Theodor Dierk Petzold

deutscher Arzt und Buchautor

Theodor Dierk Petzold (* 1948) ist ein deutscher Arzt und Buchautor. Er ist Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, Dozent an der Carl-Remigius-Medical-School in Idstein, Gründer und Leiter des Zentrums für Salutogenese in Bad Gandersheim.[1] und hat den Dachverband Salutogenese mitgegründet, dessen Sprecher er bis 2019 war. Er entwickelte die Salutogene Kommunikation, eine auf attraktive Gesundheitsziele und hilfreiche Ressourcen ausgerichtete Gesprächsführung. Diese basiert auf einer von ihm weiterentwickelten systemischen Psychologie[2][3].

Petzold ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, war von 2006 bis 2019 Mitherausgeber der Zeitschrift "Der Mensch" und veröffentlichte mehrere philosophisch wissenschaftliche Bücher, auch zur Weiterentwicklung des Salutogenesekonzeptes[4][5][6] und zu systemischen und dynamischen Aspekten einer Meta-Theorie der Medizin[7][8]. Er beschreibt seine Arbeit als „geprägt von einem evolutionär systemischen Menschenbild“, das sehr praktische Auswirkungen hat. Er sieht die evolutionär fortschreitende Bildung von komplexen Lebewesen als Ergebnis synergistischer wie kooperativer Vorgänge – letztlich von Information und Energie / Geist und Materie. Analog dazu versteht er die gesunde Entwicklung des Menschen (Salutogenese) als kokreativen Prozess. Als theoretische Grundlage hat er eine allgemeine Resonanztheorie[9] und eine systemische Psychologie[3] konkretisiert und präzisiert. Außer in seinen Büchern sind hierzu auch in Fachzeitschriften viele Aspekte ausgeführt.[10][11]

Er arbeitet mit im Gemeinschafts-Netzwerk[12] in Heckenbeck, das die Stärkung und Entwicklung von Gemeinschaft und Gemeinschaftsgefühl als Gegengewicht zu Vereinsamung und Isolierung als Extreme eines Prozesses der Individualisierung in den Mittelpunkt stellen möchte.[13]

Salutogene Kommunikation Bearbeiten

Petzold entwickelte die Salutogene Kommunikation, eine auf attraktive Gesundheitsziele und hilfreiche Ressourcen ausgerichtete Gesprächsführung.[14][3][15][3] Durch salutogene Kommunikation können die Selbstheilungsfähigkeit/Selbstheilungskräfte angeregt und die gesundheitliche Eigenkompetenz gestärkt werden.[16] Diese Gesprächsführung basiert auf einer systemischen Psychologie und langjährigen therapeutischen und Gruppenerfahrungen, unter anderem mit dem Autonomietraining von Grossarth-Maticek.[17][18]

Für diese Selbstregulation relevant sind, so Petzold, drei motivationale Einstellungen unseres Organismus: 1. das mit dem inneren Belohnungssystem in Verbindung stehende „Annäherungssystem“, bei dem eine Annäherung an ein gewünschtes Ziel mit einem Lust­gefühl (mit Dopamin­ausschüttung) belohnt wird; 2. das mit dem Angstzentrum verbundene „Abwendungs-/Vermeidungssystem“, das durch Angst reguliert wird und bei Gefahr das sympathische Nervensystem aktiviert; und 3. das übergeordnete "Kohärenzsystem" (im Englischen mit "liking" bezeichnet), das die beiden anderen mit ihren Affekthandlungen regulieren kann. Im "Kohärenzmodus" kann Gelassenheit entfaltet werden.[3] (Siehe auch: Annäherungs- und Vermeidungssystem und "wanting" und "liking" bei Klaus Grawe 2004 und Andrew J. Elliot[19].)

Angelehnt an Konzepte der Systemtheorie spricht Petzold von einem Heilungsprozess als einem nichtlinearen, teils chaotisch erscheinenden und kokreativen Prozess, bei dem Attraktoren (die er inzwischen Attraktiva nennt, um sie dem Anspruch der Berechenbarkeit zu entziehen) gewissermaßen virtuelle Zielinformationen darstellen. Petzold zufolge steuert der Organismus im Verlauf eines Heilungsprozesses auf Attraktiva/Attraktoren hin, wobei Stimmigkeit/Kohärenz übergeordnete Attraktiva für eine gesunde Selbstregulation sind. Dabei kann diese „Stimmigkeit“ als Kohärenzgefühl (nach Aaron Antonovsky) und die Selbstregulation als Konsistenzregulation (im Sinne von Klaus Grawe) aufgefasst werden.[3] Diese komplexe, mehrdimensionale „Stimmigkeitsregulation“ steht im Fokus der salutogenen Kommunikation.[15]

Werke Bearbeiten

  • Theodor Dierk Petzold: Schöpferisch kommunizieren – Aufbruch in eine neue Dimension des Denkens. Bad Gandersheim: Verlag Gesunde Entwicklung; 7/2021.
  • Theodor Dierk Petzold: Drei entscheidende Fragen – Salutogene Kommunikation zur gesunden Entwicklung. Bad Gandersheim: Verlag Gesunde Entwicklung; 3/2021.
  • Theodor Dierk Petzold: Gesundheit ist ansteckend – Praxisbuch Salutogenese. München: Irisiana; 2. überarbeitete Auflage 2020.
  • Theodor Dierk Petzold (Hrsg.): Vertrauensbuch – zur Salutogenese. Bad Gandersheim: Verlag Gesunde Entwicklung; 2012.
  • Theodor Dierk Petzold, Nadja Lehmann (Hrsg.): Kommunikation mit Zukunft. Salutogenese und Resonanz, Verlag Gesunde Entwicklung, April 2011, ISBN 978-3-9813922-2-7
  • Theodor Dierk Petzold: Praxisbuch Salutogenese, Südwest Verlag, München, September 2010, ISBN 978-3-517-08637-8
  • Theodor Dierk Petzold (Hrsg.): Lust und Leistung… und Salutogenese, Verlag Gesunde Entwicklung, Mai 2010, ISBN 978-3-9812012-8-4
  • Theodor Dierk Petzold (Hrsg.): Herz mit Ohren: Salutogenese und Sinn, Verlag Gesunde Entwicklung, Mai 2009, ISBN 978-3-9812012-2-2
  • Theodor Dierk Petzold, Christina Krause, Nadja Lehmann, Felix Lorenz (Hrsg.): verbunden gesunden: Zugehörigkeitsgefühl und Salutogenese, Verlag Gesunde Entwicklung, 2. Auflage November 2007, ISBN 978-3-9812012-0-8
  • Theodor Dierk Petzold: Philosophie des Anerkennens, Verlag Gesunde Entwicklung, 2000, ISBN 978-3-9812012-6-0, Zusammenfassung
  • Theodor Dierk Petzold: Gesundheit ist ansteckend!: Heilphasen und innere Bilder. Aus dem vierteiligen Zyklus: Heilen – Evolution im Kleinen, Heckenbeck: Verlag Gesunde Entwicklung (Norderstedt), 2000
  • Theodor Dierk Petzold: Resonanzebenen: Die Evolution der Selbstorganisation, Verlag Gesunde Entwicklung, 2000, ISBN 978-3-9812012-4-6
  • Theodor Dierk Petzold: Das Maßgebliche: Information – Synthese – Subjekt, Verlag Gesunde Entwicklung, 2000, ISBN 978-3-9812012-5-3

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vita. Abgerufen am 12. September 2021.
  2. Theodor Dierk Petzold: Identität – dynamisch und mehrdimensional. In: Olaf Geramanis, Stefan Hutmacher (Hrsg.): Identität in der modernen Arbeitswelt. Springer Gabler, Wiesbaden 2018, S. 283–297.
  3. a b c d e f Theodor Dierk Petzold: Drei entscheidende Fragen. Salutogene Kommunikation zur gesunden Entwicklung. Gesunde Entwicklung, Bad Gandersheim 2021.
  4. Theodor Dierk Petzold: Gesundheit ist ansteckend - Praxisbuch Salutogenese. 2. Auflage. Irisiana, München 2020.
  5. Theodor Dierk Petzold, Ottomar Bahrs: Beiträge der Salutogenese zu Forschung, Theorie und Professionsentwicklung im Gesundheitswesen. In: Monika Jungbauer-Gans; Peter Kriwy (Hrsg.): Handbuch Gesundheitssoziologie. Springer Fachmedien VS, Wiesbaden 2018, S. 89–115.
  6. Theodor Dierk petzold: A systemic dynamic model of healthy self-regulation - International Conference on Salutogenesis. 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  7. Theodor Dierk Petzold: Systemische und dynamische Aspekte von Ganzheit in einer Theorie der Allgemeinmedizin. Hrsg.: DEGAM. In: Zeitschrift für Allgemeinmedizin ZFA, Nr. 2011 (87)(10), S. 20–26.
  8. Theodor Dierk Petzold: Schöpferisch kommunizieren - Aufbruch in eine neue Dimension des Denkens. Gesunde Entwicklung, 2021.
  9. Theodor Dierk Petzold: Resonanzebenen – Zur Evolution der Selbstorganisation. Gesunde Entwicklung, Bad Gandersheim 2000.
  10. Mediathek. 12. September 2021, abgerufen am 12. September 2021 (deutsch).
  11. Gesunde Entwicklung. In: Internetauftritt Theodor Dierk Petzold. Abgerufen am 12. März 2011.
  12. Gemeinschaft-Heckenbeck. 12. September 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  13. Gemeinschaft. Abgerufen am 12. März 2011.
  14. Salutogene Kommunikation SalKom. 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  15. a b SalKom - Salutogene Kommunikation. 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  16. Anregung der gesunden Selbstregulation. 2020, abgerufen am 12. September 2021.
  17. Ronald Grossarth-Maticek: Autonomietraining. Berlin-New York: de Gruyter Verlag, 2000.
  18. Theodor Dierck Petzold: Erfahrungen mit dem Autonomietraining nach Grossarth-Maticek
  19. Andrew J. Elliot: Handbook of approach and avoidance motivation. Psychology Press., New York 2008.

Weblinks Bearbeiten