Liste der Wahlbezirke in Schlesien

Wikimedia-Liste

Diese Liste der Wahlbezirke in Schlesien listet alle Wahlbezirke im Kronland Schlesien für die Wahlen des Österreichischen Abgeordnetenhauses auf. Die Wahlbezirke bestanden zwischen 1907 und 1918.

Geschichte Bearbeiten

Nachdem der Reichsrat im Herbst 1906 das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Männerwahlrecht beschlossen hatte, wurde mit 26. Jänner 1907 die große Wahlrechtsreform durch Sanktionierung von Kaiser Franz Joseph I. gültig. Mit der neuen Reichsratswahlordnung schuf man insgesamt 480 Wahlbezirke mit in der Regel je einem zu wählenden Abgeordneten, der durch Direktwahl mit allfälliger Stichwahl bestimmt wurde. In Schlesien hatten vor der Abschaffung des Klassenwahlrechts zwölf Wahlkreise bestanden, wobei die Städte gemeinsam mit der Handels- und Gewerbekammer in Troppau vier Abgeordnete, die Großgrundbesitzer und die Landgemeinden je drei Abgeordnete und die Allgemeine Wählerklasse zwei Abgeordnete entsandten.[1][2]

Mit der Einführung des allgemeinen Männerwahlrechts wurden in Schlesien 15 Wahlbezirke geschaffen, die sich auf sechs sogenannte Städtewahlkreise und neun Landgemeindenwahlkreise verteilten. Neben dem Stadtwahlkreis für Troppau existierten fünf weitere Stadtwahlkreise, in denen verschiedenen Städte und Gemeinden, in der Regel Sitze der Bezirksverwaltung oder der Bezirksgerichte, zusammengefasst wurden. Die Landgemeindewahlkreise setzten sich demgegenüber aus einer gewissen Anzahl von Gerichtsbezirken zusammen, wobei in manchen Landgemeindewahlkreisen einzelne Ortschaften auf Grund der Mehrheitssprache der Bevölkerung anderen Wahlbezirken zugeschlagen wurden.[3]

Die Bevölkerung Schlesiens setzte sich 1910 aus rund 42 % Deutschsprachigen, 32 % Polnischsprachigen und 24 % Tschechischsprachigen zusammen. Dieses Sprachengemisch spiegelt sich auch unter den Abgeordneten der Schlesischen Wahlbezirke wider. So wurden in den Wahlkreisen 1–5 sowie 7–10 jeweils deutschsprachige Abgeordnete in das Abgeordnetenhaus entsandt, die Wahlbezirke 6 sowie 11–12 wurden durch tschechischsprachige Abgeordnete vertreten, die Wahlbezirke 13–15 durch Polen. Jedoch war das Parteienspektrum auch innerhalb der Sprachgruppen stark zersplittert. So kamen die neun deutschsprachigen Abgeordneten 1910 aus fünf Parteien, die drei tschechischen Abgeordneten aus zwei und die drei polnischen Abgeordneten aus drei Parteien.

Wahlbezirke Bearbeiten

Nr.: Nummer des Wahlkreises mit Link zum Wahlbezirksartikel
Wahlbezirktyp: Angabe, ob es sich um einen Städtewahlkreis oder Landgemeindenwahlkreis handelt
Region: Städte oder Gerichtsbezirke, die zum Wahlbezirk gehören. Die Landgemeindewahlkreise umfassen die angegebenen Gerichtsbezirke ohne die in den Wahlbezirken 1 bis 6 enthaltenen Städte und Ortschaften bzw. die bei den Wahlbezirken genannten oder ausgeschlossenen Gemeinden
WB: Anzahl der Wahlberechtigten bei der Reichsratswahl 1911
Partei 1907: Parteizugehörigkeit des Abgeordneten des Wahlbezirks bezogen auf die Reichsratswahl 1907
Partei 1911: Parteizugehörigkeit des Abgeordneten des Wahlbezirks bezogen auf die Reichsratswahl 1911
Nr. Wahlbezirktyp Region WB Partei 1907 Partei 1911
1 Stadtwahlkreis Troppau 4.948 DRP DRP
2 Stadtwahlkreis Freiwaldau, Zuckmantel, Würbenthal, Jägerndorf, Olbersdorf, Jauernig, Stadt, Engelsberg, Weidenau, Friedberg 7.830 DVP DVP
3 Stadtwahlkreis Freudenthal, Bennisch, Odrau, Wigstadtl, Wagstadt, Königsberg, Friedek 7.386 SD DVP
4 Stadtwahlkreis Teschen, Oderberg, Freistadt, Schwarzwasser 5.510 DF DF
5 Stadtwahlkreis Bielitz, Skotschau, Jablunkau 4.670 DF DF
6 Stadtwahlkreis Radwanitz, Polnisch Ostrau, Hermanitz, Hruschau, Schönichl, Dombrau, Karwin, Lazy, Orlau 15.606 TSD TSD
7 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Jauernig, Weidenau, Freiwaldau 9.422 SD DAP
8 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Zuckmantel, Olbersdorf, Jägerndorf sowie die Gemeinden Kreuzendorf, Lodnitz und Strochowitz 5.838 SD DA
9 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Würbenthal, Freudenthal, Bennisch sowie die Gemeinde Mladetzko 6.615 DA SD
10 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirk Wigstadt ohne die Gemeinden des Wahlbezirks 11, sowie die Gemeinden Lippin, Stiebnig, Wollmersdorf, Altstadt, Bielau, Brawin, Brosdorf, Großolbersdorf, Radnitz, Tyrn, Alexanderfeld, Altbielitz, Batzdorf, Bistrai, Kamitz, Lobnitz, Nikelsdorf und Ober Kurzwald 7.612 DA DA
11 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirk Troppau ohne die Gemeinden der Wahlbezirke 8, 9, und 10, Gerichtsbezirk Wagstadt ohne die Gemeinden des Wahlbezirkes 10, Gerichtsbezirk Königsbergohne die Gemeinden des Wahlbezirks 10 sowie die Gemeinden Briesau, Dittersdorf, Jantsch, Markersdorf, Waldolbersdorf 11.349 TA TA
12 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Friedeck, Polnisch Ostrau 10.587 TSD TA
13 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Teschen, Jablunkau 13.036 PPSD PVP
14 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Schwarzwasser, Skotschau, Bielitz ohne die Gemeinden des Wahlbezirks 10 11.684 PK PK
15 Landgemeindenwahlkreis Gerichtsbezirke Freistadt, Oderberg 10.807 PPSD PPSD

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, 1873, XV. Stück, Nr. 40: „Gesetz vom 2. April 1873, wodurch das Grundgesetz über die Reichsvertretung vom 21. December 1867 (R.G.BL. Nr. 141) abgeändert wird“
  2. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Lander, 1896, LXVI. Stück, Nr. 168 „Gesetz vom 14. Juni 1896, wodurch das Grundgesetz über die Reichsvertretung vom 21. Dezember 1867, R.G.Bl.Nr. 141, beziehungsweise die Gesetze vom 2. April 1873, R.G.Bl. Nr. 40, und vom 12. November 1886, R.G.Bl. Nr. 162, abgeändert und ergänzt werden“
  3. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1907, IX. Stück, Nr. 17: „Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates“

Literatur Bearbeiten

  • Fritz Freund: Das österreichische Abgeordnetenhaus. Ein biographisch-statistisches Handbuch, 1907–1913, XI. Legislaturperiode (XVIII Session). Wiener Verlag, Wien, Leipzig 1907
  • Fritz Freund: Das österreichische Abgeordnetenhaus. Ein biographisch-statistisches Handbuch, 1911–1917, XII. Legislaturperiode. Verlag Dr. Rudolf Ludwig, Wien 1911