Stelle für Jesidische Angelegenheiten

Verein mit Sitz in Berlin

Die Stelle für Jesidische Angelegenheiten e.V. (SJA)[1] ist ein religiöser, kultureller, parteipolitisch unabhängiger und bundesweit aktiver Verein mit Sitz in Berlin, der sich für die Jesiden und deren Integration in Deutschland einsetzt.

Stelle für Jesidische Angelegenheiten
(SJA)
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 15. April 2015
Sitz Berlin
Zweck Integration, Völkerverständigung, Jesidentum
Vorsitz Caspar Schliephack, Gohdar Alkaidy
Website s-j-a.org

Geschichte Bearbeiten

Der Verein wurde am 15. April 2015 in Berlin gegründet und wird seitdem ehrenamtlich von seinen Mitgliedern gestaltet.

Ziele Bearbeiten

Inhaltliche Schwerpunkte und Projekte Bearbeiten

Die SJA ist ein religiöser, kultureller, sozialer und parteipolitisch unabhängiger Verein, der sich für die Erhaltung und Anpassung der jesidischen Religion und Kultur mit dem modernen Weltfortschritt einsetzt. Alle Jesiden, sich zum Jesidentum bekennende Menschen, Anders- und Nichtgläubige mit dem Willen, Jesiden zu unterstützen, finden – unabhängig von ihrer Herkunft – im Verein „Stelle für Jesidische Angelegenheiten“ Aufnahme. Der Verein ist den Prinzipien der Demokratie, Toleranz und gegenseitiger Achtung verpflichtet.

Der Verein realisiert eigenständige Projekte und unterstützt Personen und Initiativen, die seine positive Sicht von Integration teilen. Auf Ebene der Projekte lassen sich die Aktivitäten des Vereins in drei Bereiche gliedern: Informations- und Bewusstseinsbildung über das Jesidentum, Förderung und Unterstützung von jesidischen Menschen in Deutschland und Vertretung jesidischer Interessen in der Öffentlichkeit.

Informations- und Bewusstseinsbildung über das Jesidentum Bearbeiten

Auf seiner Webseite veröffentlicht der Verein regelmäßig Artikel, Nachrichten und Reportagen über verschiedene Themen jesidischen Lebens, darunter:

  • Sakrale Texte, die in Kooperation mit jesidischen Theologen aus Georgien zusammengestellt wurden[2]
  • Historische Ereignisse mit Relevanz für Jesiden
  • Informationen über jesidische Feiertage, Bräuche und Traditionen
  • Aktuelle Lage jesidischer Gemeinschaften in unterschiedlichen Herkunftsländern
  • Entwicklungen jesidischen Lebens in Deutschland

Außerdem führte die SJA verschiedene Aktionen durch, um in der Öffentlichkeit auf das Schicksal der Jesiden aufmerksam zu machen, wie beispielsweise die symbolische Umbenennung von Straßennahmen, der Herstellung von gültigen Briefmarken der Deutschen Post mit dem jesidischen Heiligtum in Lalish als Motiv und der Verleihung eines eigens angefertigten „Ring für Menschlichkeit“, der an Menschen nicht-jesidischer Herkunft verliehen wird, die sich in besonderer Weise zum Wohle der Gemeinschaft der Jesiden eingesetzt haben.

Förderung und Unterstützung von jesidischen Menschen in Deutschland Bearbeiten

Um innerhalb und außerhalb der jesidischen Gemeinschaft positive Vorbilder sichtbar zu machen, stellt der Verein in der Rubrik "Jung, Jesidisch, Erfolgreich" regelmäßig junge Jesiden vor, die sich in verschiedenen Bereichen ausgezeichnet haben. Außerdem veröffentlichte der Verein den Comi "FERMAN"[3] des jesidischen Künstlers Sedat Özgen[4].

Besonderes politisches Engagement der Stelle für Jesidische Angelegenheiten Bearbeiten

Auf Initiative des Co-Vorsitzenden des Vereins, Gohdar Alkaidy, wurde am 25. Juli 2021 eine Petition[5][6] an den Deutschen Bundestag mit der Aufforderung gerichtet, den Völkermord an den Jesiden durch die Terrormiliz Islamischer Staat vom 3. August 2014 als Völkermord anzuerkennen. Nachdem innerhalb der Unterzeichnungsfrist 19 473 Unterstützer die Forderung online unterstützt und weitere 45 981 auf postalischem Wege die Petition unterschrieben haben, wurde Alkaidy zunächst am 14. Februar 2022 vor den Petitionsausschuss[7] des Deutschen Bundestages und am 20. Juni 2023 vor den Menschenrechtsausschuss[8] des Deutschen Bundestages zur Anhörung geladen. Am 19. Januar 2023 ist der Deutsche Bundestag der Aufforderung zur Anerkennung des Völkermordes an den Jesiden einstimmig nachgekommen[9].

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stelle für Jesidische Angelegenheiten e.V. In: Stelle für Jesidische Angelegenheiten e.V. Stelle für Jesidische Angelegenheiten e.V., 15. April 2015, abgerufen am 2. April 2023.
  2. SJA e.V. In: SJA e.V. SJA e.V., 15. April 2015, abgerufen am 2. April 2023.
  3. Admin: Comic FERMAN. In: SJA - DE. Abgerufen am 2. April 2023 (deutsch).
  4. "Meine Nachbarn posierten mit abgeschlagenen Köpfen". 9. August 2021, abgerufen am 2. April 2023.
  5. Deutschlands Rolle im Jesiden-Genozid: "Immer noch neue Massengräber". 6. September 2021, abgerufen am 2. April 2023.
  6. Anerkennung des Völkermordes an den Jesiden vom 25.07.2021. In: Deutscher Bundestag. Deutscher Bundestag, 25. Juli 2021, abgerufen am 2. April 2023.
  7. Deutscher Bundestag - ME/CFS, E-Rezept und Völkermord an den Jesiden. Abgerufen am 2. April 2023.
  8. Erfolg für Petition im Menschenrechtsausschuss: Anerkennung des Genozids an der yezidischen Bevölkerung. Abgerufen am 2. April 2023.
  9. Jan Jessen: Einigkeit im Bundestag: Massaker an den Jesiden war Völkermord. 19. Januar 2023, abgerufen am 2. April 2023 (deutsch).