Ein Rechenpfennig, auch als Münzmeisterpfennig, Zahlpfennig[1] oder im süddeutschen Raum als Raitpfennig bezeichnet, war ein Rechenhilfsmittel, das beim Rechnen auf Linien Verwendung fand. Die Konstruktion mit den Rechenpfennigen ist eine flache Version des Abakus.

Zwei Rechenpfennige

Das Rechnen auf Linien war eine Rechenmethode, die etwa vom 13. bis ins 17. Jahrhundert in Mitteleuropa in Gebrauch war. Auf ein mit Linien unterteiltes Brett oder Tuch wurden flache Scheiben zumeist aus Metall gelegt. Der Wert der Metallscheiben, die im Lauf der Zeit münzähnliches Aussehen erhielten, war von ihren Positionen auf dem Brett abhängig. Ab dem 15. Jahrhundert entwickelte sich neben den Niederlanden vor allem die freie Reichsstadt Nürnberg zu einem Zentrum der Herstellung von Rechenpfennigen. Der größte Teil der in Europa hergestellten Rechenpfennige wurde dort geprägt. Selbst nach dem Übergang von der römischen Zahlschrift auf die indische Zahlschrift, wodurch das schriftliche Rechnen wesentlich erleichtert wurde, wurden Rechenpfennige als Spielgeld noch bis ins 19. Jahrhundert geprägt.[2][3]

Bekannte Nürnberger Rechenpfennigmacher Bearbeiten

  • Damian Krauwinckel, 1543–1581
  • Georg & Hans Schultes, 1550–1596
  • Wolf Lauffer I, 1554–1601
  • Hans Krauwinckel I, 1562–1586
  • Egidius Krauwinckel, vor 1570–1613
  • Hans Krauwinckel II, 1586–1635
  • Hans & Wolf Lauf(f)er II, 1607–1660
  • Wolf Lauffer III, 1650–1670
  • Conrad & Cornelius Lauffer, 1660–1676
  • Johann Weidinger, 1670–1700
  • Johann Conrad Höger, 1705–1743
  • Johann Jacob Dietzel, 1711–1748
  • Albrecht Höger, 1735–1789
  • Ernst Ludwig Sigmund Lauer, 1783–1829
  • Johann Jacob Lauer, 1806–1852

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Nach Adam Riese… Geschichte und Wesen der Rechenpfennige. (= Das Fenster, Thema 94, Begleitheft zur Ausstellung der Kreissparkasse Köln), Oktober 1975.
  • Niederländische Rechenpfennige und Marken. Schweizerischer Bankverein, Zürich 1992.
  • Nürnberger Rechenpfennige. 2 Bände, Staatliche Münzsammlung München.
    • A. Koenig, F. Stalzer: Die Familien Schulte, Koch und Krauwinckel. 1989.
    • F. Groenendijk, R. Levinson: Die Familie Lauffer. 2015.
  • Werner Press / Wolfgang Bauch: Von Adam Ries bis Bordesholm. Rechenpfennige aus Nürnberg. In: Jens Ahlers (Red.): Münzen – Banknoten – Notgeld – Medaillen. Schätze aus dem Münzkabinett der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Begleitband zur Ausstellung "Papier – Not – Geld – Medaillen". Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, 1. September – 27. Oktober 2013. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 2013, ISBN 978-3-941713-12-3, S. 80–92.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rechenpfennige – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. 2. Auflage. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie, Leipzig 1793 (zeno.org [abgerufen am 29. Mai 2019] Lexikoneintrag „Zahlpfennig“).
  2. Adam Ries: Adam Risen Rechenbuchauff Linien und Ziphren in allerley Hanthierung / Geschäfften unnd Kauffmanschafft. Mit neuwen künstlichen Regeln und Exempeln gemehret. Christian Egenollfs Erben, Frankfurt 1574. (Scanversion)
  3. Rechenpfennig. Numispedia, abgerufen am 11. Januar 2013.