Walther Hertzsch

1901 bis 1975 Geburtsort Zwickau Beruf/Funktion Zoologe Konfession - Namensvarianten Hertzsch, Walther

Adolf Walther Hertzsch[1] (* 13. Oktober 1901[2] in Zwickau; † 14. November 1975 in Abtsee, Oberbayern[3]) war ein deutscher Agrarwissenschaftler und Botaniker.

Leben Bearbeiten

Hertzsch wurde als Sohn eines Geheimen Regierungsrates im sächsischen Zwickau in Sachsen geboren. Dort besuchte er auch die Schule, bis er an das Gymnasium in Bautzen wechselte, das er 1919 mit dem Abitur abschloss. Im November 1923 nahm er ein Studium am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Göttingen auf.[1]

Hertzsch promovierte 1927 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin bei Erwin Baur unter dem Titel Beiträge zur infektiösen Chlorose über marmorierte Abutilon-Formen. Als Ergebnis seiner Studien konnte er zwei Ausprägungen der Chlorose unterscheiden.[4]

1933 wurde er Leiter der von Erwin Baur neu eingerichteten Zweigstelle Klein Blumenau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Züchtungsforschung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.[5][6][7] Zu seinen Aufgaben gehörte die Prüfung von Pflanzen auf Winterfestigkeit; hierzu veröffentlichte er seine Arbeiten zu Erbsen; und für Züchtungen aus dem Mutterinstitut auf weitere Eigenschaften. Zusätzlich leitete er die Abteilung Futterpflanzenzüchtungen, welche den Fokus auf Gräser und Kleearten besaß.[8] In dieser Position verfasste er auch Beiträge für den Reichsnährstand.[9]

1935 heiratete er Irene Marie Constanze Schultze-Naumburg, eine Tochter von Paul Schultze-Naumburg, in Salzburg.[10] 1941 wurde Hertzsch als Referent im Reichskommissariat Ostland (RKO) in Riga in der Forschungszentrale der Abteilung Ernährung und Landwirtschaft eingesetzt.[11][12] Er leitete dort auch die neue Zweigstelle Laukischken des Müncheberger Instituts im Kreis Labiau in Ostpreußen. Sein Stellvertreter war Joachim Hackbarth.[13] Er war in der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft aktiv und begann ab 1938 mit Versuchen zur Art- und Gattungsbastardierung bei Futtergräsern.[14]

Hertzsch arbeitete nach dem Krieg zuletzt als Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung (MPIPZ) in Köln-Vogelsang.[2][15]

Gemeinsam mit Werner Plarre veröffentlichte er eine Reihe von Beiträgen zu Kulturpflanzen, wie z. B. dem Weißklee oder dem Blattkohl.[16]

Literatur Bearbeiten

  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 1954, Sp. 900.; Register Sp. 2795. Des Weiteren Zehnte Ausgabe (1966): S. 2950. u. weitere.
  • Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. Biographisches Lexikon. Band 1: A–L. 4. Auflage, Nora Verlag, Berlin 2014, S. 298.

Publikationen (Auswahl) Bearbeiten

  • Beiträge zur infektiösen Chlorose, 1927, Dissertation.
  • Infektiöse Chlorosen, In: Der Züchter  2/1930.
  • Gräserzüchtung, In: Der Züchter 2/1930, S. 182–186.[17]
  • gemeinsam mit W. Feldt: Einfluß der Stickstoffdüngung auf die chemische Zusammensetzung und Erträge einzelner Gräser auf trockenem, humusarmen Mineralboden, In: Pflanzenbau 7, 1931, S. 365 ff.
  • gemeinsam mit W. Feldt, H. Lindemann und Erna Wedell: Chemische Zusammensetzung und Erträge einzelner Kulturgräser auf Mineralboden, In: Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft, Abteilung A: Archiv für Pflanzenbau, Band 6, 1931, S. 1 ff.
  • gemeinsam mit W. Feldt: Zwecke und Ziele der Futterpflanzenzüchtung, Zeitschrift für Züchtung, Reihe A, 18, 1933, S. 303 ff.
  • Die Aufgaben der Zweigstelle des Kaiser Wilhelm-Instituts für Züchtungsforschung in Kl.-Blumenau. In: Der Züchter 6, 1934, S. 258 ff.
  • Die ostpreußische Zweigstelle des Kaiser Wilhelm-Instituts für Züchtungsforschung. In: Naturwissenschaften 22, 1934, S. 836+837.
  • Art- und Hattungskreuzungen bei Gräsern, In: Der Züchter  10/1938, S. 261 ff.
  • gemeinsam mit Hans Heyn: Erbsenarten, pisum sativum L. und P. arvense L. In: Handbuch der Pflanzenzüchtung, P. Parey, 1943, S. 1 ff.
  • U. a. Inkarnatklee, Trifolium incarnatum L. In: Handbuch der Pflanzenzüchtung, P. Parey, 1958, S. 321 ff.
  • Gattungskreuzungen zwischen den Gattungen Festuca und Lolium. In: Der Züchter  29/1959, S. 193 ff.
  • Bromus- und Ceratochloa-Arten. In: Handbuch der Pflanzenzüchtung, P. Parey, 1959, S. 453 ff.
  • The importance of induced polyploidy in forage crop breeding. In: Proceedings of the Eighth International Grassland Congress, Reading, 1961, S. 54 ff.
  • Polyploidiezüchtung bei Futterpflanzen. In: Saatgut-Wirtschaft, Stähle&Friedel, 1961, S. 219 ff.
  • gemeinsam mit H. B. Schmidt, J. Richter und Maximilian Klinkowski: Untersuchungen über eine virusbedingte Nekrose an Futtergräsern. Phytopathologische Zeitschrift 47, 1963, S. 66 ff.
  • gemeinsam mit W. Nitzsche: Chromosomenreduktion in den Nachkommenschaften von autopolyploidem Rohrschwingel. In: Der Züchter  36/1966, S. 240 ff.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Beiträge zur infektiösen Chlorose, Berlin, 1927 Lebenslauf
  2. a b Saatgut-Wirtschaft, Bände 13–14, Stähle & Friedel., 1961, S. 248. [1]
  3. Sterberegister des Standesamtes Laufen Nr. 57/1975 (kostenpflichtig Online bei Ancestry).
  4. Erwin Baur 1875–1935, S. 53.
  5. Chronik der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, S. 69.
  6. Ernst Telschow: Jahrbuch 1942 der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Leipzig 1942, S. 32.
  7. Heinrich Parthey: Bibliometrische Profile von Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1923–1943). Max-Planck-Gesellschaft, 1995. S. 102, 145, 188.
  8. Berichte über Landwirtschaft. Landswirtschaftsverlag, 1985, S. 326 (google.de [abgerufen am 9. April 2020]).
  9. Pflanzenbau: Monatsschrift für den gesamten Acker- und Pflanzenbau und das pflanzenbauliche Versuchswesen. Akademische Verlagsgesellschaft, 1935, S. 85 (google.de [abgerufen am 9. April 2020]).
  10. Schultze-Naumburg (eigentlich Schultze), Paul Eduard Deutsche Biographie
  11. Rudolf Maier: Vom Kaiser-Wilhelm-Institut für Kulturpflanzenforschung im Vivarium (Wien) und am Tuttenhof bei Korneuburg (Niederösterreich) zum Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben (BRD), S. 48. [2]
  12. Susanne Heim (Hrsg.): Autarkie und Ostexpansion. Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus. Band 2 von: Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften: Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Wallstein-Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-496-X, S. 53 u. 167 f. (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).
  13. Carola Sachse (Hrsg.), Bernhard Strebel, Jens-Christian Wagner: Zwangsarbeit für Forschungseinrichtungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. 1939–1945. Ein Überblick ( = Forschungsprogramm Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus Vorabdrucke ... = Research program History of the Kaiser Wilhelm Society in the National Socialist era, Heft 11), hrsg. im Auftrag der Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., Berlin: Forschungsprogramm "Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Ges. im Nationalsozialismus", 2003 (PDF-Datei; 620 kB), S. 29. (Vorabdrucke aus dem Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“)
  14. Berichte über Landwirtschaft. Landswirtschaftsverlag, 1985, S. 332 (google.de [abgerufen am 9. April 2020]).
  15. Saatgut-Wirtschaft, Bände 17–18, Stähle & Friedel., 1965, S. 380. (Online)
  16. Zeitschrift. W. Kohlhammer., 1970, S. 635 (google.de [abgerufen am 9. April 2020]).
  17. Bibliobiography of Plant Genetics, 1934, S. 196. (Online)