Das multifunktionale Kriegs-Roboter-Komplex (Bojewoi mnogofunkzionalny robototechnitscheski kompleks) Uran-9 ist ein unbemannter Spähpanzer von dem russischen Rüstungskonzern Rostec.[1][2][3][4] Nach der Vorstellung von Rosoboronexport soll das Fahrzeug eine Kombination zwischen einem Aufklärungs- und Kampfpanzer darstellen, das unter anderem in Operationen in urbanem Terrain benutzt werden kann. Dazu soll es zum Beispiel Fernaufklärungsdaten und mögliche Feuerunterstützung bieten.[5]

Uran-9

Uran-9 auf einer Ausstellung 2016

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung keine
Länge 5,12 m
Breite 2,53 m
Höhe 2,50 m
Masse 10–12 Tonnen Gefechtsgewicht
Panzerung und Bewaffnung
Hauptbewaffnung 1 × 30-mm-2A72 Maschinenkanone
Sekundärbewaffnung 1 × 7,62-mm-PKTM (Koaxial-MG), 9M120 Ataka-Panzerabwehrlenkwaffen oder RPO-Raketenwerfer
Beweglichkeit
Antrieb Diesel-Elektrisch (220 kW)
Geschwindigkeit 35 km/h (Straße)
Leistung/Gewicht

Entwicklung

Bearbeiten

Uran-9 wurde vom JSC 766 UPTK, einem Unternehmen des Konsortiums Rostec entwickelt. Erstmals öffentlich vorgestellt wurde das System im Jahr 2016.[6] Noch im selben Jahr wurden die ersten Systeme zu Testzwecken an die Streitkräfte Russlands ausgeliefert. Im Jahr 2019 war Uran-9 schließlich operationell.[7]

 
Kampfroboter Uran-9

Eine Uran-9-Einheit besteht aus vier unbemannten Landfahrzeugen sowie einer bemannten Kommandostation, welche auf einem KAMAZ-Lastkraftwagen installiert ist.[8] Aus der Kommandostation kann das Uran-9-Kettenfahrzeug durch einen Bediener ferngesteuert werden oder es kann eine vorprogrammierte Strecke abfahren.[6] Das Kettenfahrzeug basiert auf dem URP-01G-Fahrgestell und hat je nach Ausführung und Bewaffnung ein Gewicht von 10–12 Tonnen. Es erreicht auf der Straße eine Höchstgeschwindigkeit von rund 35 km/h und soll bis zu einer Entfernung von 3 km ferngesteuert werden können.[9]

Ausgerüstet ist das unbemannte Landfahrzeuge Uran-9 mit einer Taglichtkamera und einer Wärmebildkamera. Bei Tageslicht sollen Ziele bis zu einer Entfernung von 6 km erfasst werden können. In der Nacht soll eine Zielerfassung auf eine Entfernung von 3 km sowie eine Zielidentifikation auf rund 1,5 km möglich sein.[6][8] Die durch die Kameras aufgenommenen Bilder werden mit einem 2-Weg Datenlink an die Kommandostation gesendet. Weiter ist das Fahrzeug mit einem Laserwarner ausgerüstet und besitzt eine leichte Panzerung zum Schutz gegen Feuerwaffen sowie Splitter.[6]

Auf dem Fahrzeugdach ist eine Fernbedienbare Waffenstation vom Typ ABM-M30M3 installiert.[8] Diese verwendet als Primärbewaffnung eine 30-mm-2A72-Maschinenkanone und als Sekundärbewaffnung ein koaxiales 7,62-mm-PKT-Maschinengewehr.[10] Weiter sind an der Waffenstation vier 9M120 Ataka-Panzerabwehrlenkwaffen angebracht.[4] Optional kann die Waffenstation auch mit 6–12 RPO-Raketenwerfern oder einem Flugabwehrraketensystem vom Typ 9K38 Igla oder 9K333 Werba ausgerüstet werden. Auch können die 9M120 Ataka-Panzerabwehrlenkwaffen durch den Typ 9M133 Kornet ersetzt werden. Die Waffenstation verfügt über keine Waffenstabilisierung und die Waffen können daher nur zielgenau abgefeuert werden, wenn das Fahrzeug stillsteht.[4][11]

Nach Testeinsätzen und Kampferprobungen in Rahmen des Russischen Militäreinsatzes in Syrien wurden z. T. erhebliche Schwachstellen festgestellt.[12] Untersuchungen durch das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation bemängelten die Zuverlässigkeit, Fernsteuerung, Mobilität, Feuerkraft und Aufklärungsvermögen.[4] So wurde bei Testeinsätzen in überbauten Gebieten nur eine geringe Einsatzreichweite von 200–300 m, bedingt durch geringe Reichweite und Bandbreite der Datenübertragung erreicht.[4][11] Ebenso brach auch immer wieder, für z. T. längere Zeit die Nachrichtenverbindung zum unbemannten Landfahrzeug ab.[12] Weiter wurde die Qualität der Optiken bemängelt, welche nur eine Zielidentifikation auf Distanzen von max. 2 km ermöglichen.[11] Ebenso wurden das Fahrwerk und die Maschinenkanone als mechanisch wenig zuverlässig bemängelt.[11] Die Untersuchungen kamen zum Schluss, dass unbemannte Gefechtsfahrzeuge in den nächsten 10–15 Jahren nicht in der Lage sein werden, Aufgaben bei Kampfhandlungen zu erfüllen.[4]

Im April 2019 sagte der stellvertretende Generalstabschef, Generalleutnant Igor Makuschew, dass die Entwickler alle während des Einsatzes in Syrien festgestellten Mängel beseitigt haben und der Roboter für den Truppeneinsatz bereit ist.[13]

Nutzerstaaten

Bearbeiten
  • Russland  Russland – Ab dem Jahr 2016 befinden sich mindestens 20 Uran-9 im Dienst des russischen Heeres.[14] Nach Testeinsätzen durch Armeeeinheiten wurde Uran-9 erst ab dem 24. Januar 2019 offiziell in den regulären Dienst des Heeres gestellt.[7]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Russia to start promoting Uran-9 combat robotic system. In: defence-blog.com. 30. Dezember 2015, abgerufen am 2. September 2018 (englisch).
  2. Kyle Mizokami: The Kremlin's Tiny Remote Controlled Tank Bristles With Weapons. In: popularmechanics.com. 13. Januar 2016, abgerufen am 2. September 2018 (englisch).
  3. Tamir Eshel: Russian Military to Test Combat Robots in 2016. In: defense-update.com. 31. Dezember 2015, abgerufen am 2. September 2018 (englisch).
  4. a b c d e f Waldemar Geiger: Unbemanntes Kampffahrzeug URAN-9. In: esut.de. Europäische Sicherheit & Technik, 14. September 2019, abgerufen am 15. November 2019.
  5. Russia ready to export Uran-9 robotic combat system in 2016. In: customstoday.com.pk. 31. Dezember 2015, abgerufen am 2. September 2018 (englisch).
  6. a b c d Uran-9 Unmanned Ground Combat Vehicle. In: army-technology.com. Army Technology, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  7. a b Боевой робот «Уран-9» поступил на вооружение российской армии. In: ИЗВЕСТИЯ – iz.ru. 24. Januar 2019, abgerufen am 25. Januar 2019 (russisch).
  8. a b c Uran-9 CMRC. In: army-guide.com. Army Guide, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  9. Боевой робототехнический комплекс «Уран-9». Инфографика. Военное обозрение – topwar.ru, 7. September 2017, abgerufen am 25. Januar 2019 (russisch).
  10. Uran-9 UGV UGCV Unmanned Ground Combat Vehicle. In: armyrecognition.com. Army Recognition, 1. Februar 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  11. a b c d Jared Keller: Russia's Robot Tank Sucks, But Its Military Is Adopting It Anyway. In: taskandpurpose.com. Task & Purpose, 24. Januar 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  12. a b Kyle Mizokami: Russia’s Tank Drone Performed Poorly in Syria. In: popularmechanics.com. Popular Mechanics, 18. Juni 2019, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  13. rg.ru
  14. Российские военные купят в 2016 году 20 ударных роботов «Уран-9». In: lenta.ru. 7. September 2016, abgerufen am 2. September 2018 (russisch).

Literatur

Bearbeiten
  • Paul Scharre: Army of None: Autonomous Weapons and the Future of War. W. W. Norton & Company, 2018, ISBN 978-0-393-60899-1, S. 114–116 (englisch).
  • Stephan De Spiegeleire, Matthijs Maas, Tim Sweijs: Artificial Intelligence and the Future of Defense: Strategic Implications For Small- and Medium-Sized Force Providers. Hrsg.: The Hague Centre for Strategic Studies. 2017, ISBN 978-94-92102-54-6, S. 82 (englisch).
Bearbeiten
Commons: Uran-9 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien