Potato Dreams of America

Schwarze Komödie von Wes Hurley

Potato Dreams of America ist eine Schwarze Komödie von Wes Hurley und zugleich eine Filmbiografie des russisch-US-amerikanischen Drehbuchautors und Filmemachers. Der Film feierte im März 2021 beim South by Southwest Film Festival seine Premiere und kam am 4. August 2022 in die deutschen Kinos.

Film
Titel Potato Dreams of America
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2021
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Wes Hurley
Drehbuch Wes Hurley
Produktion Mischa Jakupcak,
Wes Hurley
Musik Catherine Joy,
Joshua Kohl
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Ein Junge, der von seiner alleinerziehenden Mutter Lena nur bei seinem Spitznamen Potato gerufen wird, weil er wirklich nicht der Größte ist, hat früh bemerkt, dass er schwul ist. Er wächst in der Sowjetunion auf, die sich im Niedergang befindet. Lena arbeitet als Ärztin in einem Gulag, wo sie sich um die Gefangenen kümmert. Die Arbeitsbedingungen in dem Gulag sind für beide Seiten schwer.

Als der Eiserne Vorhang fällt, verändert sich Russland über Nacht. Das Christentum macht sich in dem Land breit und damit auch Antisemitismus und Homophobie. Potato, der zu lernen versucht, mit den neuen Bedingungen klarzukommen, hat einen imaginären Freund erschaffen, niemand Geringeren als Jesus. Dieser liegt den ganzen Tag auf der Couch und sieht fern.

Als Lena auf eine Anzeige für Katalogehen stößt, beginnt sie mit einem US-Amerikaner namens John zu korrespondieren. Wenig später beschließen sie, nach Seattle zu ziehen, was Potato gar nicht unrecht ist, liebt er doch Filme, ganz besonders die amerikanischen. So landen beide in den 1990er Jahren in den USA, um dort ein neues Leben zu beginnen.

Einige Jahre später haben sich Potato und seine Mutter schnell an die neuen Freiheiten gewöhnt, die man in den USA genießt. Der sehr religiöse John hat jedoch so seine Launen, und Potato hat Angst, sich ihm gegenüber zu outen, weil er nicht die Beziehung zu seiner Mutter gefährden will.[2][3]

Produktion Bearbeiten

Regie führte Wes Hurley, der bereits in seinem autobiographischen und vielfach ausgezeichneten Kurzdokumentarfilm Little Potato von seinem eigenen Leben, der Flucht in die USA und vom neuen Partner seiner Mutter erzählte. Hurley wurde in Wladiwostok geboren und wusste, dass er schwul ist, als er noch in der Sowjetunion lebte. Im Alter von 16 Jahren outete er sich gegenüber seiner Mutter. Nachdem er mit dieser in die USA eingewandert war, studierte er Theater, Kunst und Film an der University of Washington in Seattle.[4] Hurley schrieb auch das Drehbuch und produzierte den Film gemeinsam mit Mischa Jakupcak

Hersh Powers spielt Potato als Kind, als er noch in Russland lebt, Tyler Bocock spielt ihn als Teenager nach dem Umzug in die USA. In Russland wird seine Mutter Lara von Sera Barbieri gespielt, nach dem Umzug in die USA von Marya Sea Kaminski.[2] Jonathan Bennett ist in der Rolle von Potatos imaginärem Freund Jesus zu sehen. Dan Lauria spielt John, den neuen Mann von Lara in den USA.

Die Weltpremiere erfolgte am 16. März 2021 beim South by Southwest Film Festival.[5] Im April 2021 wurde er beim Seattle International Film Festival gezeigt.[6] Mitte August 2021 wurde er beim Outfest in Los Angeles vorgestellt.[7] Anfang September 2021 wurde er beim Festival des amerikanischen Films in Deauville im Hauptwettbewerb gezeigt.[8] Die Deutschlandpremiere erfolgte im Oktober 2021 beim Hamburg International Queer Film Festival.[9] Der Kinostart in Deutschland erfolgte am 4. August 2022.[10]

Rezeption Bearbeiten

Altersfreigabe Bearbeiten

In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. In der Freigabebegründung heißt es, der Film enthalte mehrere Szenen, in denen Personen bedroht, unter Druck gesetzt oder handgreiflich angegangen werden. Auch komme es immer wieder zu derb sexualisierter und diskriminierender Sprache. Jugendliche ab 16 Jahren seien jedoch in der Lage, diese Szenen in den Kontext der Coming-of-Age-Geschichte einzuordnen und überforderungsfrei zu verarbeiten. Auch mehrere, teils recht deutlich bebilderte Sexszenen bewegten sich in einem Rahmen, der Jugendliche ab 16 Jahren nicht überfordert.[11]

Kritiken Bearbeiten

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 91 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,2 von 10 möglichen Punkten.[12]

Ulrich Kriest vom Filmdienst erklärt in seiner Kritik, der erste Teil des Films, der in der Sowjetunion spielt, sei sehr stilisiert als Theaterinszenierung in Szene gesetzt, was durchaus dem Budget des Films geschuldet sein mag, und der selbstbewusst-wortgewandte Potato erinnere mitunter an Jojo Rabbit. In Seattle angekommen ändere der Film seinen Inszenierungsmodus, werde heller, beweglicher und realistischer. So changiere der Film „ästhetisch zwischen Off-Theater und Sitcom, Ed Wood, Woody Allen in seiner „Annie Hall“-Phase und Gregg Araki, zwischen Satire und Melodram und politisch zwischen schlagfertiger Kritik an Dogmen aller Couleur und striktem emanzipatorischem Impuls im Gewand einer theatralischen Sitcom mit erstaunlichen Camp-Anteilen.“[13]

Patrick Heidmann schreibt bei Queer.de, wenn Wes Hurley gegen Ende des Films seinem Kollegen Gregg Araki Tribut zollt, aber Potato Dreams of America nie dessen Mut und Energie entwickelt, stehe die Komödie übers Anderssein mit Fantasy-Flair doch klar in der Tradition des Queer Cinemas der 1990er und frühen 2000er Jahre. Dies nicht nur durch originelle Gastauftritte von queeren Promis, sondern auch, weil es auch hier gelinge, gewisse Unbeholfenheiten, kleinere Inszenierungsschwächen und ein bescheidenes Budget mit sehr viel Charme und Einfallreichtum wieder wettzumachen.[14]

Auszeichnungen Bearbeiten

Festival des amerikanischen Films 2021

Out On Film 2021

  • Auszeichnung als Beste Filmkomödie[15]

Outfest Los Angeles 2021

  • Auszeichnung für das Beste Drehbuch mit dem U.S. Narrative Feature Grand Jury Prize (Wes Hurley)[16]

Seattle International Film Festival 2021

  • Nominierung im New American Cinema Competition (Wes Hurley)[17]

South by Southwest Film Festival 2021

  • Nominierung im Narrative Feature Competition[18]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für Potato Dreams of America. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 213489/V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b Patrick Gibbs: SXSW Film Review: Potato Dreams of America. In: slugmag.com, 16. März 2021.
  3. Louise Prollamante: Check out the eight LGBTQ-inclusive entries at the 28th annual SXSW Film Festival. In: glaad.org, 10. Februar 2021.
  4. Jason Whyte: SxSW 2021 Interview – 'Potato Dreams of America' director Wes Hurley. In: getreelmovies.com, 14. März 2021.
  5. Jordan Roberts: 2021 SXSW Film Festival Lineup Announced: Features, Shorts, Episodics & More. In: sxsw.com, 10. Februar 2021.
  6. Potato Dreams of America. In: siff.net. Abgerufen am 19. April 2021.
  7. Potato Dreams of America. In: outfestla2021.com. Abgerufen am 21. August 2021.
  8. a b Elsa Keslassy: 'Pig', 'Red Rocket', 'Pleasure' in Deauville Festival Competition Lineup. In: Variety, 10. August 2021.
  9. Barbara Schuster: Lesbisch Schwule Filmtage heißen künftig Hamburg International Queer Film Festival. In: Blickpunkt:Film, 20. September 2021.
  10. http://www.insidekino.com/DStarts/DStartplan.htm
  11. Potato Dreams of America. In: spio-fsk.de. Abgerufen am 5. August 2022.
  12. Potato Dreams of America. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 11. Januar 2023 (englisch).
  13. Ulrich Kriest: Potato Dreams of America. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 3. August 2022.
  14. Patrick Heidmann: Queere Kindheit in der Sowjetunion, Coming-out in den USA. In: Queer.de, 31. Juli 2022.
  15. Out On Film Announces Festival Filmmaker Award Recipients. In: thegavoice.com, 22. Oktober 2021.
  16. Matt Grobar: 'No Straight Lines' & 'Firstness' Among Top Winners At Outfest Los Angeles LGBTQ Film Festival. In: deadline.com, 24. August 2021.
  17. New American Cinema Competition. (Memento des Originals vom 14. April 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.siff.net In: siff.net. Abgerufen am 14. April 2021.
  18. Matt Donnelly: SXSW Film Festival Announces Full Lineup, Including Tom Petty and Selma Blair Docs. In: Variety, 10. Februar 2021.