Als Speicheltest wird ein Kariesrisikotest bezeichnet. Karies ist eine Infektionskrankheit, d. h., sie wird durch kariogene Bakterien (Streptococcus mutans, Lactobazillus) in der Plaque (Zahnbelag) und im Speichel ausgelöst. Zur Bestimmung des Kariesrisikos stehen dem Zahnarzt unterschiedliche Testverfahren zur Verfügung.

Bakterieller Speicheltest

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Durch Kauen eines Kaugummis oder eines Stückes Wachs (Paraffin) für 2 bis 5 Minuten wird die Speichelsekretion angeregt, damit Bakterien aus dem Zahnbelag in den Speichel gespült werden. Der Speichel wird in einem Plastikbecher gesammelt. Bei einem bakteriellen Speicheltest wird ein Träger mit einem speziellen Nährboden beidseitig mit dem Speichel befeuchtet, in ein spezielles Kulturgefäß gesteckt und 2 bis 4 Tage lang im Brutschrank bei 37 °C bebrütet. Die Probe wird dann mit einer Skala verglichen, um die Bakterienzahl zu bestimmen.

Milchsäure-Indikator

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Die Entnahme des Speichels erfolgt mit einem Milchsäure-Indikatorstäbchen von der Zunge. Dieses wird in einen Blister gesteckt, in dem eine enzymatische Reaktionskette abläuft. Das Indikatorstäbchen verfärbt sich, wobei der Grad der Verfärbung eines neunstufigen Farbschemas die Menge des verfügbaren Indikators angibt. Das Testergebnis kann nach zwei Minuten Reaktionszeit abgelesen werden. Dabei bildet der Zucker auf dem Teststäbchen durch die Einwirkung der kariogenen Bakterien Milchsäure. Diese wird mit Hilfe des Enzyms Lactatdehydrogenase umgewandelt und liefert ein blauviolettes Reaktionsprodukt.

Kritische Würdigung

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Für werdende Mütter wird die Theorie der Karieskeimübertragung und die Bedeutung der Speicheltests zu ihrer Vorbeugung hervorgehoben, obwohl keine Beweise (= Evidenz) dafür vorliegen.[1][2][3][4]

Eine Vier-Jahres-Studie der Universität Witten/Herdecke lässt ebenso wenig eine Übereinstimmung der Kariesrisikobestimmung mittels des Milchsäure-Indikators im Vergleich mit der klinischen Untersuchung erkennen. Die Bestimmung der Milchsäureproduktion eignet sich allenfalls als zusätzlicher Test zur Kariesrisikobestimmung.[5][6]

Bestimmung der Speichelfließrate

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Die Bestimmung der Speichelfließrate (Sialometrie) ist das einzige objektive Verfahren zum Nachweis einer bestehenden Hyposalivation (Oligosialie) oder Mundtrockenheit (Xerostomie).[7] Die aus Mundtrockenheit resultierende häufige Folge ist Zahnkaries in Abwesenheit der schützenden Begleitstoffe des normalen Speichelflusses.[8][9] Der normale Mundspeichel enthält eine Reihe antimikrobiell wirksamer Bestandteile, u. a. Immunglobulin A (Antikörper), Lysozym (Enzym), Lactoferrin und Histatin (Protein).

In Anlehnung an Literaturdaten und auf Basis der Messungen an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster werden für Erwachsene (18 bis 70 Jahre) die folgenden Referenzbereiche für vier verschiedene Fließratengruppen vorgeschlagen:[7]

Ruhespeichel
Hypersalivation > 1 ml/min
Normsalivation 0,25–1 ml/min
Hyposalivation 0,1–0,25 ml/min
Xerostomie < 0,1 ml/min
Stimulierter Speichel
Hypersalivation > 3,5 ml/min
Normsalivation 1,0–3,5 ml/min
Hyposalivation 0,5–1 ml/min
Xerostomie < 0,5 ml/min

Da die stimulierte Speichelfließrate im Gegensatz zur Ruhespeichelfließrate zeitabhängig ist, sollte allen sialometrischen Untersuchungen zur stimulierten Speichelsekretion eine Stimulationsdauer beziehungsweise Sammeldauer von zwei bis vier Minuten für die Berechnung der Fließrate zugrunde liegen.

Weitere Speicheltests

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Speicheltests werden auch für verschiedene andere Untersuchungen angewandt, wie

  • Toxikologische Fragestellungen[10] (z. B. Drogentest)
  • Hormonstörungen
  • Ermittlung des persönlichen Hormonprofils
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Leistungsprofil
  • Schwangerschaftsverlauf
  • Nachweis von Hormonwirkstoffen
  • Kinderwunsch
  • Schlafstörungen

Speichelhormontest

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Folgende Hormone können durch Speicheltests bestimmt werden:

  • Cortisol
  • DHEA
  • Estradiol
  • Estriol
  • Melatonin
  • Progesteron
  • Testosteron
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Wiktionary: Speicheltest – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

S2k-Leitlinie Hypersalivation der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. In: AWMF online (Stand 2013)

Einzelnachweise

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  1. Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- u. Kieferheilkunde (DGZMK) 1994: Stellenwert der Speicheldiagnostik im Rahmen der Kariesprävention
  2. Strippel, H. 2002: Fragwürdige „Keimtheorie“ – Beispiel Nuckelflaschenkaries. Public Health Forum 10 (35), S. 8–9
  3. Wörle, P. 2004: „Update“ Kariesprophylaxe. Richtige professionelle und häusliche Prophylaxe, Bayerisches Zahnärzteblatt 4/2004, S. 54. (PDF; 254 kB)
  4. Wörle, P. 2004: „Update“ Kariesprophylaxe S. 55 (PDF; 254 kB)
  5. Azrak, B., Callaway, A., Willershausen, B., Ebadi, S., Gleissner, C.: Comparison of a new chairside test for caries risk assessment with established methods in children; Schweiz Monatsschr Zahnmed (2008) 118: 702–708, 2010
  6. Azrak, B., Gleissner, C., Willershausen, B., Stöcker, JJ., Callaway, A.: Accuracy of a chair-side test for predicting caries risk compared with established methods. Schweiz Monatsschr Zahnmed, 2010, 120: 409–414
  7. a b ZM Heft 22/2000, Udo Stratmann, Kai Mokrys: Mundtrockenheit
  8. Krebsinformation zur Mund- und Zahnpflege des dkfz
  9. Patienteninformation der Bundesärztekammer (PDF; 95 kB)
  10. Karin M. Höld, B.S.; Douwe de Boer, Jan Zuidema, Robert A.A. Maes: Saliva as an Analytical Tool in Toxicology. Hrsg.: Int J Drug Test. 1996 (researchgate.net [PDF]).