Der Wahlbezirk Schlesien 4 war ein Wahlkreis für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus im österreichischen Kronland Schlesien. Der Wahlbezirk wurde 1907 mit der Einführung der Reichsratswahlordnung geschaffen und bestand bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie.

Wahlbezirk Österreichisch-Schlesien|Schlesien 4
Land Österreich-Ungarn
Kronland Schlesien
Wahlkreisnummer 4
Typ Städtewahlkreis
Region Teschen, Oderberg, Freistadt, Schwarzwasser
Anwesende Bevölkerung  33,326  (1910)
Umgangssprachen Deutsch (56,2 %), Polnisch (37,4 %), Böhmisch (6,3 %)
Wahlberechtigte 5,506  (1911)
Abgeordnete

Geschichte Bearbeiten

Nachdem der Reichsrat im Herbst 1906 das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Männerwahlrecht beschlossen hatte, wurde mit 26. Jänner 1907 die große Wahlrechtsreform durch Sanktionierung von Kaiser Franz Joseph I. gültig. Mit der neuen Reichsratswahlordnung schuf man insgesamt 416 Wahlbezirke, wobei mit Ausnahme Galiziens in jedem Wahlbezirk ein Abgeordneter im Zuge der Reichsratswahl gewählt wurde. Der Abgeordnete musste sich dabei im ersten Wahlgang oder in einer Stichwahl mit absoluter Mehrheit durchsetzen. Der Wahlkreis Schlesien 4 umfasste die Städte Teschen, Oderberg, Freistadt und Schwarzwasser.[1]

Aus der Reichsratswahl 1907 ging der Bürgermeister der Stadt Teschen Leonhard Demel von Elswehr (1856–1915), ein Johann Demels Sohn, ein Kandidat der deutschen Liberalen, als Sieger hervor. Seine Gegner waren Eduard Engelmann, ein Rechtsberater aus Wien (Christlichsoziale Partei), sozialistischer Maurice Arbeitel aus Teschen und Hilary Filasiewicz, ein Nationalkandidat der Polen.

In der Reichsratswahl 1911 gewann wieder Leonhard Demel. Seine Gegner waren damals Leopold Doppler (Christlichsoziale Partei), sozialistischer Maurice Arbeitel und Franciszek Tomiczek, polnischer Maurermeister aus Bobrek.

Wahlergebnisse Bearbeiten

Reichsratswahl 1907 Bearbeiten

Die Reichsratswahl 1907 wurde am 14. Mai 1907 (erster Wahlgang)[2][3] sowie am 23. Mai 1907 (Stichwahl)[4] durchgeführt.

Erster Wahlgang Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Leonhard Demel von Elswehr Deutsche Fortschrittspartei 1812
Teschen: 1444
Oderberg: 113
Freistadt: 125
Schwarzwasser: 130
39,7 %
Teschen: 51,8 %
Oderberg: 13,4 %
Freistadt: 18,9 %
Schwarzwasser: 48 %
Maurice Arbeitel Sozialdemokratische Arbeiterpartei 1196
Teschen: 436
Oderberg: 527
Freistadt: 226
Schwarzwasser: 7
26,2 %
Teschen: 15,6 %
Oderberg: 62,4 %
Freistadt: 34,1 %
Schwarzwasser: 2,6 %
Eduard Engelmann Christlichsoziale Partei 933
Teschen: 569
Oderberg: 110
Freistadt: 242
Schwarzwasser: 12
20,4 %
Teschen: 20,4 %
Oderberg: 13 %
Freistadt: 36,6 %
Schwarzwasser: 4,4 %
Hilary Filasiewicz Polnische Volkspartei 595
Teschen: 330
Oderberg: 88
Freistadt: 63
Schwarzwasser: 114
13 %
Teschen: 11,8 %
Oderberg: 10,4 %
Freistadt: 9,5 %
Schwarzwasser: 42,1 %
Sonstige Parteien 30 0,6 %
Wahlberechtigte: 4840, Ungültige/Leere Stimmen: 29, Wahlbeteiligung: 94,9 %

Stichwahl Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Leonhard Demel von Elswehr Deutsche Fortschrittspartei 2797
Teschen: 2136
Oderberg: 144
Freistadt: 305
Schwarzwasser: 212
63,4 %
Teschen: 78,6 %
Oderberg: 17,5 %
Freistadt: 48,4 %
Schwarzwasser: 88,3 %
Maurice Arbeitel Sozialdemokratische Arbeiterpartei 1617
Teschen: 583
Oderberg: 581
Freistadt: 325
Schwarzwasser: 28
36,6 %
Teschen: 21,4 %
Oderberg: 82,5 %
Freistadt: 51,6 %
Schwarzwasser: 11,7 %
Wahlberechtigte: 4.840, Ungültige Stimmen: 79, Wahlbeteiligung: 92,8 %

Reichsratswahl 1911 Bearbeiten

Die Reichsratswahl 1911 wurde am 13. Juni 1911 (erster Wahlgang).[5]

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Leonhard Demel von Elswehr Deutsche Fortschrittspartei 2541
Teschen: 1803
Oderberg: 242
Freistadt: 355
Schwarzwasser: 141
51,4 %
Teschen: 59,5 %
Oderberg: 25,6 %
Freistadt: 49,4 %
Schwarzwasser: 56 %
Maurice Arbeitel Sozialdemokratische Arbeiterpartei 1393
Teschen: 612
Oderberg: 548
Freistadt: 207
Schwarzwasser: 26
28,2 %
Teschen: 20,2 %
Oderberg: 58 %
Freistadt: 28,8 %
Schwarzwasser: 10,3 %
Leopold Doppler Christlichsoziale Partei 695
Teschen: 415
Oderberg: 133
Freistadt: 65
Schwarzwasser: 81
14,1 %
Teschen: 13,7 %
Oderberg: 14,1 %
Freistadt: 9 %
Schwarzwasser: 32,1 %
Franciszek Tomiczek Polnische Volkspartei 283
Teschen: 180
Oderberg: 11
Freistadt: 88
Schwarzwasser: 4
5,7 %
Teschen: 5,9 %
Oderberg: 1,2 %
Freistadt: 12,2 %
Schwarzwasser: 1,6 %
Sonstige Parteien 32 0,6 %
Wahlberechtigte: 5506, Ungültige/Leere Stimmen: 59, Wahlbeteiligung: 90,9 %

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder. 1907, IX. Stück, Nr. 17: „Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates“
  2. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 14. April 1907, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  3. Artikel in: Prager Tagblatt, 14. April 1907, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  4. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 24. April 1907, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  5. Die Reichsratswahlen.. In: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 13. Juni 1911, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab