St. Michael (Rasch)

quadratischer Chorturm, spätes 11./frühes 12. Jahrhundert, Spitzhelm, um 1464 (Dendrochronologie datiert), Langhaus 1711, Portalvorbau und Sakristei 18. Jahrhundert; mit Ausstattung

Die Marienkirche ist eine evangelische Kirche in Rasch, einem Ortsteil der mittelfränkischen Stadt Altdorf bei Nürnberg. Die Adresse der Kirche ist Am Kirchenbühl 10 a, 90518 Altdorf.

Pfarrkirche St. Michael in Rasch

St. Michael Bearbeiten

 
Innenraum

In Rasch befindet sich die sehenswerte evangelische Pfarrkirche St. Michael. Das Gebäude hat ein Langhaus mit einem quadratischen Chorturm und Spitzhelmdach. Sie ist die Mutterkirche von Altdorf und ihre Geschichte reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Wahrscheinlich war die von Bischof Gundekar II. im 12. Jahrhundert geweihte Kirche in Hagenhausen die Mutterpfarrei des Ministerialensitzes Rasch.[1] Die Kirche St. Michael ist mit romanischen Rundbogenfriesen an den Außenwänden versehen.[2] Der Umbau zu einer Kirchenburg mit Graben, Mauer und Torturm erfolgte wohl im 14. Jahrhundert.[3][2] Der Flügelaltar aus dem Umkreis von Michael Wolgemut stammt aus dem 15. Jahrhundert, auf diesem sind vier Heilige mit ihren klassischen Erkennungszeichen zu sehen: Katharina mit Schwert und zerbrochenem Rad, Barbara mit Kelch und Hostie, Magdalena mit Salbenbüchse sowie Margarete mit einem kleinen Drachen.[2] Im Jahre 2011 wurde die Kirche renoviert.

Die Bauweise und Form der Kirche diente als Vorbild für die 1955 geweihte Martin-Luther-Kirche in Schwarzenbruck.[4]

Die Kirche liegt am Fränkischen Jakobsweg.

Schäferkapelle Bearbeiten

 
Schäferkapelle

Unmittelbar neben der Kirche befindet sich eine Kapelle, die sogenannte Schäferkapelle, die heute als Aussegnungshalle genutzt wird.[5] Die Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes sowie drei an den Außenmauern angebrachte Runen sind Anzeichen einer germanischen Kultstätte.[2]

 
Rune mit Raben-Darstellung an der Schäferkapelle in Rasch

Die drei oberhalb der Fenster dargestellten Schriftzeichen und Symbole zeigen einen bildhaften Raben, der für Wodan steht, eine Othala-Rune (ᛟ) und eine Gebo-Rune (). Der heidnische Tempel diente der Anbetung des höchsten germanischen Gottes Wodan (Odin). Für den süddeutschen Raum ist die Kapelle einzigartig.[2] Lediglich wenige vergleichbare Relikte sind aus der Gegend des linken Niederrheins bekannt. Die Schäferkapelle fungierte als Weihestätte und auch Opfergaben wurden hier dargebracht.[6] Im 8. Jahrhundert – zu Zeiten des Frankenapostels Willibald von Eichstätt – wurde das Altdorfer Land christianisiert und Missionare haben den christlichen Glauben von der als Taufkirche genutzten Kapelle aus ins Umland verbreitet. Heute weist ein romanischer Taufstein auf die durchgeführten Ganzkörpertaufen hin.[2][6]

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Michael (Rasch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Schäferkapelle (Rasch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1989, ISBN 3-9800386-5-3, S. 61, 80.
  2. a b c d e f Michaela Moritz: Nürnberger Land. Hrsg.: Haus der Bayerischen Geschichte des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Nr. 11. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2637-3, S. 42.
  3. Rasch. Stadt Altdorf, abgerufen am 21. Mai 2018.
  4. Martin-Luther-Kirche in Schwarzenbruck. Abgerufen am 23. August 2023.
  5. Frankenalb, Information St. Michael in Rasch@1@2Vorlage:Toter Link/www.frankenalb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Abgerufen am 16. März 2013)
  6. a b Alex Blinten: Schäferkapelle war vorchristliche Kultstätte. Der Bote, 17. Januar 2014, abgerufen am 21. Mai 2018.

Koordinaten: 49° 22′ 3,5″ N, 11° 22′ 27,1″ O