaft wertgeschätzt wird, wenn es darum geht Konflikte in der Koordination zu klären. Vor allem, wenn es darum geht starke Konflikte zu adressieren und die Autorität auf wahrgenommener Kompetenz basiert, trifft diese Aussage zu. Grundlage der Analyse sind 642.916 englischsprachigen Diskussionsseiten der Wikipedia zwischen 2002 und 2014.

Lanamäki, Arto; Lindman, Juho (2018): “Latent Groups in Online Communities: a Longitudinal Study in Wikipedia.” In: Computer Supported Cooperative Work (CSCW), 2018, Vol.27(1), 77-106.

Auf Basis einer Longitudinalstudie der finnischen Wikipedia von 2007–2014 schlagen die Autoren das theoretische Konzept von latenten Gruppen vor. Sie argumentieren, dass es sich im Fall der Wikipedia um Expertinnengruppen handeln, die aufgrund ihrer Expertise auch über die Zeit - auch über Phasen der Inaktivität hinweg - als Gruppe bestehen bleiben können. Anders als Netzwerkknoten seien latente Gruppen also in der Lage nach so genannten schlafenden Phasen wieder zueinander zu finden, auch wenn sie für Außenstehende kaum zu identifizieren sind.

Martin, Brian (2018): “Persistent Bias on Wikipedia: Methods and Responses.” In: Social Science Computer Review, June 2018, Vol.36(3), 379-388.

Anhand seiner eigenen Wikipedia-Benutzer-Seite kreiiert der Sozialwissenschaftler ein Fallbeispiel, um nachzuverfolgen wie systematischer Bias auch mithilfe der Wikipedia-Policies aufrecht erhalten werden kann. So wurden große Teile seiner Inhalte von anderen Autoren gelöscht, durch negative Darstellung verändert und um einseitig kritische Quellen ergänzt Oberflächlich werden die Regeln der Wikipedia hier eingehalten und führen doch zu einer Verzerrrung. Er unterscheidet dabei verschiedene Formen von Konflikten - inhaltliche Edit Wars, Vandalismus & Trolle, kommerzielle Interessen, systematischer Bias - und diskutiert verschiedene Lösungsansätze.

Miquel-Ribe, Marc; Laniado, David (2018): “Wikipedia Culture Gap: Quantifying Content Imbalances Across 40 Language Editions (Report).” In: Frontiers in Physics, June 6, 2018.

Trotz des Anspruchs der Wikipedia, eine globale Wissensinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, zeigen sich starke Unterschiede in der Produktion und Verfügbarkeit von Wissen, abhängigt von den Sprachversionen. Die Autoren haben 40 Sprachversionen analysiert, um diese Unterschiede zu quantifizieren. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass etwa ein Viertel der jeweiligen Sprachversionen Inhalte zum jeweiligen kulturellen Kontext enthalten. Viele dieser Inhalte sind in den ersten zwei Jahren des Projekts entstanden, wurden über die Zeit aber auch weiterhin gepflegt. Der Großteil der Inhalte ist allerdings nur in der originalen Sprachversion verfügbar. Das ist eine Lücke im Zugang zu Wissen, die Anlass für die Wikipedia für interkulturelle Beteiligung sein könnte.

Okoli et. al (2012): The people’s encyclopedia under the gaze of the sages: A systematic review of scholarly research on Wikipedia (2012). http://orbit.dtu.dk/fedora/objects/orbit:119482/datastreams/file_73b48cd3-a711-4a7b-99ce-0dda59bc6bd0/content

Der Beitrag ist eine systematische Literaturübersicht, in der die Autorinnen insgesamt 450 wissenschaftliche Studien, die bis 2012 erschienen sind, sichten, kategorisieren und zusammenfassen. Das Ergebnis findet sich auf der WikiLit-Webseite (http://wikilit.referata.com), auf der die einzelnen Studien und ausführliche Beschreibungen zu finden sind. Im Anhang des Paper präsentieren die Autoren eine Liste mit Links und weiteren Quellen für Wikipedia-Forscherinnen.

Petzhold, Christian (2013): Praktiken und Institutionen online-medialen Zusammenarbeitens. Dissertation. 2013. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa-147508

Die mediensoziologische Dissertation entwickelt auf Grundlage teilnehmender Beobachtung in Kombination mit einer Dokumentenanalysen und Interviews einen theoretischen Rahmen, um das Gelingen der Kooperation der Wikipedia handlungstheoretisch zu erklären. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass der Erfolg der Wikipedia im Alltagshandeln vieler Individuen begründet liegt. Seine Praxisanalyse zeigt, dass die Beteiligung in der Wikipedia eine gewisse Langfristigkeit und Routine braucht, da die Einstiegshürden relativ hoch sind und die Qualitätsmechanismen darauf ausgerichtet sind, dass sie immer wieder umgesetzt werden.

Stegbauer, Christian (2009): Wikipedia. Das Rätsel der Kooperation. Springer.

Dieses soziologische Buch leistet einen theoretischen Beitrag zur Weiterentwicklung von Handlungstheorien anhand der Wikipedia. Der Autor stellt fest, dass klassische Theorien der Kooperation, so zum Beispiel wirtschaftlicher Eigennutz oder starke Wertezugehörigkeit in kleinen Gruppen, versagen, wenn es darum geht die Koordinations- und Kooperationsleistung der Online-Enzyklopädie zu erklären. Mithilfe der Netzwerkanalyse zeigt der Autor, dass sich das Engagement durch eine Verortung im positionalen System erklärt. So seien einige Teilnehmer sehr aktiv und besetzen Positionen, sodass sie keinen Raum für neue Helfer lassen.