Wehrle-Werk

deutsches Unternehmen

Die Wehrle-Werk AG ist ein im Jahre 1860 in Emmendingen gegründetes Unternehmen der Energie- und Umwelttechnik mit eigener Großteilefertigung.

Wehrle-Werk AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1860
Sitz Emmendingen, Deutschland Deutschland
Leitung Heiner Steinberg
Mitarbeiterzahl 218
Umsatz 41 Mio. Euro[1]
Branche Maschinenbau
Website www.wehrle-werk.de
Stand: 30. Juni 2020
Luftbild des Wehrle-Werks in Emmendingen

Geschichte

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1860 wurde das Unternehmen von Wilhelm Wehrle als "Mechanische Werkstätte und Kesselschmiede Wilhelm Wehrle" in Emmendingen gegründet. Zunächst beschäftigte er sich mit Beschlägen und Scharnieren. Ab 1862 beschäftigte sich Wehrle mit dem Bau von Brauereieinrichtungen und wuchs aufgrund hoher Nachfrage.

1887 ging der Betrieb in die zweite Generation, an Otto Wehrle, den Sohn des Firmengründers. Ab 1890 wurden zusätzlich zu Niederdruck-Dampfkesseln auch Hochdruck-Wasserrohrkessel gefertigt. Im Brauereisektor gewann das Unternehmen internationalen Ruf. Brauereiausstattungen wurden weltweit geliefert und gebaut, z. B. an die 1903 in Kiautschou gegründete Germania-Brauerei (heute: Tsingtao-Brauerei).

Mit der Elektrifizierung Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts, stieg das Unternehmen in die Ausrüstung für Großkraftwerke ein, zunächst mit dem Bau von Kondensatoren, später auch mit Luft- und Gasvorwärmern.

1920 führte Otto Wehrle das Unternehmen in die Wehrle-Werk AG über und verteilte so das Eigentum von seiner Person auf die Familie und Nachkommen.

1950 begann die Planung und der Bau von Hochdruck-Dampfkesselanlagen für die Industrie, ab 1975 auch für Müllverbrennungsanlagen. Mit Klärschlammtrockungsanlagen ab 1989 erlangte das Wehrle-Werk weitere Märkte.

Mit Hochleistungs-Membranbioreaktoren (MBR) zur Behandlung von Deponiesickerwasser und industriellen Abwässern eröffnete sich die Sparte der Behandlung komplexer Abwässer. Die Inbetriebnahme der ersten großtechnischen MBRs im Jahre 1992 folgten weitere Innovationen, wie zum Beispiel die erste großtechnische Nanofiltration (NF) im Jahre 1996.

Die Behandlung von Abfällen und abfallbürtigen Abwässern führte nach 10 Jahren Forschung und Erprobung im Jahre 2006 zur Inbetriebnahme der ersten großtechnischen Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage in beim Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) Ringsheim nach dem Maximum Yield Technology (MYT)-Verfahren. Hier werden jährlich bis zu 120.000 t gemischter häuslicher Abfälle zu Ersatzbrennstoff und Biogas verarbeitet.

In den folgenden Jahren baute das Wehrle-Werk durch Kooperationen und Innovationen die Position als Komponenten- und Anlagenbauer für die Behandlung von besonderen Abfällen und komplexen Abwässern weiter aus.

Das Unternehmen befindet sich weiterhin vollständig in Familienbesitz in der 5. und 6. Generation der Gründerfamilie. Geführt wird die Wehrle-Werk AG durch Heiner Steinberg[2] aus der 6. Generation.

Aktivitäten

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Heute gliedert sich das Unternehmen in drei Geschäftsbereiche: Energietechnik, Umwelttechnik und Fertigung.[3]

Der Geschäftsbereich Energietechnik baut komplette Anlagen für die thermische Verwertung von Klärschlamm, Industrieabfällen und weiteren Sonderabfällen in der Größenordnung von 1 bis 10 MWth, darüber hinaus als Komponentenlieferant, vor allem für die Kernkomponenten der Feuerung (Wirbelschichtfeuerung oder Rostfeuerung) und für Hochdruck-Wasserrohrkessel. Außerdem erfolgt die Projektierung, Sanierung, Revision und Optimierung bestehender Kessel.

Der Geschäftsbereich Umwelttechnik firmiert auch unter dem Namen Wehrle Umwelt GmbH[4]. Wehrle Umwelt plant, baut und betreibt Anlagen zur Behandlung komplexer Abwässer, zum Beispiel Deponiesickerwasser, industrielle Abwässer aus der Pharmaindustrie, der Chemie und Petrochemie bzw. Raffinerien, aus der Lebensmittel- und Getränkeproduktion. Für Industriebetriebe werden komplette Abwassermanagementsysteme angeboten, bis hin zum Wasserrecycling mit kompletter Kreislaufschließung (Zero Liquid Discharge) und Anlagen zur Wertstoffrückgewinnung. Anlagen von Wehrle Umwelt sind in über vierzig Ländern der Welt zu finden.

Der Geschäftsbereich Fertigung ist spezialisiert auf den Kesselbau, bietet aber auch Großteilefertigung für Drittkunden an. Das Leistungsportfolio umfasst verschiedene Bohr- und Fräsarbeiten, Dreharbeiten, Oberflächenbehandlung und Schweißkonstruktionen bis 40 Tonnen Gewicht. Neben der Auftragsfertigung werden auch Dienstleistungen angeboten, von Konstruktionsplanung mit Materialbeschaffung über Maßhaltigkeitsprüfungen vor Ort, bis hin zu Schweißerausbildung und Schweißerprüfungen.

Struktur

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Das Unternehmen hat Tochterunternehmen in der Schweiz[5], in Spanien, im Vereinigten Königreich, in Russland und in Malaysia[6].

Alle Aktien der Wehrle-Werk AG befinden sich im Besitz der Gründerfamilie.

Dampflok Nr. 384

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Seit 2009 hat Wehrle die Eisenbahnfreunde Breisgau, die den Kaiserstühler Museumszug Rebenbummler betreiben, bei der Instandsetzung der Dampflokomotive Nr. 384 aus dem Jahr 1927 unterstützt. Da diese im Herbst 2021 noch nicht abgeschlossen war und Wehrle wegen guter Auftragslage den Platz benötigte, zog sich Wehrle aus dem Projekt zurück. Da die Maschine ihren Platz im Wehrle-Werk bis Mitte November verlassen muss, rechneten die Eisenbahnfreunde mit drei Möglichkeiten, wie es weitergeht: Der Verein findet eine Möglichkeit, die zerlegte Lok in einer Halle möglichst ohne Kosten unterzubringen, jemand übernimmt die Maschine als Dauerleihgabe – oder kauft sie.[7][8]

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Einzelnachweise

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  1. Konzernabschluss zum 30. Juni 2020 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Wehrle-Gruppe. 5. September 2017, abgerufen am 20. August 2019.
  3. Wehrle-Gruppe. 5. September 2017, abgerufen am 20. August 2019.
  4. Umwelt. 5. September 2017, abgerufen am 20. August 2019.
  5. ECOTHERM AG. Abgerufen am 20. August 2019.
  6. Kontakt. 27. Oktober 2017, abgerufen am 20. August 2019.
  7. Patrik Müller: Dampflok 384 sucht ein neues Abstellgleis. Badische Zeitung, 30. September 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021.
  8. Patrik Müller: Eisenbahnfreunde prüfen jetzt Verkauf der Dampflok 384. Badische Zeitung, 18. Oktober 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021.