ALB 7/ORL 66b: Kastell Heidenheim (Aquileia) Bearbeiten

Redaktion Altertum/Römischer Limes/Alblimes
Alternativname Aquileia
Limes ORL ORL 66b (RLK)
Strecke (RLK) Alblimes
Typ Alenkastell
Einheit Ala II Flavia milliaria
Größe 271 m x 195 m = 5,3 ha
Bauweise a) Holz-Erde-Kastell
b) Steinkastell
Erhaltungszustand überbaut
Ort Heidenheim an der Brenz
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit. Vorlage:Infobox Limeskastell/Wartung/Breitengrad fehlthf
Vorhergehend Kastell Urspring (Westsüdwest)
Anschließend Kastell Oberdorf (nordöstlich)

Das Kastell Heidenheim, das antike Aquileia [1], ist ein ehemaliges römisches Grenzkastell des Alblimes. Es liegt mit dem zugehörigen Kastellvicus als Bodendenkmal in einem weitestgehend überbebauten Bereich der Stadt Heidenheim an der Brenz im Baden-Württembergischen Landkreis Heidenheim.

Lage Bearbeiten

 
Lageplan
(Grabungen 1896/97)

Topographisch befindet sich das Gebiet an einem Punkt, an dem von Westen her das durch den Wedelbach in das Juramassiv eingeschnittene Stubental nahezu rechtwinklig auf das in nordsüdlicher Richtung verlaufende Tal der Brenz stößt.
Das Kastell Aquileia lag im Talgrund, dort wo sich im heutigen Stadtbild das moderne Stadtzentrum befindet. Die Principia liegt unter dem Kreuzungspunkt Marienstraße/Olgastraße. Die nördliche Kastellfront befindet sich unter der Paulinenstraße, die Westseite des Lagers wird ungefähr von der Karlstraße beschrieben.

Verkehrsgeographisch und strategisch befand sich der Platz in antiker Zeit in einer zentralen und bedeutenden Position. Hier erfüllte das Lager eine Sperrfunktion für den durch das Brenztal und, weiter nördlich durch das Kochertal gebildeten Albübergang und kontrollierte nicht zuletzt den Kreuzungspunkt von insgesamt fünf römische Straßen, die an dieser Stelle aufeinander stießen:

  • von Westen, von Ad Lunam her, dem rund 30 km entfernten, im Alblimesverlauf vorhergehenden Kastell Urspring,
  • von Norden, vom Kastell Aalen her, das später Standort der Heidenheimer Garnison werden sollte,
  • von Nordosten, aus Opia, dem im Alblimesverlauf folgenden Kastell Oberdorf,
  • von Südosten, aus Ponione, dem an der Donau liegenden Kastell Faimingen,
  • von Süden, aus Guntia, dem Kastell Günzburg der älteren Donaulinie, in dem die Garnison von Aquileia wahrscheinlich zuvor stationiert gewesen war.

Forschungsgeschichte Bearbeiten

 
AQUILEIA auf der
Tabula Peutingeriana
(Pfeil am oberen Bildrand)

Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts war die ehemalige römische Präsenz in Heidenheim bekannt und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt als das auf der Tabula Peutingeriana verzeichneten Aquileia identifiziert. Massiv rückten die römischen Hinterlassenschaften in das Bewusstsein der gebildeten Schichten, als 1873/74 bei Eisenbahntrassierungsarbeiten Gräberfelder und ein antikes Gebäude angeschnitten worden waren und 1881 sowie in der folgenden Zeit bei Bauarbeiten wiederholt Mauern des Kastells aufgedeckt wurden. Dies führte in den Jahren 1896/97 schließlich zu einer ersten systematischen und wissenschaftlichen archäologischen Ausgrabung durch die Reichs-Limes-Kommission unter der Leitung des Heidenheimer Forstmeisters Prescher. Weitere Untersuchungen im Kastellbereich erfolgten zwischen 1897 und 1929 unter dem Heidenheimer Professor und Gymnasialdirektor Eugen Gaus [2]. Nicht zuletzt dank seiner Tätigkeit war es auch Friedrich Hertlein schon 1912 möglich, eine relativ umfassende Darstellung des römischen Heidenheims zu publizieren [3].

Weitere Grabungen erfolgten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, zunächst unter der Leitung Hartwig Zürns und des nicht ganz unumstrittenen Bodo Cichy [4], später unter Dieter Planck [5] und Britta Rabold [6]. Insgesamt dürfte Heidenheim das inzwischen am gründlichsten erforschte Kastell des Alblimes sein.

Kastell Bearbeiten

 
Grundriss im Stadtbild
(Grabungen 1896/97)

Kastellbad Bearbeiten

Vicus Bearbeiten

Befundsicherung und Fundverbleib Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen römischen Stadt Aquileia in Norditalien.
  2. Eugen Gaus: Aus dem alten Heidenheim. In: Schwäbischer Albverien: Blätter des Schwäbischen Albvereins, 17. S. 417ff. Tübingen, 1905. Ders.: Heidenheim und seine Umgebung. Selbstverlag, Heidenheim 1906.
  3. Friedrich Hertlein: Die Altertümer des Oberamts Heidenheim. In: Die Altertümer im Königreich Württemberg. Heft 2: Jagstkreis, Oberamt Heidenheim. Schreiber, Esslingen 1912.
  4. Heiligmann, 1990, a.a.O. S. 105f., kritisiert Cichy und wirft ihm eine lückenhafte Dokumentation der Grabungen und populärwissenschaftliche Aufarbeitung derselben vor.
  5. Dieter Planck in: Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern e.V. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen 1980. Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen. S. 60ff. Gentner, Stuttgart 1981. Ders. in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1981. S. 113ff. Theiss, Stuttgart 1982.
  6. Britta Rabold in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1987. S. 111ff. Theiss, Stuttgart 1988. Dies. in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1991. S. 145ff. Theiss, Stuttgart 1992. Dies. in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1992. S. 144ff. Theiss, Stuttgart 1993. Dies. in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1993. S. 162ff. Theiss, Stuttgart 1994. Dies. in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1993. S. 167ff. Theiss, Stuttgart 1994. Dies.: Archäologische Ausgrabungen in Heidenheim während der 80er und frühen 90er Jahre. In: Heimat- und Altertumsverein Heidenheim an der Brenz e.V.: Jahrbuch 1993/94. S. 44ff. Selbstverlag, Heidenheim 1994.

Literatur Bearbeiten

  • Gereon Balle: Neues zum Reiterkastell Heidenheim. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2000. S. 90ff. Theiss, Stuttgart 2001.
  • Jörg Biel In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg u.a. (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1983. S. 184ff. Theiss, Stuttgart 1984.
  • Bodo Cichy: Das römische Heidenheim. Sagen, Steine, Geschichte. Meuer, Heidenheim 1971.
  • Philipp Filtzinger: Heidenheim. Alenkastell für 1000 Reiter. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Auflage, S. 321ff. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Philipp Filtzinger: Heidenheim. Museum im Römerbad. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Auflage, S. 328ff. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Jörg Heiligmann: Die Militäranlagen von Heidenheim, "Aquileia" (Kreis Heidenheim). In: Ders.: Der "Alb-Limes. Ein Beitrag zur römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands. S. 102ff. Theiss, Stuttgart 1990. ISBN 3-8062-0814-X
  • Friedrich Hertlein: Die Geschichte der Besetzung des römischen Württemberg. (Hertlein, Oscar Paret, Peter Goessler: Die Römer in Württemberg. Teil 1). S. 43ff., 75, 81, 94f., 98f., 150, 159, 188. Kohlhammer, Stuttgart 1928.
  • Friedrich Hertlein: Kastell Heidenheim. In: Friedrich Hertlein, Oscar Paret, Peter Goessle]: Die Römer in Baden-Württemberg. Teil 2: Die Strassen und Wehranlagen des römischen Württemberg. S. 247ff. Kohlhammer, Stuttgart 1930.
  • Oscar Paret: Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. S. 399f. Kohlhammer, Stuttgart 1961.
  • Oscar Paret: Die Siedlungen des Römischen Württembergs. (Hertlein, Paret, Goessler: Die Römer in Württemberg. Teil 3). S. 23f., 101, 130, 157f., 160, 162, 171, 220, 230f., 245, 255, 260, 316. Kohlhammer, Stuttgart 1932
  • Dieter Planck: Heidenheim. Römische Thermen. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Auflage, S. 326ff. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Dieter Planck: Heidenheim. Museum im Römerbad. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Auflage, S. 326ff. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Markus Scholz: Römische Kavalleriekasernen und frühalamannisches Gehöft. Vorbericht der Ausgrabungen im Reiterkastell Heidenheim 2000/01. Heidenheimer Jahrbuch 2001/02, S. 89-126, Stadt Heidenheim, Heidenheim 2002
  • Reinhard Sölch: Die Topographie des römischen Heidenheim. (Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, Bd. 76). Theiss, Stuttgart 2001. ISBN 3-8062-1566-9 Rezension
  • Reinhard Sölch: Heidenheim. Alenkastell. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. S. 116ff. Theiss, Stuttgart, 2005. ISBN 3-8062-1555-3

Grabungsbericht der Reichs-Limes-Kommission:

Webpublikationen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Illustrationen Bearbeiten