Der Wahlbezirk Galizien 36 war ein Wahlkreis für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus im österreichischen Kronland Galizien. Der Wahlbezirk wurde 1907 mit der Einführung der Reichsratswahlordnung geschaffen und bestand bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie.

Wahlbezirk Galizien 36
Land Österreich-Ungarn
Kronland Galizien
Wahlkreisnummer 36
Typ Landgemeindenwahlkreis
Region Biała (Biala), Oświęcim (Auschwitz),
Kęty (Kenty), Andrychów (Andrichau)
Anwesende Bevölkerung  120,838  (1910)
Umgangssprachen Polnisch (92.5 %), Deutsch (<7.5 %)
Wahlberechtigte 19,905  (1911)
Abgeordnete

Geschichte Bearbeiten

Nachdem der Reichsrat im Herbst 1906 das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Männerwahlrecht beschlossen hatte, wurde mit 26. Jänner 1907 die große Wahlrechtsreform durch Sanktionierung von Kaiser Franz Joseph I. gültig. Mit der neuen Reichsratswahlordnung schuf man insgesamt 516 Wahlbezirke, wobei mit Ausnahme Galiziens in jedem Wahlbezirk ein Abgeordneter im Zuge der Reichsratswahl gewählt wurde. In den Landgemeindenwahlkreisen Galiziens wurden zwei Abgeordneter gewählt. Der erste Abgeordnete musste sich dabei im ersten oder zweiten Wahlgang mit absoluter Mehrheit durchsetzen, der zweite mit 25 %. Wenn der erste Abgeordnete gewann mit über 50 % aber keiner zweite mit 25 %, dann gab es nächsten Wahlgang mit nur zwei Kandidaten. Wenn keiner gewann 50 % in der zweiten Wahlgang, dann gab es der Stichwahl mit drei Kandidaten, wo zwei beste Abgeordneten wurden.

Der Wahlkreis Galizien 36 umfasste die Gerichtsbezirke Biała (Biala), Kęty (Kenty), Oświęcim (Auschwitz) (mit der gleichnamigen Stadt) und Andrychów (Andrichau), wobei folgende Gemeinden ausgenommen waren:[1]

Aus der Reichsratswahl 1907 gingen Ludwig Dobija und Stanisław Hanusiak als Sieger hervor, beide aus der verbindeten mit Stanisław Stojałowski kurzlebigen Partei Polnisches Zentrum (Polskie Centrum Ludowe). Seine Gegner waren sozialistischer Daniel (Baruch) Gross, ein Rechtsanwalt jüdischer Herkunft aus Biała (ab dem zweiten Wahlgang der Kandidat der Sozialisten wurde Ignacy Daszyński), Jan Kubik (Polskie Stronnictwo Ludowe), sowie Franciszek Kramarczyk, ehemaliger Abgeordnete des galizischen Landtags.

In der Reichsratswahl 1911 gewann wieder Ludwig Dobija und Jan Kubik. Ludwig Dobija vertrete mit Stanisław Stohandel (aus Bielitz) in diesem Wahl den sogenannten Antiblok, weil Jan Kubik mit schwach bekannten Antoni Śmieszek die PSL. Seine Gegner waren auch Adolf Poniński, ein Schuldirektor aus Kobiernice, sozialistischer Leon Misiołek aus Krakau und schwach bekannt Pawica.

Wahlergebnisse Bearbeiten

Reichsratswahl 1907 Bearbeiten

Erster Wahlgang Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreis-
stimmen
Prozent
Ludwig Dobija PCL 6892 41,9 %
Stanisław Hanusiak PCL 3761 22,9 %
Daniel (Baruch) Gross PPSD 2923 17,8 %
Jan Kubik PSL 2248 13,7 %
Stanisław Kramarczyk PCL/unabhängig 386 2,3 %
Sonstige Parteien 234 1,4 %
Wahlberechtigte: 19.516, Ungültige/Leere Stimmen: 119, Wahlbeteiligung: 84,9 %

Zweiter Wahlgang Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Ludwig Dobija PCL 7481 50,2 %
Stanisław Hanusiak PCL 3381 22,7 %
Ignacy Daszyński PPSD 3191 21,4 %
Jan Kubik PSL 787 5,3 %
Wahlberechtigte: 19.516, Ungültige/Leere Stimmen: 82, Wahlbeteiligung: 76,8 %

Stichwahl Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Stanisław Hanusiak PCL 9205 95 %
Ignacy Daszyński PPSD 490 5 %
Wahlberechtigte: 19.516, Ungültige/Leere Stimmen: 116, Wahlbeteiligung: 50,3 %

Reichsratswahl 1911 Bearbeiten

Erster Wahlgang Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreis-
stimmen
Prozent
Jan Kubik PSL 3022 20,3 %
Stanisław Stohandel Antyblok 2824 19 %
Leon Misiołek PPSD 2578 17,3 %
Ludwig Dobija Antyblok 1992 13,4 %
Antoni Śmieszek PSL 1271 8,5 %
Stanisław Kramarczyk unabhängig 1062 7,1 %
Sonstige Parteien 1114 7,5 %
Wahlberechtigte: 19.905, Ungültige/Leere Stimmen: 160, Wahlbeteiligung: 75,5 %

Zweiter Wahlgang Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Jan Kubik PSL 3881 30 %
Ludwig Dobija Antyblok 3708 28,7 %
Stanisław Stohandel Antyblok 2324 18 %
Antoni Śmieszek PSL 1782 13,8 %
Stanisław Kramarczyk unabhängig 1169 9 %
Wahlberechtigte: 19.905, Ungültige/Leere Stimmen: 83, Wahlbeteiligung: 65,4 %

Stichwahl Bearbeiten

Kandidat Partei Wahlkreisstimmen Prozent
Jan Kubik PSL 4318 40,7 %
Ludwig Dobija Antyblok 4195 39,6 %
Stanisław Stohandel Antyblok 2085 19,7 %
Wahlberechtigte: 19.905, Ungültige/Leere Stimmen: 138, Wahlbeteiligung: 53,9 %

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder. 1907, IX. Stück, Nr. 17: „Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates“