Solomon Schonfeld

britischer Rabbiner

Solomon Schonfeld (* 21. Februar 1912 in London; † 6. Februar 1984 ebenda) war ein britischer orthodoxer Rabbiner, der 2013 postum mit dem British Hero of the Holocaust award geehrt wurde.[1]

Solomon Schonfeld im Dezember 1945

Leben Bearbeiten

Schonfeld war der zweite Sohn von Avigdor Schonfeld, dem Rabbiner der Londoner Adath Yisroel Synagogue. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1930 gab er das begonnene Jurastudium auf und studierte an Jeschiwot in Nitra (heute Slowakei) und Litauen; anschließend promovierte er in Königsberg. Im Jahr 1933 kehrte er nach Großbritannien zurück, wo er Nachfolger seines Vaters als Vorsitzender des Jewish Secondary Schools Movement wurde. Als Rabbiner der Adath Yisroel Synagogue wurde er zum Vorsitzenden Rabbiner der Union of Orthodox Hebrew Congregations gewählt.[2]

Von der Gründung 1938 an bis 1948 war er Geschäftsführer des Chief Rabbi’s Religious Emergency Council (CRREC) unter dem Vorsitz seines späteren Schwiegervaters, des Oberrabbiners Joseph H. Hertz. Der CRREC, ursprünglich zur Unterstützung von Rabbinern im Deutschen Reich gegründet, organisierte unter anderem die Ausreise von 500 Rabbinern und Tora-Studenten mit ihren Familien nach Shanghai und sorgte in England für die Aufnahme von 1.500 der etwa 10.000 mit den Kindertransporten geflohenen Kinder.[3] In Großbritannien richtete der CRREC koschere Küchen und Synagogen in den Internierungslagern für die Flüchtlinge ein.[2]

Im Jahr 1946, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, brachte Schonfeld, mit einer selbst gekauften Uniform bekleidet, Hilfsgüter für Überlebende nach Bergen-Belsen.[4] Im selben Jahr reiste er nach Polen, wo er ein Schiff charterte, um jüdische Waisenkinder nach Großbritannien zu bringen.[2]

In Nachfolge seines Vaters baute Schonfeld das orthodox ausgerichtete Jewish Secondary Schools Movement durch die Gründung weiterer Schulen aus, darunter die Hasmonean High School, die zunächst 1944 von ihm als Grammar School für die Kinder orthodox-gläubiger Holocaustflüchtlinge eingerichtet wurde.

Im Jahr 2013 wurde Schonfeld postum als British Hero of the Holocaust geehrt; die Auszeichnung wurde im Lancaster House seinem Sohn übergeben.[1]

Publikationen Bearbeiten

  • Jewish Religious Education. A guide and handbook for use by teachers, group leaders and parents. National Council for Jewish Religious Education, London 1943.
  • The Universal Bible. Being the Pentateuchal texts at first addressed to all nations. Torat B'nei No'ach. Teaching for the sons of Noah. Translation and notes by S. Schonfeld. Sidgwick & Jackson, London 1955.
  • A new-old rendering of the Psalms. Uniby Press, London 1980.

Literatur Bearbeiten

  • David Kranzler und Gertrude Hirschler (Hrsg.): Solomon Schonfeld: his page in history. Recollections of individuals saved by an extraordinary Orthodox Jewish rescue hero during the Holocaust era. Judaica Press, New York City 1982, ISBN 0910818460.
  • David Kranzler: Holocaust hero. The untold story and vignettes of Solomon Schonfeld, an extraordinary British Orthodox rabbi who rescued 4000 Jews during the Holocaust. KTAV Publishing House, Jersey City 2004, ISBN 0-88125-730-3.
  • Derek Taylor: Solomon Schonfeld: A Purpose in Life. Valentine Mitchell, London 2009, ISBN 978-0-85303-881-8.
  • Chanan Tomlin: Protest and Prayer. Rabbi Dr Solomon Schonfeld and orthodox Jewish responses in Britain to the Nazi persecution of Europe's Jews 1942–1945. Peter Lang, Oxford 2006, ISBN 978-3-03910-932-6.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Eric Pickles MP (Secretary of State for Communities and Local Government): Speech: British Heroes of the Holocaust, abgerufen am 9. Mai 2013.
  2. a b c MS 183 Papers of Rabbi Solomon Schonfeld (1912–84). University of Southampton, abgerufen am 25. April 2024.
  3. Rebekka Göpfert: Der Jüdische Kindertransport von Deutschland nach England 1938/39. Geschichte und Erinnerung Campus, Frankfurt 1999 ISBN 3-593-36201-5, S. 107, S. 152f
  4. Emma Youle: Government honours Rabbi Dr Solomon Schonfeld for saving 3,500 lives in Holocaust. In: Hampstead & Highgate Express vom 11. April 2013. (online).