St. Gertrud (Augsburg)

Bauwerk in Deutschland

St. Gertrud war eine kleine Stiftskirche in Augsburg auf dem Areal des Ostchors des heutigen Augsburger Doms, die Mitte des 14. Jahrhunderts abgetragen wurde. Das gleichnamige Kollegiatstift bestand bis zur Säkularisation.

Flügelaltar von ca. 1510 mit der neugotischen Büste der hl. Gertrud, in der Mittelkapelle bzw. Gertrudskapelle des Augsburger Doms
Epitaph des Kanonikers von St. Gertrud Georg Hösle im Kreuzgang des Augsburger Doms

Geschichte Bearbeiten

Der Augsburger Bischof Embriko Graf von Leiningen († 1077) stiftete 1071 östlich des Doms ein kleines Kollegiatstift mit Kapelle als Oratorium[1] und stattete es mit reichlich Grundbesitz aus. Das Patrozinium zu Ehren der hl. Gertrud von Nivelles weist auf eine ältere Kapelle außerhalb der Stadtmauern hin, die aufgegeben wurde. Das Stift, das dem Domkapitel unterstand, zählte anfangs drei und später fünf Kanonikerstellen.[2] St. Gertrud besaß kein Stiftsgebäude. Da es eng an den Dom gebunden war, blieb es unbedeutend.[3][4] Die Einkünfte wurden in Personalunion von Angehörigen des Domkapitels verwaltet.

Da die Kirche der Erweiterung des romanischen Doms im Wege stand, wurde sie Mitte des 14. Jahrhunderts abgetragen. An ihrer Stelle errichtete man 1356 den Ostchor des heutigen Doms. Als Ersatz erhielten die Chorherren im neuen 1431 fertiggestellten Hochchor die Gertrudkapelle, heute auch als Mittelkapelle bekannt. Das ehemalige Altarblatt, das die Kommunion der Hl. Gertrud zeigt, befindet sich seit 1859/63 in der Kirche St. Bartholomäus in Diedorf.[5] Im Zuge der Säkularisation wurde das Stift 1802 aufgehoben.[6]

Liegenschaften Bearbeiten

Die Güter bestanden zeitweise aus Besitzungen in Konradshofen, Waltenhausen, Lauben, Mühlhausen, Bobingen, Inningen, Wald, Münsterhausen, Westendorf, Ringingen, sowie Weingütern und weitere Gütern in Bozen, Osten, Ober- und Untermiemingen, Absam, Müllen, Garmisch.[7] Bis zur Aufhebung beschränkte sich der Besitz im Landkreis Augsburg auf einzelne Güter, wie ein Hof in Neusäß, sowie ein Gut in Kutzenhausen.[8]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Albert Haemmerle: Die Kanoniker der Chorherrenstifte St. Moritz, St. Peter und St. Gertrud bis zur Säkularisation, 1938

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Raiser: Antiquarische Reise von Augusta nach Viaca, mit Exkursionen nach Venaxomodurum und Coelio-Monte: mit den römischen Straßen-Verbindungen, und den alterthümlichen Funden und mit 37 Distrikts- und Orts-Monographien ; Mit 2 Kupfertafeln, 1 Karte und 62 Abbildungen enthaltend. Reitmayr, 1830 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2019]).
  2. Alle Lexikonartikel. Abgerufen am 14. Januar 2019.
  3. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Kanonistische Abteilung. Böhlau, 2002 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2019]).
  4. Domannexstifte – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 15. Januar 2019.
  5. Augsburger Allgemeine: Diedorfer Altarbild zieht Blicke. Abgerufen am 2. Juni 2019.
  6. Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern. Abgerufen am 14. Januar 2019.
  7. Guntia und merkwürdigere Ereignisse der Donau-Stadt Günzburg, in der Umgegend, und in der Markgrafschaft Burgau, Beschreibung des römischen Antiquariums zu Augsburg und neue Funde römischer und deutscher Alterthümer in Augsburg, und in der Nachbarschaft. Rösl, 1823 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2019]).
  8. Joachim Jahn: Historischer Atlas von Bayern Schwaben Augsburg Land Heft 11, München 1984, S. 343
  9. Thomas Ioseph von Haiden (GND 100248470) – Personenlexika. Abgerufen am 3. November 2023.