Zeisige

Gattung der Familie Finken (Fringillidae)
(Weitergeleitet von Spinus)

Die Zeisige (Spinus) stellen eine Gattung in der Familie der Finken (Fringillidae) dar. Der Name Zeisig stammt ursprünglich aus dem Westslawischen (tschechisch: „čížek“, polnisch: „czyżyk“) und wurde im 13. bzw. 14. Jahrhundert ins Mittelhochdeutsche entlehnt.[1] Auch einige Vögel außerhalb der Gattung Spinus tragen den Namensteil -zeisig, so etwa die Birkenzeisige (Acanthis spec.) und der Zitronenzeisig (Carduelis citrinella). Die einzige europäische Art der Gattung Spinus ist die weit verbreitete Typusart Erlenzeisig (Spinus spinus). Außer dem Tibetzeisig kommen alle anderen Arten der Gattung nur auf dem amerikanischen Kontinent vor.

Zeisige

Erlenzeisig (Spinus spinus)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Tribus: Carduelini
Gattung: Zeisige
Wissenschaftlicher Name
Spinus
Koch, 1816

Merkmale

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Zeisige sind kleine bis mittelgroße Finken mit meist kurzen, kräftigen, kegelförmigen Schnäbeln.[2] Die Körpergrößen variieren in einem Rahmen von 9 bis 15 Zentimetern, das Körpergewicht liegt zwischen 12 und 20 Gramm. Die Spannweite liegt bei den meisten Arten im Bereich um 20 Zentimeter. Das Gefieder vieler Arten ist auffällig bunt, allerdings mit breiter Variation innerhalb der Gattung. Arten wie der Erlenzeisig und der Fichtenzeisig sind mit gelblich-grünen Gefieder oberseits und gräulich gestreifter Unterseite recht unauffällig, während z. B. der tropische Kapuzenzeisig auffallend hellrot ist. Der Geschlechtsdimorphismus ist bei vielen Arten nur im Gefieder ausgeprägt, wobei die Weibchen tendenziell unauffälliger sind.

Der Gesang vieler Arten ist oft zwitschernd, knirschend und fiepend, obwohl einige neotropische Arten, wie der Magellanzeisig auch melodiöseren Gesang vortragen.[3]

Lebensraum und Ernährung

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Viele Arten der Gattung bewohnen Wälder, allerdings werden von Vertretern einiger Arten auch Savannen, offenes Buschland, auch Plantagen, Gärten und Parks genutzt. Zeisige kommen praktisch in allen Höhenlagen bis über 3000 m vor.

Hauptnahrung der meisten Arten sind Sämereien und Knospen, aber auch andere pflanzliche Nahrung und Insekten kommen als Nahrungsquelle vor.

Evolution

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In heutiger Zusammensetzung enthält die Gattung noch zwei eurasische Arten und 18 amerikanische. Diese haben sich nach einer Arbeit von Arnaiz-Villen et al. (2012) möglicherweise in drei Radiationen über den Doppelkontinent verbreitet. Die mittelamerikanische Radiation vor etwa 5 Mio. Jahren führt danach auf den Goldzeisig und seine engen Verwandten (engl. „goldfinches“). Der Schwarzbrustzeisig könnte dem Vorfahren der südamerikanischen Arten recht nahe stehen. Die Radiation begann etwa vor 3,5 Mio. Jahren in Mittelamerika, konnte Südamerika aber erst erreichen, nachdem durch die Schließung des Isthmus von Panama entsprechende Nahrungspflanzen nach Südamerika eingewandert waren. Eventuell nach einer Besiedlung Amerikas durch den Erlenzeisig (oder seines Vorfahren) vor etwa 2,7 Mio. Jahren entstanden schließlich einige der heute noch in Nordamerika verbreiteten Arten, u. a. der mit diesem eng verwandte Fichtenzeisig.[4]

 
Der Schwarzbrustzeisig (Spinus notatus) breitet sich nach der Schließung des Isthmus von Panama nach Südamerika aus[4]

Systematik

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Lange Zeit waren die Zeisige zusammen mit vielen anderen Finkenvögeln, darunter weitere mit Namensteil -zeisig, in der großen Gattung Carduelis (sensu lato) vereinigt. Durch DNA-Untersuchungen des mitochondrialen Cytochrom b[5] wurde festgestellt, dass auch die Kreuzschnäbel (Loxia) in dieser Gattung Carduelis s.l. enthalten sind. Zudem ist der Stieglitz (Carduelis carduelis) außerhalb der Gattung am nächsten mit dem damals Zitronengirlitz (Serinus citrinella) genannten Vogel verwandt. Um Paraphylie zu vermeiden, wurde dieser als Zitronenzeisig (Carduelis citrinella)[6][7] in derselben Gattung eingeordnet. Durch mehrjährige Gefangenschaftsbeobachtungen[8] an asiatischen und europäischen Stieglitzunterarten und an den drei Chloris-Arten Grünfink (Chloris chloris), Himalayagrünfink (Chloris spinoides) und Chinagrünfink (Chloris sinica) wurde gezeigt, dass die verschiedenen Unterarten des Stieglitzes und die drei untersuchten Grünlingsarten zwei in sich geschlossene, ohne Übergangsformen voneinander getrennte Gruppen der Carduelis-Gattung bilden.

Letztlich wurde die artenreiche Gattung Carduelis aufgeteilt, um die Verwandtschaftsverhältnisse besser widerzuspiegeln. Die Typusart der Gattung Carduelis, der Stieglitz verblieb dabei mit nur zwei anderen eng verwandten Arten in dieser Gattung, während ein großer Teil, vornehmlich amerikanischer Vögel, in die wiedererrichtete Gattung Spinus ausgegliedert wurde, die schon 1816 durch Carl Ludwig Koch beschrieben war und dort mit dem deutschen Namen „Zeisige“ angegeben wurde.[9]

Bildergalerie

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Einzelnachweise

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  1. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
  2. Peter Clement: Finches and Sparrows. Christopher Helm, 2011, ISBN 978-1-4081-3508-2, S. 212.
  3. Vogelstimmen der Gattung Spinus bei Xeno-Canto
  4. a b A. Arnaiz-Villena, C. Areces, D. Rey, M. Enríquez-de-Salamanca, J. Alonso-Rubio, V. Ruiz-del-Valle: Three Different North American Siskin/Goldfinch Evolutionary Radiations (Genus Carduelis): Pine Siskin Green Morphs and European Siskins in America. In: The Open Ornithologe Journal. Band 5, 2012, S. 73–81, doi:10.2174/1874453201205010073 (benthamopen.com [PDF]).
  5. A. Arnaiz-Villena, J. Guillén, V. Ruiz-del-Valle, E. Lowy, J. Zamora, P. Varela, D. Stefani, L. M. Allende: Phylogeography of crossbills, bullfinches, grosbeaks, and rosefinches. Cellular and Molecular Life Sciences, Bd. 58, 2001 S. 1159–1166 (PDF (Memento des Originals vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/chopo.pntic.mec.es).
  6. A. Arnaiz-Villena, M. Álvarez-Tejado, V. Ruiz-del-Valle, C. García-de-la-Torre, P. Varela, M. J. Recio, S. Ferre. J. Martínez-Laso: Phylogeny and rapid Northern and Southern Hemisphere speciation of goldfinches during the Miocene and Pliocene Epochs. In: Cellular and Molecular Life Sciences. 54, 1998, S. 1031–1041.
  7. Avibase Database: Zitronenzeisig (Carduelis citrinella) (Pallas, 1764).
  8. Hans Rudolf Güttinger: Verwandtschaftsbeziehungen und Gesangsaufbau bei Stieglitz (Carduelis carduelis) und Grünlingsverwandten (Chloris spec.). In: Journal of Ornithology. Bd. 119, Nr. 2/April 1978, 2005, S. 172–190 doi:10.1007/BF01644587.
  9. C. L. Koch: System der bairischen Zoologie. Nürnberg 1816, S. 232.
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Wiktionary: Zeisig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Zeisige (Spinus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien