Reitende Gebirgsmarine

imaginäre militärische Formation

Die reitende Gebirgsmarine, auch berittene Gebirgsmarine genannt, ist eine imaginäre militärische Formation. Diese Formation würde aus den zwei Waffengattungen Kavallerie (Reiterei) und Gebirgsjäger der Teilstreitkraft Heer sowie der Teilstreitkraft Marine bestehen. Diese Kombination ist grundsätzlich unsinnig und es hat sie militärgeschichtlich nie gegeben. Es handelt sich um ein Oxymoron.[1]

Beschreibung Bearbeiten

 
Postkarte von 1907

Die Herkunft des Begriffes, der wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand, ist unklar. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren kolorierte Postkarten mit Motiven der „reitenden Gebirgsmarine“ populär.[2] Häufig waren die Karten mit „Gruß von der Musterung“ versehen.

Der Begriff wird heutzutage beispielsweise im Karneval[3][4] oder als despektierliche bzw. kritische Bezeichnung einer Streitkraft bzw. ihrer Teile gebraucht.[5] Ebenso wird sie zur Kritik an vermeintlich unsinnig oder unnötig erachteten Vorhaben verwendet. So sagte beispielsweise Hubert Aiwanger zu den Plänen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zum bayerischen Raumfahrtprogramm Bavaria One: „Mir fehlt noch die berittene Gebirgsmarine.“[6]

Der Begriff berittene Gebirgsmarine zu Fuß bezeichnet in der Soldatensprache eine zusammengewürfelte Truppe Soldaten, aus der eine neue militärische Einheit gebildet wird.[7]

Vor der Schlacht um Narvik 1940 im Zweiten Weltkrieg wurden zunächst 2000 deutsche Gebirgsjäger auf Zerstörern eingeschifft. Nachdem die Schiffe letztendlich von Briten in Küstennähe versenkt wurden bildeten schiffbrüchige deutsche Seeleute eine improvisierte Marineinfanterieeinheit, die im gebirgigen Gelände um Narvik mit Verteidigungsoperationen die Gebirgsjäger unterstützte. Diese Einheit nannte sich selbst „Gebirgsmarine“.[8][9][10]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sabine Fiedler: Sprachspiele im Comic. Leipziger Universitätsverlag, 2003, ISBN 3-937209-41-7, S. 222 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Wilhelm Heinrich Riehl (Hrsg.): Deutsche Gaue. Zeitschrift für Heimatforschungs Landes- und Volkskunde, Bände 7–8, Dr. Chr. Frank-Gedächtnisstiftung, 1906. S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. mb: Auch in Felda bricht die fünfte Jahreszeit an. In: Oberhessen-live.de. 12. November 2018, abgerufen am 8. Februar 2023.
  4. hso: Tom und Ellie an der Macht. In: Giessener-Allgemeine.de. 26. Januar 2023, abgerufen am 8. Februar 2023.
  5. Hertha Grabmaier: Kabarettist Helmut Schleich zieht in Landsberg vom Leder. In: Augsburger-Allgemeine.de. 29. Juni 2022, abgerufen am 8. Februar 2023.
  6. Frank Steininger: Aiwanger: "Mir fehlt noch die berittene Gebirgsmarine". In: BR.de. 18. April 2018, abgerufen am 8. Februar 2023.
  7. Soldatensprache. In: Wiktionary.
  8. Geirr Haarr: The Battle for Norway. Seaforth Publishing, 2010, ISBN 1-84832-057-4, S. 192 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Jürgen Beck: Die Gefechte in Norwegen, Band 2. Jazzybee Verlag, 2021, ISBN 3-8496-5444-3, S. 20 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Paul Klatt: Die 3. Gebirgs-Division, 1939-1945. Podzun, 1958, S. 55 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).