St. Mary’s Mother and Baby Home

Mütterheim in Irland

Das St. Mary’s Mother and Baby Home war ein Heim für unverheiratete Mütter und ihre neugeborenen Kinder in Tuam im Westen Irlands. Es wurde von 1925 bis 1961 durch Schwestern der römisch-katholischen Congregation of the Sisters of Bon Secours betrieben.

Funde von Leichenteilen

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Bereits im Jahre 1975 fanden der damals zwölf Jahre alte Barry Sweeney und sein Freund Francis Hopkins in einer nicht mehr benutzten Klärgrube auf dem Gelände des ehemaligen Heimes zahlreiche Skelette vor.[1] Der Fall wurde jedoch zunächst nicht polizeilich untersucht, so dass weder die Anzahl der Leichen noch ihre Identität bekannt wurde.

2012 veröffentlichte die Historikerin Catherine Corless einen Artikel im Journal of the Old Tuam Society, wonach in den 36 Jahren des Bestehens des Heimes insgesamt 796 Kinder gestorben waren.[2] Da sich nur in einem Fall eine ordentliche Beerdigung nachweisen ließ, vermutete sie, dass die anderen Kinder anonym in einem Massengrab beigesetzt wurden.[2] Daraufhin wurde The Children’s Home Graveyard Committee gegründet, eine Bürgerinitiative, welche es sich zur Aufgabe machte, die Ausgrabung der Knochen zu fordern und die Erinnerung an diese Kinder durch die Errichtung einer Gedenkstätte zu pflegen.[1]

Massengrab mit 800 Kinderleichen

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Im Mai 2014 geriet das Heim in die Schlagzeilen, weil dort ein Massengrab mit 800 Kinderleichen entdeckt worden sei.[3][4][2] Das Heim in Tuam zählte zu zehn von der katholischen Kirche betriebenen Institutionen, in denen Zehntausende unverheiratete Mütter eingesperrt wurden. Den Kindern wurde die Taufe verwehrt, sie durften auf keine normale Schule gehen. Die Kinder kamen ohne Hilfe von Ärzten und Hebammen zur Welt und wurden grob vernachlässigt.[5] Viele starben an Unterernährung, Masern, Tuberkulose oder Lungenentzündung.[1] Die Leichen wurden von Nonnen in einem nahegelegenen Abwassertank verstaut.[5]

Untersuchungskommission

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Der irische Kinder- und Jugendminister Charles Flanagan hatte im Juni 2014 Aufklärung zugesagt.[6] Eine daraufhin eingerichtete Untersuchungskommission zu den Mutter-und-Kind-Heimen mit Sitz in Dublin gab am 3. März 2017 erste Ergebnisse bekannt. Die Überreste der Säuglinge und Kleinkinder lagen auf dem Gelände des Mutter-Kind-Heims, das die katholische Kirche bis 1961 betrieben hatte. Es handelte sich bei den bislang untersuchten Knochenfunden um Föten ab der 35. Schwangerschaftswoche bis zu hin zu dreijährigen Kleinkindern in unterirdischen Kammern einer Sickergrube.[7][8]

Die Kommission bestätigte damit die Forschungen der Historikerin Catherine Corless. Überlegungen, wonach die Knochen aus einer früheren Zeit stammten könnten, als das Heimgebäude noch als Arbeitshaus diente, oder dass sie in die Zeit der Großen Hungersnot in Irland zurückreichten, sind damit widerlegt.[9] Die Vorlage ihres Abschlussberichts verschob die Kommission auf das Jahr 2019.[10]

2021 wurden in einem Bericht bestätigt, dass mindestens 9000 Kinder verstarben. „In den Jahren vor 1960 haben Mutter-Kind-Heime das Leben von ,unehelichen' Kindern nicht gerettet. Tatsächlich scheinen sie ihre Überlebenschancen erheblich verringert zu haben.“[11]

Ausgrabung

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Im Oktober 2018 kündigte Katherine Zappone, Ministerin für die Angelegenheiten der Kinder und Jugendlichen, an, dass im nächsten Jahr die sterblichen Überreste der Babys ausgegraben, identifiziert und würdevoll bestattet werden sollten.[12] Die Kongregation der Bon-Secours-Schwestern wolle 2,5 Millionen Euro zu den Kosten der Ausgrabung beitragen. Dies sei kein Schadensersatz, sondern ein freiwilliges Angebot.[13]

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Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c Carsten Volkery: Kinder-Massengrab in Irland: Das dunkle Geheimnis der Schwestern von Bon Secours, Der Spiegel, 28. Mai 2014
  2. a b c Rosita Boland: Tuam mother and baby home: the trouble with the septic tank story. In: The Irish Times. 7. Juni 2014, abgerufen am 7. Juni 2014 (englisch).
  3. Jochen Buchsteiner: Das Massengrab der Ordensschwestern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Juni 2014, abgerufen am 7. Juni 2014.
  4. Massengrab mit 800 Kinderleichen entdeckt. In: Süddeutsche Zeitung. 4. Juni 2014, abgerufen am 7. Juni 2014.
  5. a b Jochen Buchsteiner: Massengrab im irischen Tuam: Babys waren für die Nonnen Abfall, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Juni 2014
  6. Patsy McGarry: Mother and baby inquiry to go beyond Tuam - Flanagan, The Irish Times, 5. Juni 2014
  7. Irische Ermittler finden Massengrab von Kleinkindern, Süddeutsche Zeitung, 3. März 2017
  8. Irische Regierung sucht nach Leichen von Heimkindern. In: sueddeutsche.de. 24. Oktober 2018, abgerufen am 28. Januar 2024.
  9. Shawn Pogatchnik: Experts find mass grave at ex-Catholic orphanage in Ireland Experts find mass grave at ex-Catholic orphanage in Ireland, Associated Press, 3. März 2017
  10. Das Grauen im Mutter-Kind-Heim im irischen Tuam, Bayerischer Rundfunk, 22. August 2018
  11. Irland: Tausendfacher Tod von unehelichen Kindern. In: sueddeutsche.de. 13. Januar 2021, abgerufen am 28. Januar 2024.
  12. Pat Leahy: Tuam babies exhumation unlikely to start until next year, The Irish Times, 23. Oktober 2018
  13. Patsy McGarry: Bon Secours sisters agree to contribute €2.5 million to costs Tuam excavation, The Irish Times, 23. Oktober 2018

Koordinaten: 53° 30′ 27,6″ N, 8° 50′ 34,4″ W