Ralph Alt

deutscher Richter und Schachfunktionär

Ralph Alt (* 16. August 1947 in München)[1] ist ein ehemaliger Staatsanwalt und Richter.

Ralph Alt, 2011

Beruf Bearbeiten

Alt war Oberstaatsanwalt und bis zum Eintritt in den Ruhestand Ende September 2012 zwölf Jahre Vorsitzender der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II.[2] Er gehört zu den Bearbeitern des Münchener Kommentars zum Strafgesetzbuch.

Strafprozesse Bearbeiten

Akzenta AG Neubeuern Bearbeiten

Als Vorsitzender einer Wirtschaftsstrafkammer war Alt beteiligt an der Aburteilung der vier Manager einer angeblichen Anlage-Firma, die durch gewerbsmäßigen Betrug (Schneeballsystem) einen Schaden von mehr als 50 Millionen Euro verursacht hatte. Der Prozess dauerte bis zum Urteil am 14. August 2008 dreizehn Monate.[3]

Manfred Genditzki Bearbeiten

Alt war Vorsitzender im allerersten Verfahren wegen Mordes gegen Manfred Genditzki, in dem dieser am 12. Mai 2010 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Im Revisionsverfahren wurde dieses Urteil wegen eines Verfahrensfehlers aufgehoben. Die Wiederholung der Hauptverhandlung vor einer anderen Strafkammer endete am 17. Januar 2012 abermals mit einer Verurteilung zu lebenslanger Freiheitsstrafe wegen Mordes. Mit Beschluss vom 12. August 2022 (1 Ks 121 Js 158 369/19) ordnete das Landgericht München I die Wiederaufnahme des Verfahrens an und entließ Genditzki mit sofortiger Wirkung aus der im Februar 2009 begonnenen Haft. Am 7. Juli 2023 wurde Manfred Genditzki durch Urteil des Landgericht München I freigesprochen und die Entschädigungspflicht der Staatskasse für die erlittene Haft festgestellt. Die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl sprach in ihrer Urteilsbegründung von einer „Kumulation von Fehlleistungen“[4].

John Demjanjuk Bearbeiten

Vom 30. November 2009 bis 12. Mai 2011 leitete Alt die Hauptverhandlung gegen John Demjanjuk.

Doppelmörder in Krailling Bearbeiten

2012 führte Alt den Prozess gegen den „Doppelmörder von Krailling“, der seine beiden acht und elf Jahre alten Nichten heimtückisch und grausam aus Habgier ermordet und auch die Ermordung ihrer Mutter geplant hatte, damit die Erbschaft an ihre Schwester, seine Ehefrau falle.[5]

Schachfunktionär Bearbeiten

 
Ralph Alt, 2011 bei den Deutschen Schachmeisterschaften in Bonn

Alt war bis Juni 2019 Bundesturnierdirektor und Vorsitzender der Bundesspielkommission des Deutschen Schachbunds. Nach seiner Amtszeit wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.[6] Er ist Bundesrechtsberater und Ehrenmitglied des Bayerischen Schachbunds.[7] Seit Juni 2021 gehört er als Vizepräsident Sport und Stellvertretender Präsident dem Präsidium des Deutschen Schachbundes an.[8]

Als Schachschiedsrichter ist Alt seit 1998 Träger des Titels Internationaler Schiedsrichter[9] und war unter anderem ein Senior Arbiter der Schacholympiade 2008[10] und einer von 113 Schiedsrichtern der Schacholympiade 2006.[11]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mitgliederdatenbank des Deutschen Schachbunds
  2. dapd: Feature: Das Ende einer Ära: Richter Ralph Alt geht in den Ruhestand. In: welt.de. 24. September 2012, abgerufen am 27. Januar 2024.
  3. Lange Haftstrafen für die Millionen-Abzocker. in: tz Online vom 15. August 2008
  4. Hans Holzhaider: "Badewannen-Mord": Freispruch für Manfred Genditzki. 7. Juli 2023, abgerufen am 7. Juli 2023.
  5. Der Doppelmörder von Krailling grinste beim Urteil. 16. April 2012, abgerufen am 16. April 2012
  6. Wahlen beim Bundeskongress 2019, Schachbund.de, 3. Juni 2019
  7. schachbund-bayern.de: Präsidium des Bayerischen Schachbunds, abgerufen am 6. Juni 2019.
  8. Das neue Präsidium (kurz) vorgestellt. DSB, abgerufen am 28. Juli 2021.
  9. Profileintrag beim Weltschachverband FIDE, abgerufen am 8. Juli 2015.
  10. Dagobert Kohlmeyer via chessbase.de: Olympiatraining. 20. April 2006, abgerufen am 4. Dezember 2010.
  11. chessbase.com: Interview mit Ralph Alt vom 27. November 2008, abgerufen am 3. August 2010.