Volunteer-Computing (zu deutsch: Ehrenamtliches / freiwilliges Rechnen) beschreibt eine Technik der Anwendungsprogrammierung, bei der einzelne Computernutzer Rechnerkapazitäten wie Rechenzeit und Speicherplatz auf freiwilliger Basis einem bestimmten Projekt zur Verfügung stellen, um unter Anwendung des verteilten Rechnens ein gemeinsames Ergebnis zu berechnen.[1][2]

Hintergrund ist die Überlegung, dass einerseits die für umfangreiche Berechnungen benötigten Supercomputer kostenintensiv sind, und dass andererseits die Hauptprozessoren vieler Rechner (PC oder Smartphone) zeitweise nicht ausgelastet sind, da der Anwender meistens nur mit wenigen Programmen arbeitet, welche nur einen Teil der gesamten CPU-Leistung beanspruchen. Diese ungenutzten Ressourcen möchte man beim verteilten Rechnen nutzbar machen. Hierzu wird eine entsprechende Client-Software auf dem betroffenen Rechner installiert, die diese Aufgaben meistens weitgehend im Hintergrund übernimmt. Durch Einführung von Technologien wie Cool’n’Quiet, PowerNow! und SpeedStep verbrauchen jedoch aktuelle CPUs und GPUs bei geringerer Last deutlich weniger Strom als unter Volllast, sodass Volunteer-Computing-Teilnehmer auch indirekt Strom zur Verfügung stellen und ggf. mehr Lärm durch Lüfter ausgesetzt sind.

Volunteer-Computing muss organisiert werden. Dazu wird eine Software zur Verfügung gestellt, die auf den Clients zur Lösung der speziellen Aufgabe laufen muss. Weiterhin müssen die Aufgaben, die abgearbeitet sind, gerade bearbeitet werden, oder noch verteilt werden müssen, verwaltet werden. Diese Aufgaben übernimmt der Betreiber des Forschungsprojekts, in der Regel also ein Universitätsinstitut.

Will man sich nun an der Problemlösung beteiligen, das heißt die ungenutzte Rechenleistung eines Computers zur Verfügung stellen, lädt man zunächst die Clientsoftware auf den Computer, installiert diese und testet die Installation mittels vorgegebener Testdaten. Danach meldet man sich an der Webseite eines Projektes seiner Wahl an und lässt sich Daten zuteilen, die bearbeitet werden sollen. Nach Berechnung des Datenpaketes, die einige Stunden bis mehrere Wochen Rechenzeit in Anspruch nehmen kann, wird das Ergebnis an die Webseite zurückgemeldet, und man kann sich neue Daten geben lassen. Diese Aufgaben führt die Software automatisch aus, sodass sich auch Laien an den Projekten beteiligen können.

Einsatzgebiete

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Volunteer-Computing wird in vielen Bereichen der Forschung eingesetzt, vor allem bei sehr rechenintensiven Anwendungen (z. B. Docking-Simulationen für das Design künftiger Medikamente, die Berechnung von Proteinfaltungsvorgängen, die Suche nach Primzahlen oder die Widerlegung von mathematischen Vermutungen), für deren Bearbeitung die Leistung von herkömmlichen Supercomputern nicht ausreicht, oder für die nur ungenügende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Volunteer-Computing-Projekte finden sich demnach sehr häufig bei von Universitäten, Stiftungen oder kleinen, bzw. mittelständischen Firmen durchgeführten Projekten.

Konkrete Projekte

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Screenshot des BOINC Managers beim Abarbeiten von Tasks des SETI@home Projekts

Eines der ersten Projekte, welches die Technik des Volunteer-Computing nutzte, war das SETI@home-Projekt (inzwischen beendet) der University of California, Berkeley, das somit die Rechenkraft eines teuren Supercomputers erzielte.

Viele Projekte folgten, so zum Beispiel

Heute gibt es fast in allen naturwissenschaftlichen Bereichen verteilte Rechenprojekte, sogar die Industrie bedient sich bereits der Technik.

Eine neue Stufe der Verbreitung erreichte das Projekt Folding@home, das bis 2012[3] die Fähigkeiten der Spielekonsole PlayStation 3 sowie von ATI-, AMD- und Nvidia-Grafikprozessoren (GPU) nutzt und so eine Leistung von bis zu 4 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde (4 Petaflops) erreicht. Mit bis zu 700.000 angemeldeten PS3-Teilnehmern und regelmäßig etwa 50.000 aktiven Konsolen steht dieses Projekt als leistungsstärkstes verteiltes Rechnernetzwerk aller Zeiten im Guinness-Buch der Rekorde.[4][5]

Nachdem im März 2020 eines der ersten und größten öffentlichen Volunteer-Verteiltes System Projekte SETI@home sein Ende am 31. März 2020 bekannt gab[6][7][8] und aufgrund einer erhöhten Interesse durch die COVID-19-Pandemie, wird das Verteiltes System Folding@home das erste Computing-System das ein exaFLOPS erreicht.[9][10][11] Das System simulierte Proteinfaltung für Forschungen zu COVID-19 und erreichte am 13. April eine Geschwindigkeit von ca. 2.43 x86 exaFLOPS − einige Male schneller als der vorherige Rekordhalter, Supercomputer Summit.[12]

Siehe auch

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Commons: Verteiltes Rechnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. What is volunteer computing? In: lhcathome.web.cern.ch. Abgerufen am 7. Februar 2023 (englisch).
  2. Christian Benjamin Ries: BOINC: Hochleistungsrechnen mit Berkeley Open Infrastructure for Network Computing. Springer, 2012, ISBN 978-3-642-23383-8, S. 17 (Erwähnung des Begriffs „Volunteer-Computing“ in einer deutschsprachigen Literatur).
  3. Peter Steinlechner: PLAYSTATION 3:Firmware 4.30 beendet Folding@home. In: Golem. 22. Dezember 2012, abgerufen am 18. März 2020 (englisch).
  4. Meldung auf der BBC-Website (englisch)
  5. Folding@home-Statistikseite (Memento des Originals vom 13. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fah-web.stanford.edu
  6. Astronomers no longer need your personal computers to search for alien life. Abgerufen am 6. April 2020 
  7. John Timmer: The grandfather of distributed computing projects, SETI@home, shuts down In: Ars Technica, 5. März 2020. Abgerufen am 6. April 2020 (amerikanisches Englisch). 
  8. Final data is in the splitter queue. In: setiathome.berkeley.edu. Abgerufen am 6. April 2020.
  9. Folding@Home Crushes Exascale Barrier, Now Faster Than Dozens of Supercomputers - ExtremeTech In: www.extremetech.com. Abgerufen am 13. Mai 2020 
  10. Folding@home crowdsourced computing project passes 1 million downloads amid coronavirus research In: VentureBeat, 31. März 2020. Abgerufen am 13. Mai 2020 
  11. The coronavirus pandemic turned Folding@Home into an exaFLOP supercomputer In: Ars Technica, 14. April 2020. Abgerufen am 13. Mai 2020 (amerikanisches Englisch). 
  12. Liam Tung: CERN throws 10,000 CPU cores at Folding@home coronavirus simulation project In: ZDNet. Abgerufen am 13. Mai 2020 (englisch).