Hora Svatého Šebestiána

Gemeinde in Tschechien
(Weitergeleitet von Sankt Sebastiansberg)

Hora Svatého Šebestiána (deutsch Sankt Sebastiansberg) ist eine Gemeinde im Ústecký kraj in Tschechien.

Hora Svatého Šebestiána
Wappen von Hora Svatého Šebestiána
Hora Svatého Šebestiána (Tschechien)
Hora Svatého Šebestiána (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Chomutov
Fläche: 3439,9534[1] ha
Geographische Lage: 50° 31′ N, 13° 15′ OKoordinaten: 50° 30′ 36″ N, 13° 15′ 4″ O
Höhe: 843 m n.m.
Einwohner: 339 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 430 01 – 431 82
Kfz-Kennzeichen: U
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 2
Verwaltung
Bürgermeister: Lenka Štelcichová (Stand: 2021)
Adresse: Hora Svatého Šebestiána 3
431 82 Hora Svatého Šebestiána
Gemeindenummer: 563064
Website: www.sebestian.cz
Lage von Hora Svatého Šebestiána im Bezirk Chomutov

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

 
Ortsansicht von Süden (2016)
 
Ortsansicht von Norden

Die Ortschaft liegt in Nordböhmen auf 841 m ü. M., etwa 14 Kilometer nordöstlich von Chomutov (Komotau) auf dem Kamm des Erzgebirges, am Oberlauf der Chomutovka (Komotau oder Komotauer Bach). Unmittelbar westlich des Ortszentrums verläuft die Silnice I/7, die gemeinsam mit der sich auf deutscher Seite fortsetzenden Bundesstraße 174 die kürzeste Straßenverbindung zwischen dem Ballungsraum Leipzig-Halle und Prag bildet.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Die Gemeinde Hora Svatého Šebestiána besteht aus den Ortsteilen Hora Svatého Šebestiána (Sebastiansberg) und Nová Ves (Neudorf, auch Neundorf)[3]. Grundsiedlungseinheiten sind Hora Svatého Šebestiána, Jilmová (Ulmbach), Nová Ves und Pohraniční (Böhmisch Reitzenhain)[4].

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Hora Svatého Šebestiána, Jilmová, Nová Ves u Křimova und Pohraniční.[5]

Nachbarorte Bearbeiten

Marienberg Kalek (Kallich)
  Blatno (Platten)
Výsluní (Sonnenberg) Křimov (Krima)

Geschichte Bearbeiten

 
Ansichtskarte mit Ortsmotiven, darunter die Kirche (1904)
 
Gebäude des ehemaligen Rathauses
 
Christopherus-Statue aus dem ehemaligen Ort Reischdorf
 
Souvenir-Laden in der Nähe des Grenzübergangs

Der Ort wurde vermutlich 1384 vom Prager Bürger und Bergbauunternehmer Joachim Rothloew gegründet, der hier mit Erlaubnis des Kaisers Karl IV. mit der Suche nach Erz begann. Die Funde waren reichhaltig und die zuwandernden Bergleute gründeten die erste Siedlung Passberg. Durch den Ort führte im Mittelalter die wichtige Kaufmannstraße von Komotau nach Sachsen. Während der Hussitenkriege wurde das Dorf zerstört. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Herrschaft der Herren von Weitmühl. Sebastian von Weitmühl ließ hier die erste Kirche des Heiligen Sebastian erstellen.

Am 1. April 1563 bestätigte Kaiser Ferdinand I. der Stadt die von den früheren Besitzern gewährten Freiheiten, namentlich den Salzhandel, und verlieh ihr das Privilegium zweier Jahrmärkte, die Erhebung eines Wagen-Durchfuhrzolls und eines Wappens.[6][7] Das zeugt von der Bedeutung Sebastiansbergs zur damaligen Zeit. 1571 gehörte die Gegend den Herren von Lobkowicz, später den Lobkowicz von Hassenstein. Diese bekannten sich zu den Protestanten. 1588 begann die Rekatholisierung, und viele Einwohner wanderten nach Sachsen aus. 1593 fiel der Ort der Krone zu. Am 2. Januar 1597 wurde Sebastiansberg von Kaiser Rudolf II. zur königlichen Bergstadt ernannt. Der Ort blühte auf. Neben dem Bergbau siedelten sich zahlreiche Handwerker an. Privilegien wurden auch 1616 von Kaiser Matthias und 1665 von Kaiser Leopold I. verliehen.[7]

Während des Dreißigjährigen Krieges, aber auch während des Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Kriege wurde der Ort mehrmals geplündert und niedergebrannt. Neben den Kriegen sorgten strenge Winter dafür, dass der Ort immer mehr verarmte.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bildete Sebastiansberg eine Gemeinde im Gerichtsbezirk Sebastiansberg bzw. Bezirk Komotau, wobei Sebastiansberg Sitz des Bezirksgerichts wurde.

Erst die 1870er Jahre brachten neuen Aufschwung. Es wurde Torf abgebaut und das noch heute tätige Gewerbe der Korbmacher ließ sich nieder. Am 23. August 1875 wurde die den Erzgebirgskamm überschreitende Bahnstrecke Komotau–Reitzenhain eröffnet, an der Sebastiansberg einen Bahnhof erhielt. Im Jahr 1877 wurde die Pfarrkirche neu erbaut.[8]

Der Erste Weltkrieg forderte das Leben vieler Männer aus dem Ort. Nach dem Krieg lebten die Einwohner vom Schmuggel. Aufgrund des Münchner Abkommens gehörte Sebastiansberg von 1938 bis 1945 zum Landkreis Komotau, Regierungsbezirk Aussig, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Deutschen enteignet und vertrieben, und der Ort zählte nur noch 150 Einwohner. Heute lebt der Ort vor allem vom Tourismus. Zum deutschen Ort Reitzenhain besteht ein Grenzübergang.

Demographie Bearbeiten

Bis 1945 war Sebastiansberg überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1830 1292 in 186 Häusern[9]
1845 1588 deutsche Einwohner, in 193 Häusern, darunter neun protestantische Familien[6]
1869 1743
1880 2050
1890 2142
1900 1995 deutsche Einwohner[8]
1910 1824
1821 1389
1930 1322 [10]
1939 1226 [10]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[11]
Jahr 1950 19611 19701 19801 19911 20011 20112
Einwohner 276 524 486 368 180 219 266
1 
Hora Svatého Šebestiána mit Jilmová, Pohraniční und Nová Ves

Wappen Bearbeiten

Das Stadtwappen ist ein senkrecht geteilter Schild, über dem ein roter Erzherzogs-Hut mit einem goldenen Kreuz dargestellt ist. Die linke (heraldisch rechte) Schildhälfte ist nochmals waagerecht geteilt und enthält im unteren goldenen Feld Schlegel und Eisen (Bergbau), im oberen zwei rote Balken, die durch einen silbernen getrennt sind. Die rechte (heraldisch linke), rote Schildhälfte zeigt das Bildnis des an einen Baum gebundenen und von fünf Pfeilen durchbohrten hl. Märtyrers Sebastian.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Durch das Gemeindegebiet verläuft die Staatsstraße Silnice I/7. Durch die in jüngster Vergangenheit durchgeführte Neutrassierung als Umgehungsstraße für die Orte Nová Ves, Křimov, Domina und Krásna Lípa ist die vormals bei und in diesen Orten verbreitete Straßenprostitution weitgehend zum Erliegen gekommen.

Tourismus Bearbeiten

Durch Hora Svatého Šebestiána führt die böhmische Route des Europäischen Fernwanderwegs E3.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Schaubergwerk Nikolaistollen (Mikulášská štola), nach Anmeldung zu besichtigen.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hora Svatého Šebestiána – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.uir.cz/obec/563064/Hora-Svateho-Sebestiana
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/563064/Obec-Hora-Svateho-Sebestiana
  4. http://www.uir.cz/zsj-obec/563064/Obec-Hora-Svateho-Sebestiana
  5. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/563064/Obec-Hora-Svateho-Sebestiana
  6. a b Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 14: Saazer Kreis, Prag 1846, S. 160–163.
  7. a b Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 7: Saatzer Kreis, Prag und Wien 1787, S. 172, Ziffer 23).
  8. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 18, Leipzig und Wien 1909, S. 235.
  9. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 198, Ziffer 7) unten.
  10. a b Michael Rademacher: Landkreis Komotau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Historický lexikon obcí České republiky – 1869–2015. (PDF) Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 19. Januar 2016 (tschechisch).