Völkerschlachtdenkmal (Gertraudenfriedhof Halle)

Gedenkstätte für die 1813 im Zusammenhang mit der Schlacht bei Leipzig gestorbenen Krieger in Halle (Saale),Sachsen-Anhalt

Das Völkerschlachtdenkmal auf dem Gertraudenfriedhof ist eine Gedenkstätte in Halle (Saale). Es steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis von Sachsen-Anhalt mit der Erfassungsnummer 094 04815 054 als „Teilobjekt eines Baudenkmals – Kleindenkmal“ eingetragen.[1]

Völkerschlachtdenkmal auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (2021)

Geschichte

Bearbeiten

Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 erlebte das nahegelegene Halle als Lazarettstadt intensiv mit. Viele Verwundete verstarben hier und um die Erinnerung daran zu bewahren, schuf man bereits im Jahr 1814 drei Gedenkstätten: einen Obelisken auf der Lehmbreite, das Völkerschlachtdenkmal auf der Würfelwiese und das Völkerschlachtdenkmal im Stadtpark. Jeder markierte eine Stelle, an der verstorbene Verwundete beerdigt wurden. Gestaltet wurden die Denkmäler jeweils von einer der noch bestehenden Handwerkerinnungen Halles. Die Franckeschen Stiftungen dienten als eines der zentralen Hospitäler und versorgten 2063 Preußen sowie einige russische Verwundete. In unmittelbarer Nähe – an der Lehmbreite im heutigen Bereich der Franckestraße – beerdigte man die Toten der Stiftungen.[2]

Dort entstand auf dem heutigen Georg-Schumann-Platz ein Obelisk durch die Zimmerer, weshalb man sich für einen Eichenstamm als Material entschied.[3] Eingeweiht wurde das Denkmal am 2. August 1814, dem Vorabend des 44. Geburtstags des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Nach 20 Jahren war der Holz-Obelisk des Zimmermeisters Scharre (Glaucha) aber schon so deutlich beschädigt, dass man einen neuen Obelisken aus Stein schuf, der am 18. Oktober 1833 auf einen künstlichen Hügel gestellt und am 3. August 1839 mit einem – von Friedrich Wilhelm III. gestifteten – Eisengeländer umgeben wurde.[3] Anlässlich des 50. Jahrestages der Schlacht erhielt der kleine Hügel im Jahr 1863 einen Treppenaufgang.[4]

Im Jahr 1942 beschloss man die Errichtung eines Luftschutzbunkers auf dem Platz. Da die Denkmalanlage dieses Vorhaben störte, entschied man sich für die Versetzung des Obelisken auf den Gertraudenfriedhof im Norden der Stadt.[4]

Beschreibung

Bearbeiten

Das sechs Meter hohe Denkmal besteht aus einem Stufenpodest, einem Sockelstein und dem eigentlichen Obelisken.[4] Die Inschriften am Sockelstein berichten vom Grund der Errichtung sowie von der Restaurierung, beziehen sich aber auf den vorherigen Standort:

Inschriften am Sockelstein
Inschrift 1 Inschrift 2 Inschrift 3 Inschrift 4
DEN TAPFEREN
DIE BEI LEIPZIG IM KAMPFE
FÜR DAS VATERLAND VERWUNDET
IN HALLE IHREN HELDENGEIST
AUFGABEN UND DEREN GEBEINE
DIESE ERDE DECKET
ERRICHTETE
AUS DANKBARKEIT DIES DENKMAL
DAS ZIMMERGEWERK DER ST. HALLE
MDCCCXIV
SIE RUHEN HIER
VON IHRER ARBEIT
UND IHRE WERKE
FOLGEN IHNEN NACH
ERNEUERT
VON DEM ZIMMERGEWERK
DER ST. HALLE AM JAHRESTAGE
DER SCHLACHT BEI LEIPZIG
DEN XVIII. OCTOBER
MDCCCXXXIII

Am Obelisken selbst finden sich mehrere Reliefdarstellungen: Ein gen Boden gerichtetes Schwert mit Pflanzendarstellungen und einem Adlerkopf, gekreuzte Stäbe, die wohl gen Boden gerichtete Fackeln darstellen und ein Horn, das eine Pflanze umrankt.

Literatur

Bearbeiten
  • Carl Hugo Freiherr vom Hagen: Die Stadt Halle, nach amtlichen Quellen historisch-topographisch-statistisch dargestellt. Zugleich Ergänzung und Fortsetzung der Dreyhauptschen Chronik. Erster Band. Verlag von G. Emil Barthel, Halle (Saale) 1867. (Digitalisat, Google Books).
  • Werner Gottschalk: Halle im Jahr der Völkerschlacht 1813 (2. Teil). In: Ekkehard. Neue Folge, 13. Jahrgang (2006), Heft 2, S. 33–50.
  • Werner Gottschalk: Halle im Jahr der Völkerschlacht 1813 (3. Teil). In: Ekkehard. Neue Folge, 13. Jahrgang (2006), Heft 3, S. 74–87.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Entwicklung des Denkmalbestandes in Sachsen-Anhalt (PDF; 6,0 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (des Abgeordneten Olaf Meister; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 7/5874 vom 9. März 2020 (KA 7/3515), PDF-Seite 48, abgerufen am 14. August 2024.
  2. Werner Gottschalk: Halle im Jahr der Völkerschlacht 1813 (2. Teil), S. 38.
  3. a b Carl Hugo Freiherr vom Hagen: Die Stadt Halle, S. 192.
  4. a b c Werner Gottschalk: Halle im Jahr der Völkerschlacht 1813 (3. Teil), S. 80. Der Vorgängerobelisk wurde im Jahr 1814 von Johann Adolph Darnstedt gezeichnet (siehe S. 83). Es handelte sich um einen Obelisken mit dem Relief eines preußischen Adlers, der damals im freien Feld außerhalb der Stadtmauer stand.

Koordinaten: 51° 30′ 15,9″ N, 11° 59′ 15,7″ O