Teraoka Kinpei

japanischer Vizeadmiral

Teraoka Kinpei (japanisch 寺岡 謹平; * 13. März 1891 in Tsuruoka; † 2. Mai 1984) war ein Vizeadmiral der Kaiserlich Japanischen Marine während des Zweiten Weltkrieges im Pazifikraum. Obwohl er wusste, dass der Krieg eigentlich schon beendet war, befahl er am Morgen des 15. August, dem Tag, an dem der Tennō Hirohito den „Kaiserlichen Erlass über das Kriegsende“ (終戦の詔書, shūsen no shōsho) im Radio hatte verlesen lassen, einen Kamikaze Einsatz. Obwohl er den Piloten versprach, ebenfalls einen Kamikazeangriff zu fliegen, tat er es, im Gegensatz zu Admiral Ugaki Matome, nicht und überlebte das Kriegsende.

Vizeadmiral Kinpei Teraoka

Biographie Bearbeiten

Frühe Jahre Bearbeiten

Am 13. März 1891 wurde Teraoka als zweiter Sohn des Grundschuldirektors Teraoka Yoshihide in Haguro-cho, Higashitagawa-gun, Präfektur Yamagata (heute Stadt Tsuruoka) geboren. Nach dem Besuch der Shinjo Junior High School absolvierte er im Juli 1912 die Klasse 40 der Marine Akademie als 65. von 144 Schülern.[1] Als Fähnrich wurde er der Mannschaft auf dem Panzerkreuzer Azuma zugeteilt und im Mai auf das Schlachtschiff Settsu versetzt. Im Dezember 1913 wurde er Leutnant und nahm an Weiterbildungen im Bereich des Torpedo- und Artillerieeinsatzes in der Marinehochschule (海軍大学校, Kaigun Daigakkō) in Etajima teil, die bis zum Dezember 1915 dauerten.[2]

Erster Weltkrieg Bearbeiten

Im Ersten Weltkrieg, an dem die Japanische Marine nur während der Suche nach dem deutschen Ostasiengeschwader und dem Kleinen Kreuzer Emden und bei der Einnahme der deutschen Kolonie Kiautschou (Belagerung von Tsingtau) teilnahm, tat Teraoka als Leutnant zur See bis zum Dezember 1918 auf dem Panzerkreuzer Kurama, dem Zerstörer Shirakumo und dem Schlachtschiff Katori Dienst.[2]

Zwischenkriegszeit Bearbeiten

Zum Kapitänleutnant befördert besuchte er auf der Marineakademie bis zum Dezember 1919 den Torpedokurs für Fortgeschrittene und übernahm nach dem Abschluss die Position des Kommandeurs des 2. Torpedobootsgeschwaders, bis er am 1. Mai 1922 selbst Lehrer an der Marineakademie wurde. Im Dezember wurde er zum Korvettenkapitän befördert und nahm an einer weiteren Weiterbildung an der Marineakademie teil, die er im November 1926 abschloss. Im Dezember wurde er Torpedochef des Schlachtschiffes Hyūga, bis er im November 1927 zum Mitglied der 3. Sektion der 2. Division des Generalstabs der Marine ernannt wurde.[2] Im November 1929 wurde er zum Fregattenkapitän befördert und wurde ein Jahr später dem Stab der 3. Schlachtschiffsdivision zugeteilt. Ab April 1930 war er im Admiralstab der Marine.[3] Im Juli 1931 wurde er zum Militärattaché der kaiserlichen Familie ernannt und wurde bis November 1933 Adjutant von Prinz Nobuhito.[3] Vom November war Teraoka Ausbilder beim Yokosuka-Marineluftgeschwader und am Marine College der Republik China, bis er im Range eines Kapitäns zur See auf den Flugzeugträger Sōryū versetzt wurde. Vom 15. November 1938 bis zum 15. November 1939 war er Kommandant der Akagi.[3] Im November 1939 wurde er zum Konteradmiral der Marine befördert und übernahm das Kommando über die 3. Luftflotte der Marine und wurde ein Jahr später zum stellvertretenden Direktor der Marineakademie ernannt. Im März 1941 übernahm er den Posten des Militärberaters der Regierung von Nanjing beim Flottenhauptquartier des japanischen Gebietes in China.[2]

Zweiter Weltkrieg Bearbeiten

Am 7. August 1944 übernahm Teraoka die 1. Luftflotte, oder das, was sein Vorgänger Kakuta Kakuji davon übrig gelassen hatte. Dieser hatte seine Verbände ohne ausreichende Ausbildung in den Kampf geschickt und dementsprechend schwere Verluste erlitten. Außerdem blieben die Einsätze seiner Flugzeuge gegen die amerikanischen Flugzeugträger weitgehend wirkungslos.[4] Seinem Vorgesetzten Admiral Ozawa gegenüber schwieg Kakuta darüber und beging Anfang August, abgeschnitten auf Tinian, Seppuku. Die erste Luftflotte bestand im Juni noch aus 12 Flugzeugen, wurde zwar noch verstärkt, war aber viel zu schwach, um ihre Aufgabe in der Schlacht von Leyte, die Unterstützung der japanischen Restflotte, wahrnehmen zu können.[5]

Am 19. Oktober 1944 traf Teraoka sich mit Vizeadmiral Ōnishi, der auf den Philippinen eingetroffen war und ihn im November als Kommandeur der 1. Luftflotte ablösen sollte. Onishi war der Meinung, dass hinsichtlich der Schwäche der Luftflotte konventionelle Angriffe keinen Erfolg bringen konnten. Er kam zu dem Schluss, dass der einzige Weg, das Heimatland zu retten, darin bestand, eine tödliche Ramm-Taktik anzuwenden. Teraoka vertraute Onishi daraufhin die Bildung des Kamikaze-Korps an.[6]

Am 11. November 1944 wurde Teraoka zum Oberbefehlshaber der 3. Luftflotte ernannt und war damit für die Verteidigung Ostjapans, also der Pazifikküste, verantwortlich. Auf Grund von Treibstoffproblemen, mangelnder Ausbildung der Piloten und Mangel an Flugzeugen war die 3. Luftflotte bei der Abwehr US-amerikanischer Angriffe auf Tokyo bzw. Yokohama nicht sehr wirkungsvoll.[7] Am Morgen des 15. August ordnete er noch einen Kamikaze-Einsatz auf US Schiffe bei Okinawa an.[8] Angeblich wusste Teraoka bereits vom Ende des Krieges und erklärte angeblich, später selbst zu gehen, hatte aber, ebenso angeblich, nicht die Absicht, sein Versprechen zu halten.[9] Am 15. September 1945 wurde Teraoka in den Ruhestand versetzt.

Literatur Bearbeiten

  • Kent G. Budge: The Pacific War Online Encyclopedia. In: pwencycl.kgbudge.com. Abgerufen am 15. April 2023 (englisch).
  • C. Peter Chen: World War II Database. In: event/today/08/15/1945. Abgerufen am 20. April 2023 (englisch).
  • Thomas Cutler: The Battle of Leyte Gulf, 23 – 26 October 1944. Naval Institute Press, Annapolis Md 2001, ISBN 1-55750-243-9 (englisch).
  • Fukukawa Hideki: Wörterbuch japanischer Marineoffiziere (日本海軍将官辞典). Fuyo Shobo Publishing, Tokyo 2000 (japanisch).
  • Hata Ikuhiko: Japanese Army and Navy Comprehensive Encyclopedia 2nd Edition (日本陸海軍総合事典). University of Tokyo Press, Tokyo 2005 (japanisch).
  • Hosaka Masayasu: Blinde Flecken der Showa-Nachkriegsgeschichte (昭和戦後史の死角). Asahi Bunko, Tokyo 2005 (japanisch).
  • Inoguchi Rikihei, Nakajima Tadashi, Roger Pineau: The Divine Wind: Japan's Kamikaze Force in World War II. Ballantine Books, New York 1958, ISBN 978-1-55750-394-7 (englisch).
  • Todaka Kazunari: Geschichte der japanischen Marine (日本海軍史). PHO Publishing, Kyoto 2009 (japanisch).
  • Toyama Misao: Army and Navy General Personnel Overview, Navy Edition (陸海軍将官人事総覧 海軍篇). Fuyo Shobo Publishing Co., Ltd., Sagae 1981 (japanisch).
  • Gordon Rottman: Saipan & Tinian 1944: Piercing the Japanese Empire. Osprey Publishing, Oxford 2004, ISBN 1-84176-804-9 (englisch).
  • Toyama Saburō: Japanische Marinegeschichte (日本海軍史). Hatsubai Daiichi Hōki Shuppan Kabushiki Kaisha, Tokyo 1980 (japanisch).
  • H. P. Willmott & Ned Willmott: The Second World War in the Far East (Smithsonian History of Warfarefre.). HarperCollins, New York 2004, ISBN 978-0-06-114206-2 (englisch).
  • Yokoyama Ichiro: Rückkehr zum Meer (海へ帰る). Hara Schobo, Tokyo 1980 (japanisch).
  • Yoshida Toshio: Vier Kommandeure der Kaiserlichen Marine (四人の連合艦隊司令長官). Bunshun Bunko, Tokyo 1995 (japanisch).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Inoguchi Rikihei, Nakajima Tadashi, Roger Pineau: The Divine Wind: Japan's Kamikaze Force in World War II. Ballantine Books, New York 1996, ISBN 978-1-55750-394-7.
  2. a b c d Misao Toyama: Army and Navy General Personnel Overview, Navy Edition. Fuyo Shobo Publishing, 1981.
  3. a b c Budge Kent G.: The Pacific War Online Encyclopedia. 2023.
  4. Willmott, The Second World War in the Far East, S. 209
  5. Cutler, The Battle of Leyte Gulf, S. 312
  6. War History Series 45 Imperial General Headquarters Navy Division, Combined Fleet, Third Stage Operation, S. 502–504.
  7. Toyama Saburō, Japanische Marinegeschichte
  8. Chen, ww2db.com/event/today/08/15/1945
  9. Kikigaki, Japanese Naval History S. 136–137