Säuglingsmorde von Leipzig

Kriminalfall in den 1980er-Jahren in der DDR

Die mediale Bezeichnung Säuglingsmorde von Leipzig behandelt einen Kriminalfall, der sich in den 1980er-Jahren in der DDR ereignete.

Geschichte Bearbeiten

Auf der Neugeborenen-Station in der Uni-Frauenklinik in Leipzig starben von Oktober 1985 bis zum Dezember 1987 insgesamt vier Säuglinge jeweils kurz nach ihrer Geburt. Die Volkspolizei untersuchte die Todesfälle zunächst. Da aber auch von ärztlicher Beurteilung aus keinerlei Auffälligkeiten festgestellt wurden, hatte man die Ermittlungen wieder eingestellt. In den Totenscheinen wurde vom diensthabenden Arzt als Todesursache plötzlicher Kindstod attestiert und der jeweilige Leichnam wurde damit zur Bestattung freigegeben.[1]

Erst nachdem ein Neugeborenes im Januar 1988 ähnliche Symptome zeigte und durch eine entsprechende Therapie noch rechtzeitig gerettet werden konnte, wurde der Chefarzt misstrauisch. Er setzte sich daraufhin mit dem Leiter der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig in Verbindung und bat ihn darum sofort neue Ermittlungen aufzunehmen. Es wurde dann vom Ministerium für Staatssicherheit eine Spezialkommission gegründet.[2]

Es stellte sich heraus, dass die Krankenschwester Simona K. (* 1965) jedes Mal genau an jenen Tagen Dienst hatte, als die Neugeborenen gestorben sind. Sie wurde im Februar 1988 verhaftet und gestand einen Tag später in einer Vernehmung schließlich, die vier Säuglinge jeweils mit dem Herz-Medikament Digitoxin vergiftet zu haben, das bei einer gezielten Überdosierung tödlich wirkt. Als Tatmotiv gab sie an, im Alter von 18 Jahren auf einem Fest vergewaltigt worden zu sein und ab diesem Zeitpunkt einen grundsätzlichen Hass auf Männer gehabt zu haben. Die Babys habe sie mutwillig getötet, um damit besonders den jungen Vätern bzw. Männern großes Leid zuzufügen.[3]

Verurteilung Bearbeiten

Der Prozess fand im Sommer 1988 am Bezirksgericht Leipzig unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Selbst die Eltern der getöteten Säuglinge durften bei der Verhandlung nicht anwesend sein und mussten sich dazu verpflichten, eine Erklärung zu unterschreiben um über das Geschehene absolutes Stillschweigen zu bewahren.

Simona K. wurde am 30. September 1988 wegen Mordes in vier Fällen und versuchten Mordes in einem Fall zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.[4] Sie hatte im Prozess keinerlei Reue gezeigt.

Wo sie ihre Haftstrafe verbüßt hatte, ist nicht bekannt. Sie wurde im Frühjahr 2009 auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Im Mai 2010 wurde Simona K. tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergaben, dass sie Suizid begangen hatte. Sie wurde 45 Jahre alt.

Medien Bearbeiten

In der DDR-Presse wurde der Fall nicht publiziert. Erst nach der Wende erfuhr die breite Bevölkerung durch Pressemitteilungen davon. In den Tageszeitungen schrieb man über den Fall dann verschiedene Artikel, dabei unter anderem oftmals mit der Überschrift Die Säuglingsmorde von Leipzig.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Frank-Rainer Schurich: Frank-Rainer Schurich: Mord und Totschlag in der DDR. Abgerufen am 27. Juli 2023 (deutsch).
  2. Mords-Schau im Museum: Kriminalfälle, die Leipzig bewegten. 17. Oktober 2012, abgerufen am 27. Juli 2023.
  3. Als in Leipzig plötzlich Babys starben - und die Eltern nichts von den Morden erfuhren. 7. Juni 2023, abgerufen am 27. Juli 2023.
  4. Isabella Mueller: Isabella Müller - Reisetipps und True Crime StoriesIsabella Müller´s Reise- und Krimi- Blog - Insidertipps, spannende Orte, Kriminalgeschichten, Geheimnisse und Sehenswürdigkeiten - über 2.200 besuchte Orte - Täglich neue Tipps und GeschichtenDer Todesengel. 7. Dezember 2022, abgerufen am 27. Juli 2023 (deutsch).