Specchia (plur. Specchie) ist der italienische Name für Steinhügel (nach Art nordischer Rösen oder westeuropäischer Cairns) aus Kalkstein, die in Apulien vor allem im Norden und im Salent über vorzeitlichen Bestattungen gefunden werden. In den meisten Fällen bilden sie einfache, kleinere über das Land verstreute runde oder ovale Steinhaufen und erreichen Höhen von vier Metern und Durchmesser von zehn bis fünfzehn Metern. Im Salent erreichen einige Steinhügel mehr als zehn Meter Höhe. Die Specchia Miano (bei Ceglie Messapica) hat einen Durchmesser von zwanzig Metern bei einer Höhe von elf Metern. Ihr Name stammt aus dem Mittelalter und ist wahrscheinlich von dem lateinischen Specula, abgeleitet und einer angenommenen Nutzung als Ausguck.

Specchia von Supersano
Specchia von Racale
Specchia Silva di Taurisano bei Lecce

Während man früher annahm, dass sie Hinterlassenschaften der eisenzeitlichen Messapier waren, geht man heute davon aus, dass sie älter sein können, aber eine Datierung steht noch aus.[1]

Specchia ist auch eine Gemeinde in der Provinz Lecce.

Bei den Thesen über ihre Funktion haben die Archäologen mehrere Theorien aufgestellt. Die Mehrzahl nimmt eine Funktion als Bestattungsplätze ähnlich der Dolmen an, mit denen sie oft vergesellschaftet sind. Hier führten allerdings Rampen in die oberen Regionen. Die Rampen sind nur teilweise erhalten wie bei den Specchie von Castelluzzo, Capece und Talene. Einige Untersuchungen belegen in größeren Hügeln Bestattungen in Steinkisten. Allerdings wurden keine Grabbeigaben gefunden, da die Anlagen seit langem beraubt waren. Derzeit sind etwa 40 Specchie in gutem Zustand, die ansehnlichsten liegen in Martano, Presicce, Ruffano und Zollino.

Das Material, mit dem viele Specchie aufgeführt worden sind, waren offensichtlich Feldsteine, die den Anbau störten und daher angehäuft wurden oder für andere Konstruktionen (zum Beispiel Trulli und Trockenmauern) verwendet wurden. Aber diese Funktion erfüllte vielleicht nur einen Nebenzweck. Einige Wissenschaftler haben in Bezug auf die flache Landschaft des Salent eine Funktion der Specchie als Ausguck vorgeschlagen. Eine unbelegte Hypothese besagt, dass die Specchie in dieser trockenen Region als Kondensatoren dienten. Der nächtliche Temperaturrückgang würde die Ansammlung von Wasser begünstigen.

Literatur Bearbeiten

  • Nadin Burkhardt: Apulien. Der archäologische Führer. Von Zabern, Darmstadt u. a. 2012, ISBN 978-3-8053-4458-6, S. 38.
  • Giovanni Neglia: Il fenomeno delle cinte di „Specchie“ nella penisola salentina (= Società di Storia Patria per la Puglia. Documenti e monografie. 35, ZDB-ID 766229-4). Edizioni Adriatica, Bari 1970.
  • Luigi Panico: Dolmen, menhir, specchie. Viaggio fra le pietre e i megaliti del Salento (= Geografia dei beni culturali e ambientali di Terra d'Otranto. 15). Edizioni del Grifo, Lecce 2004, ISBN 88-7261-250-0.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nadin Burkhardt: „Ein Tumulusgrab wurde zumeist über einer einzelnen Körperbestattung errichtet. Der Verstorbene wird in Hockerlage in einer steinplattenumstellten Grube gebettet, um diese wird ein äußerer Steinring gesetzt und mit Erde und trockengeschichteten Bruchsteinplatten überdeckt. Es sind freistehende Grabhügel; nur selten wurden sie aneinandergesetzt. Sie können einzeln oder in Gruppen im Gelände liegen.“