Reiner Kümmel

deutscher Wirtschaftsphysiker

Reiner Kümmel (* 9. Juli 1939 in Fulda) ist ein deutscher Physiker mit den Arbeitsgebieten Festkörperphysik, Thermodynamik und Wirtschaftsphysik.[1]

Reiner KÜMMEL, 2005

Wissenschaftlicher Werdegang

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Reiner Kümmel studierte in den Jahren 1959–64 an der TH Darmstadt neben Physik auch Mathematik. Er war Stipendiat des Cusanuswerks.[1] An der Universität Frankfurt promovierte er 1968 zur Supraleitung[2] und habilitierte sich dort 1973 in Theoretischer Physik. In der Promotions- und Habilitationszeit forschte er auch im Ausland, wie von 1965 bis 1967 als Research Assistant unter dem zweifachen Physik-Nobelpreisträger John Bardeen an der University of Illinois at Urbana-Champaign. Von 1970 bis 1972 war er in Kolumbien an der Universidad del Valle in Cali tätig, wo er über ein DAAD-Stipendium am Aufbau eines Magisterprogrammes in Physik mitwirkte, welches zum Aufbau des akademischen Nachwuchses diente. Während dieser Zeit vertiefte er sich in die Thermodynamik.[1]

Ab 1974 übernahm er in Würzburg eine Professur für Theoretische Physik, welche auch von zahlreichen Forschungs- und Gastdozentenaufenthalten im Ausland geprägt war. In den 1970er Jahren, der Zeit des ersten und zweiten Ölpreisschocks, begann sein Interesse an der Ökonomie als zweites Standbein zu wachsen. Es entwickelte sich ein reger Austausch mit Wolfgang Eichhorn, der als Volkswirt (und Mathematiker) an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Karlsruhe (TH) wirkte. Seine Forschungsschwerpunkte in der Physik waren die Theorie inhomogener Supraleiter und mesoskopische Heterokontakte. Das ökonomische Interesse fokussierte sich auf die Energienutzung und Emissionsminderung. Von 1996 bis 1998 führte Reiner Kümmel den Vorsitz des Arbeitskreises Energie[3] der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Im Oktober 2004 wurde er pensioniert. Danach war er der Universität nach wie vor mit einem Lehrauftrag für die Vorlesung „Thermodynamik und Ökonomie“[4] bis zum SS 2015 verbunden.

In seinem Buch The Second Law of Economics diskutiert er den Einfluss von Energieerhaltung und Entropie auf den Wohlstand[5] und fügt der Produktionstheorie der Ökonomik „die wichtige naturwissenschaftliche Komponente Energie hinzu, ohne die sich eine moderne Volkswirtschaft nicht verstehen lässt.“[6] Er fordert Energiesteuern, um den Wachstumszwang zu mildern.[7]

Schriften

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Einzelnachweise

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  1. a b c Prof. Dr. Reiner Kümmel. Wissenschaftlicher Werdegang. Lehrstuhl für Theoretische Physik I, Universität Würzburg, 9. Oktober 2013, archiviert vom Original am 9. Januar 2014;.
  2. Reiner Kümmel: A: Schichtdicken-abhängiger Quantisierungseffekt in Tunnelkontakten B: Untersuchungen zum Zwischenzustand und gemischten Zustand von Supraleitern 1. und 2. Art. Dissertation. Hrsg.: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Frankfurt (Main) 1968 (d-nb.info).
  3. Arbeitskreis Energie (AKE). Vorsitzende seit Gründung des Arbeitskreises. In:   DPG. Deutsche Physikalische Gesellschaft, abgerufen am 18. Mai 2021.
  4. Reiner Kümmel: Energie und Wirtschaftswachstum – Wie Arbeitslosigkeit und Umweltbelastungen vermindert werden können. Ergänzung zum Vorlesungsskriptum. Eigenverlag, Würzburg 24. März 2007 (uni-wuerzburg.de [PDF]).
  5. Marcos G. E. da Luz: The Second Law of Economics: Energy, Entropy, and the Origins of Wealth. In: Physics Today. Band 64, Nr. 12, 1. Dezember 2011, S. 57, doi:10.1063/PT.3.1366: „The book discusses the impact of two fundamental laws of nature—energy conservation and entropy production—on the creation and growth of wealth. For more than 30 years, Kümmel has been at the forefront of the study of economic thermodynamics, ..“
  6. Jürgen Mimkes: The Second Law of Economics. Rezension. In: Physik Journal. Band 11, Nr. 6, 2012, S. 67 (pro-physik.de): „In seinem Buch fügt Reiner Kümmel der Ökonomik, die sich heute immer noch als Sozial­wissenschaft versteht, die wichtige naturwissen­schaftliche Komponente Energie hinzu, ohne die sich eine moderne Volkswirt­schaft nicht verstehen lässt. […] Es entsteht ein Modell, in dem die ökonomische Produktions­funktion von den Faktoren Kapital, Arbeit, Energie und Kreativität abhängt. Das Modell prüft Kümmel an ökonomischen Daten aus Deutschland, USA und Japan.“
  7. Jürgen Grahl, Reiner Kümmel: Das Loch im Fass - Energiesklaven, Arbeitsplätze und die Milderung des Wachstumszwangs. (Memento des Originals vom 6. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fwu.at (PDF; 452 kB) In: Nachhaltiges Wachstum: Wissenschaft und Umwelt Interdisziplinär, Vol. 13, 2009, S. 195–212.