Trinitatis-Kirche (Berlin-Charlottenburg)

Kirchengebäude in Berlin

Die Trinitatis-Kirche ist eine evangelische Kirche auf dem Karl-August-Platz im Berliner Ortsteil Charlottenburg.

Trinitatis-Kirche, 2010

Baugeschichte Bearbeiten

 
Trinitatis-Kirche, 1918
 
Trinitatis-Kirche in Berlin-Charlottenburg, Südostansicht, Stich von E. Faust. 1899
 
Trinitatis-Kirche, Entwurf: J. Vollmer und H. Jassoy 1896, Längsschnitt
 
Die Choransicht im Jahr 1899. Der Fries von Paul Gathemann und Marno Kellner zeigte Szenen aus dem Leben Christi. Im Scheitel der Apsis war eine Darstellung der heiligen Trinität.[1]

In den 1890er Jahren beschloss die Gemeinde der Luisenkirche den Bau einer weiteren Kirche im südlichen Teil des Gemeindegebietes. Unter Leitung der Architekten Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy begannen mit der Grundsteinlegung am 18. Oktober 1896 die Bauarbeiten unter der Protektorat der Kaiserin Auguste Viktoria. Der mit roten Backsteinen verblendete Bau mit einem gleichschenkligen Kreuz (griechisches Kreuz) als Grundriss wurde im neugotischen Stil errichtet. Am 11. Dezember 1898 wurde die Kirche in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria durch den Generalsuperintendenten von Berlin, Propst Wilhelm Faber, eingeweiht.[2] 1899 wurde die Gemeinde selbstständig.

Nach 1926 wurden die Triumphbogenschrägen bis zum Boden heruntergezogen, die Friesmalereien entfernt und die Schrägen der Bogen mit einer Darstellung des Lebensbaumes und Gedenktafeln für die im Ersten Weltkrieg Gefallen versehen.[3]

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Trinitatis-Kirche schwere Schäden, der Turm war aber weniger betroffen. Nach Ende des Krieges wurde zunächst der Turm gesichert. 1951 begann der Wiederaufbau des Kirchengebäudes unter der Leitung des Architekten Erich Ruhtz. Die Wände des vereinfachten Innenraums wurden glatt verputzt; die vorhandene Malerei eines stilisierten Eichenbaums auf dem Apsisbogen wurde nicht erneuert. Die Neueinweihung fand am 6.[4][2] oder 8. März 1953[5][6] statt. 1955 war der Turm wiederhergestellt. 1959 erfolgte der Einbau von Emporen. Zwischen 1960 und 1969 kam es zu einer völlig neuen künstlerischen Gestaltung des Innenraums. 1962 wurde die Rosette im Altarraum verkleinert.

Die Fenster wurden nach Entwürfen und unter Anleitung Berliner Künstler neu verglast:

  • Rosette und zwei Fenster im Altarraum: Hermann Kirchberger
  • große Fenster über den Emporen und Fenster über der Orgelempore: Alexander Bader und Peter Berndt
  • Fenster unter den Emporen „Die heile und unheile Welt“: Fritz Ebeling (1930–2011)

Zur 100 Jahr Feier im Jahr 1998 wurde die Kirche wieder etwas umgestaltet.

Ausstattung Bearbeiten

Geläut Bearbeiten

Im Jahr 1924 erhielt die Trinitatis-Kirche ein Geläut aus drei Gussstahlglocken, gegossen vom Bochumer Verein.

Schlagton Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Höhe
(cm)
Inschrift
c′ 3340 200 152 + EHRE + SEI + GOTT + IN + DER + HÖHE + LUC. 2,14
es′ 2070 170 127 + KOMMT + HER + ZU + MIR + ALLE + DIE + IHR + MÜHSELIG + UND + BELADEN + SEID +
f′ 1440 150 112 + WACHET + STEHET + IM + GLAUBEN + SEID + MÄNNLICH + UND + SEID + STARK + 1924 +

Orgel Bearbeiten

Die ursprüngliche Orgel der Trinitatis-Kirche mit 30 Registern wurde 1898 von der Orgelbaufirma Sauer erbaut. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg nur leicht beschädigt, fiel allerdings Plünderungen in der Nachkriegszeit zum Opfer. 1962 baute die von Eberhard Friedrich Walcker gegründete Orgelbaufirma ein neues Instrument mit 39 Registern bei drei Manualen, einer elektrischen Registertraktur und einer mechanischen Spieltraktur. In den 1990er Jahren erfolgte eine Stabilisierung des Orgelgehäuses und eine leichte Umintonation durch die Orgelbaufirma Sauer.[7] Im Jahr 2016 fand eine umfangreiche Restauration der Orgel statt. Sie hat insgesamt 2604 Pfeifen.

I Hauptwerk C–g3
1. Gedacktpommer 16′
2. Principal 08′
3. Koppelflöte 08′
4. Oktave 04′
5. Rohrflöte 04′
6. Quinte 0223
7. Principal 02′
8. Mixtur V–VI
9. Trompete 08′
II Schwellwerk C–g3
10. Rohrgedackt 08′
11. Spitzgambe 08′
12. Principal 04′
13. Trichtergedackt 04′
14. Oktave 02′
15. Nasard 0223
16. Terz 0135
17. Sifflöte 01′
18. Scharff IV–V
19. Rankett 16′
20. Schalmey 08′
21. Trompete 04′
Tremulant
III Kronpositiv C–g3
22. Holzgedackt 08′
22. Nachthorn 04′
24. Rohrpfeife 02′
25. Quintflöte 0113
26. Oktave 01′
27. Zimbel III
28. Krummhorn 08′
Tremulant
Pedal C–g1
29. Principal 16′
30. Subbaß 16′
31. Principal 08′
32. Gemshorn 08′
33. Blockflöte 04′
34. Spitzflöte 02′
35. Rohrquinte 0513
36. Mixtur III 04′
37. Mixtur II 0113
38. Posaune 16′
39. Trompete 08′

Sonstige Ausstattung Bearbeiten

Eine Marmorskulptur eines schreitenden Christus im Orantengestus aus dem Jahr 1926 stammt von Emil Cauer dem Jüngeren und ist im Kirchenvorraum aufgestellt. Die Skulptur wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und stand von 1946 bis Anfang April 2015 im rechten Turmraum.[8] Nach 1962 erhielt die Gemeinde ein 5,40 Meter hohes Kruzifix des Holzbildhauers Otto Flath aus Bad Segeberg als Geschenk. Das Kriegsopferdenkmal Die Trauernde und ein Taufbecken desselben Künstlers wurden angekauft.

Literatur Bearbeiten

  • Die Trinitatiskirche in Charlottenburg. In: Berliner Architekturwelt, 1, 1899, S. 342–350; urn:nbn:de:kobv:109-1-9126762
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 1. Auflage. C.Z.V.-Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-7674-0158-4.
  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Gebr. Mann, Berlin 1987, ISBN 3-7861-1443-9.
  • Dieter Krampf: Johannes Vollmer (1845–1920). Ein Architekt des deutschen protestantischen Kirchenbaues im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1990.
  • Peter Lemburg, Klaus Schulte: Protestantischer Kirchenbau unter Wilhelm II. In: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Teil VI: Sakralbauten (= Berlin und seine Bauten). DOM publishers, Berlin 1997, ISBN 3-433-01016-1, S. 105.
  • Christine Goetz, Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Morus Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-87554-368-8.
  • Georg Dehio: Berlin (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler). 3., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2006, ISBN 3-422-03111-1.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Trinitatis-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die Trinitatiskirche in Charlottenburg. In: Berliner Architekturwelt, 1, 1899, S. 342–350; urn:nbn:de:kobv:109-1-9126762
  2. a b Hainer Weißpflug: Trinitatiskirche. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2005, ISBN 3-7759-0479-4 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  3. Krampf 1990, S. 350
  4. RegioGuide. In: regioguide.dfki.uni-kl.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juli 2014; abgerufen am 9. Juni 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/regioguide.dfki.uni-kl.de
  5. Trinitatis-Kirche. BA Charlottenburg-Wilmersdorf, abgerufen am 9. Juni 2014.
  6. Kulturportal – Trinitatis-Kirche. In: kulturserver.de. Abgerufen am 9. Juni 2014.
  7. Nähere Informationen zur Orgel der Trinitatiskirche (Memento vom 27. Dezember 2009 im Internet Archive)
  8. Geschichte der Trinitatiskirche. In: trinitatis-berlin.de. Gemeindekirchenrat Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde in Berlin-Charlottenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 8. Juni 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.trinitatis-berlin.de

Koordinaten: 52° 30′ 30,06″ N, 13° 18′ 37,93″ O