Teodora Krajewska

polnische Ärztin, Schriftstellerin und Lehrerin

Teodora Krajewska (geborene Kosmowska, eingedeutscht: Theodora K.; * 1854 in Warschau; † 5. September 1935 ebenda) war eine polnische Ärztin, Schriftstellerin und Lehrerin.

Theodora Krajewska, 1854–1935

Leben und Wirken Bearbeiten

Krajewska war die Tochter von Ignac Kosmowski, Beamter in der Schulverwaltung, und Seweryna, geborene Glówczyscy, und wuchs mit sieben Geschwistern in Warschau, derzeit unter russischer Verwaltung, auf. Ihre Schwestern waren die Schauspielerin Ada Kosmowska (1871–1944) und die Zahnärztin Zofia de Beaurain (1858–1913). Sie besuchte das Warschauer Mädchengymnasium, bestand das Examen für das Lehramt und unterrichtete Gymnasiasten in Arithmetik. 1878 heiratete sie den Professor für Klassische Philologie, Anton Krajewski. Das Paar verkehrte in intellektuellen Kreisen, wodurch Teodora angeregt wurde, Novellen, Gedichte und Literaturkritiken zu schreiben. 1881 verstarb ihr Mann. Da Frauen zu dieser Zeit in Österreich weder Medizin studieren noch praktizieren durften, bildete sich Krajewska in geburtshilflicher und gynäkologischer Praxis in einer Wiener Klinik. Ab 1883 studierte sie Medizin in Genf, wo sie schließlich Assistentin bei dem Physiologen Moritz Schiff wurde.

1892 wurde Krajewska von der Österreich-Ungarischen Behörde als Amtsärztin des Bezirkes Dolnja Tuzla im Nordosten von Bosnien-Herzegowina eingesetzt, da hier die Behandlung muslimischer Frauen durch männliche Ärzte abgelehnt wurde.[1] Daher behandelte sie hauptsächlich bosnisch-muslimische Frauen und schrieb detaillierte Notizen über deren Zustand und Lebensgewohnheiten. Krajewska blieb in Bosnien auch nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns, aber der Verlust ihrer Sehkraft zwang sie 1922, ihre Tätigkeit zu beenden. 1928 trat sie in den Ruhestand und zog zurück nach Warschau, wo sie starb.

Krajewskas nachgelassene Schriften und ihr Tagebuch wurden von ihrem Neffen Zbigniew Danielak 1989 im Verlag Ossolineum herausgegeben.

Literatur Bearbeiten

  • Deutscher Hausschatz, 26. Jahrgang 1899/1900, Nr. 19, S. 340: Porträt (Foto) mit Signatur „Dr T Krajewska“.
  • Zbigniew Danielak: Teodora Krajewska, in: Polski Słownik Biograficzny, Band XV, 1970.
  • Linda L. Clark: Women and Achievement in Nineteenth-Century Europe. New Approaches to European History. Cambridge University Press 2008, S. 217
  • Brigitte Fuchs: Hungarian Policies of Race, Gender, and Hygiene in Bosnia and Herzegovina, in: Christian Promitzer, Marius Turda (Hrsg.): Health, Hygiene and Eugenics in Southeastern Europe to 1945. Central European University Press, Budapest 2011.
  • Brigitte Fuchs: Austria-Hungary's Civilizing Mission in Bosnia and its Positive Effects on Domestic Feminists' Demands 1890–1918. University of Cologne, Köln 2017.
  • Michał Czajka (Hrsg.) Słownik biograficzny XX wieku, Wiedza Powszechna 2004. Band I, S. 256, 137–142; Band II, S. 180, 105.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hansjoachim Henning, Florian Tennstedt (Hrsg.): Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914. 5. Band. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 2012, S. 79, Anmerkung 5: aus religiösen Gründen hatte die österreichische Regierung 1891 die Ärztinnen Bohuslava Keck und Theodora Krajewska als Amtsärztinnen angestellt, die in Österreich nicht approbiert waren (vgl. Beate Ziegeler, Weibliche Ärzte und Krankenkassen, Weinheim 1993, S. 80)