Praxisintegrierter dualer Studiengang

Das praxisintegrierte Studium ist eine Form des dualen Studiums. In diesem Studienmodell werden Praktika in einem Unternehmen oder einer Institution (auf der Basis eines Praktikanten- oder Volontariatsvertrags) mit dem Studium kombiniert.[1]

Typologie der dualen Studienformate laut Wissenschaftsrat

Abgrenzung zu anderen Studienformen Bearbeiten

Im Gegensatz zum „klassischen Studium“ ist das praxisintegrierte Studium eng mit der praktischen Ausbildung im Betrieb verzahnt, das heißt zwischen den Lehrveranstaltungen an der Hochschule und den praktischen Phasen im Unternehmen besteht ein inhaltlicher Bezug. Ein weiterer Abschluss, zum Beispiel in einem anerkannten Ausbildungsberuf wird, in Abgrenzung zum ausbildungsintegrierten Studium, meist nicht erlangt.[2]

Dauer und Ablauf Bearbeiten

 
Ablauf eines PI-Studiums am Beispiel des technischen Studiums der Hochschule Bielefeld

Der Ablauf eines praxisintegrierten Studiums ist, je nach Hochschule, unterschiedlich organisiert. Generell wechseln sich Theoriephasen, in denen Studierende die Hochschule besuchen, mit Praxisphasen, in denen die Studierenden im Unternehmen tätig sind, tage- oder wochenweise ab.[2] In der Regel dauert ein praxisintegriertes Studium 3–4 Jahre (6–8 Semester).[3]

Studienrichtungen und Angebotsorte Bearbeiten

Der Schwerpunkt der angebotenen Studienfächer liegt bei den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften, der Informatik und im Bereich Sozialwesen.[4] Studiert wird meistens an Fachhochschulen oder Berufsakademien.[5]

Finanzielle Aspekte Bearbeiten

Praxisintegrierte Studenten erhalten von dem Unternehmen, in dem sie während der Praxisphasen beschäftigt sind, eine monatliche Vergütung. Diese beträgt, laut einer von duales-studium.de durchgeführten Befragung, durchschnittlich 869 Euro.[6] Hier sind aber zahlreiche Faktoren, wie Bundesland, Unternehmensgröße und Branche zu berücksichtigen. Viele Förderungsmöglichkeiten sind für praxisintegrierte Studierende nur eingeschränkt nutzbar. Bei der Vergabe von Stipendien werden oft Studierende eines „klassischen Studiums“ bevorzugt, da diese im Gegensatz zu praxisintegrierten Studenten kein Gehalt beziehen. Praxisintegrierte Studenten sind in der Regel nicht BAföG berechtigt, da das gezahlte Gehalt meist den BAföG-Freibetrag übersteigt. Für einen Nebenjob fehlt die Zeit, da das Studium sehr zeitintensiv ist. Eine Möglichkeit der finanziellen Förderung wäre die Aufnahme eines Studienkredites.[7]

Weitere Vor- und Nachteile Bearbeiten

Sowohl für die Studierenden, als auch für Unternehmen gibt es, neben den bereits oben genannten Aspekten, noch weitere Vor- und Nachteile.

Vorteile:

  • Kleine Studiengruppen und individuelle Betreuung durch die Lehrenden.[8]
  • Günstige finanzielle Voraussetzungen, da der Betrieb eine Vergütung zahlt.[8]
  • Thema für Bachelor-Thesis oftmals über das Unternehmen gesichert.[8]
  • Problem- und Aufgabenstellungen im Unternehmen werden durch Studierende wissenschaftlich und praxisgerecht bearbeitet. Gleichzeitig erlernen die Studierenden die Theorie mit der Praxis zu verbinden[9]
  • Es erfolgt ein Wissenstransfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in das Unternehmen.[10]
  • Verbesserte Arbeitsmarkt und Karrierechancen, da die Studenten bereits in einem Unternehmen tätig sind und direkt als qualifizierte Fachkräfte eingesetzt werden können.[10]
  • Die Einarbeitungsphase nach Abschluss des Studiums entfällt.[8]
  • Das Studium kann nach den Bedürfnissen des Unternehmens ausgerichtet werden.[8]

Nachteile:

  • Während des Studiums ist man an ein Unternehmen „gebunden“.[11]
  • Bei Abbruch muss ggf. eine Rückzahlung an das Unternehmen erfolgen (z. B. vom Unternehmen geleistete Semestergebühren etc.).[11]
  • Es gibt deutlich mehr Bewerber als Plätze.[11]

Bewerbungsprozess Bearbeiten

Um ein praxisintegriertes Studium aufzunehmen, ist ein Vertrag mit einem Unternehmen notwendig. Daher bewirbt man sich mindestens ein Jahr im Voraus bei einem Unternehmen, das mit einer Hochschule kooperiert und praxisintegrierte Studienplätze anbietet. Neben den Zeugnisnoten wird Wert auf Engagement, Selbstständigkeit, Flexibilität und Lernbereitschaft gelegt. Die Motivation, ein praxisintegriertes Studium zu absolvieren, sollte bereits im Anschreiben deutlich werden. Es ist darauf zu achten, dass die Bewerbungsunterlagen den formalen Anforderungen genügen. Die wichtigsten Auswahlkriterien sind das Vorstellungsgespräch und unternehmensindividuelle Assessment-Center.[12] Hat man einen Vertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen, kann man sich bei der kooperierenden Hochschule einschreiben.[13]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vgl.: Begriffserklärung der Arbeitsagentur http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/result/short/addfw.jsp?addRefId=11579&addRefType=fachwort@1@2Vorlage:Toter Link/berufenet.arbeitsagentur.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., aufgerufen am 22. Mai 2015.
  2. a b Vgl.: Informationsseite der IHK Hannover http://www.hannover.ihk.de/ausbildung-weiterbildung/ausbildung/dualesstudium0/typendual.html, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  3. Vgl.: Informationsseite über das Duale Studium http://www.duales-studium.de/allgemein/formen-des-dualen-studiums#b, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  4. Vgl.: Heft: Duales Studium in Zahlen, Trends und Analysen http://www.ausbildungplus.de/files/Duales-Studium_in_Zahlen_2014.pdf, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  5. Vgl.: Informationsseite über Studiengänge Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 6. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bachelor-studium.net, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  6. Vgl.: Informationsseite über das Duale Studium http://www.duales-studium.de/fuer-schueler-und-studenten/auswertung-der-gehaltsstudie, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  7. Duales Studium: doppelt lernen, doppelt leben. Klaus Resch Verlag, 2013, S. 12 ff.
  8. a b c d e Wiedemann: Duales Studium mit Doppelabschluss – ein Königsweg? – Der Weg zum Ingenieur, Wirtschaftsingenieur. 2013, ISBN 978-3-89673-650-5.
  9. Peter Speck, Detlef Jürgen Brauner (Hrsg.): Berufsziel Ingenieur/Wirtschaftsingenieur – Insider berichten über Berufszugang, Tätigkeitsbereiche, Perspektiven. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Wissenschaft & Praxis, 2015, ISBN 978-3-89673-675-8, S. 168ff.
  10. a b Vgl.: Informationsseite und Ausbildung und Studium http://www.ausbildungplus.de/html/33.php (Memento des Originals vom 13. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ausbildungplus.de, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  11. a b c Duales Studium: doppelt lernen, doppelt leben. Klaus Resch Verlag, 2013, S. 9.
  12. Vgl.: Informationsseite und Ausbildung und Studium http://www.ausbildungplus.de/html/2230.php (Memento des Originals vom 13. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ausbildungplus.de, aufgerufen am 22. Mai 2015.
  13. Duales Studium: doppelt lernen, doppelt leben. Klaus Resch Verlag, 2013, S. 202ff.