Platterbsen-Wicke

Art der Gattung Wicken (Vicia)

Die Platterbsen-Wicke[1] (Vicia lathyroides), auch Frühlings-Zwerg-Wicke, Sand-Wicke oder Kicher-Wicke genannt, ist eine Pflanzenart der Gattung Wicken (Vicia) in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Sie ist von Europa bis Kleinasien und Nordafrika verbreitet.

Platterbsen-Wicke

Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides)

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Fabeae
Gattung: Wicken (Vicia)
Art: Platterbsen-Wicke
Wissenschaftlicher Name
Vicia lathyroides
L.

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration aus Sturm
 
Zygomorphe Blüte von der Seite
 
Herbarbeleg

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Die Platterbsen-Wicke ist eine einjährige oder häufiger überwinternd-einjährige krautige Pflanze. Sie bildet eine schwache Wurzel und mehrere Stängel. Der niederliegende oder aufsteigende Stängel ist kurz und weich (fast seidig) behaart oder kahl, relativ dünn, 5 bis 15 cm lang und nur am Grund verzweigt.

Die gefiederten Laubblätter sind etwa 1 bis 3 cm lang und mit einer kurzen, meist nur mit einer Granne, seltener mit einer einfachen Ranke auslaufenden Spindel besetzt. Die Laubblätter tragen ein oder zwei Paar kahle oder kurz behaarte Fiederblättchen. Die unteren sind verkehrt-eiförmig bis verkehrt-herzförmig, etwa 2 bis 6 mm lang und etwa halb so breit, die oberen sind bis 14 mm lang, elliptisch bis linealisch, gestutzt bis zugespitzt und haben spitzwinkelig abgehende Seitennerven. Die Nebenblätter sind relativ klein, halbpfeilförmig, ganzrandig und ohne Nektarien.

Generative Merkmale Bearbeiten

Die Blütezeit reicht hauptsächlich von April bis Juni, sie blüht oft noch einmal im August. Die fast sitzenden Blüten sitzen meist einzeln in den Blattachseln. Die zwittrigen Blüten sind bei einer Höhe von 5 bis 8 Millimetern zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist trichterförmig-glockig und mehr oder weniger behaart. Die Kelchzähne sind lanzettlich und etwa so lang wie die Kelchröhre. Die Krone ist meist hellviolett, selten weiß. Die Fahne ist verkehrt-herzförmig, zusammengefaltet und kaum länger als die Flügel. Die mehr bläulichen Flügel sind etwa doppelt so lang wie das Schiffchen. Das stumpfe Schiffchen ist grünlich und an der Spitze dunkelviolett. Alle zehn Staubblätter sind verwachsen.

Vicia lathyroides steht den Platterbsen (Lathyrus) nahe, da alle Staubfäden verwachsen sind. Honiglöcher fehlen und auch Nektar scheint nicht abgesondert zu werden. Der Griffel ist auffallend kurz, trägt aber doch vorne eine wohlentwickelte Griffelbürste. Die Bestäubungseinrichtung ist somit gegenüber der der meisten anderen Wicken stark reduziert und zwar infolge von Autogamie.

Die mehr oder weniger abstehenden Hülsenfrüchte sind bei einer Länge von 2 bis 2,5 Zentimetern sowie einer Breite von etwa 4 Millimetern linealisch, geschnäbelt, etwas gedunsen, glatt, meist kahl, braun bis schwarz und enthalten etwa sieben Samen.

Die Samen sind abgerundet-prismatisch, etwa 1,5 bis 2 mm lang, deutlich warzig und rötlichbraun bis schwarz gefärbt. Die Platterbsen-Wicke ist die einzige europäische Wickenart mit warzigen Samen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[2]

Vorkommen Bearbeiten

Vicia lathyroides ist ein submediterran-subatlantisches Florenelement. Die Platterbsen-Wicke kommt zerstreut in fast ganz Europa bis ins südliche Skandinavien, Kaukasusraum, auf der Krim, in Kleinasien und Nordafrika vor. Das Hauptareal der Platterbsen-Wicke liegt in Westeuropa und im Mittelmeerraum.[3] Auf der Iberischen Halbinsel und in den höhergelegenen Teilen Mitteleuropas fehlt sie in großen Gebieten.

In Mitteleuropa kommt sie auf den West-, Ost- und Nordfriesischen Inseln, in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern zerstreut vor; in Brandenburg, in den Sandgebieten vom Niederrhein bis zur Pfalz sowie am Main, im Rhein-Neckar-Gebiet und am Unterlauf des Regen, am Alpenfuß, in der Steiermark, in Kärnten, im Burgenland und in Niederösterreich ist sie selten.[3] In Deutschland kommt die Platterbsen-Wicke häufig nur in Nord- und Ostdeutschland, in Bayern im Main- und Regnitzgebiet nur selten vor.

Die Platterbsen-Wicke gedeiht in kurzen Magerrasen und Heiden, auf Weiden, sandigen Brachäckern und an Wegrändern. Sie gedeiht in Deutschland fast ausschließlich im Tiefland und in der collinen Höhenstufe.

Die Platterbsen-Wicke gedeiht am besten auf sandigen, kalkarmen, schwach sauren Sandböden, die humus- und feinerdearm sein können, aber sommerwarm sein sollten.[3] Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung der Corynephoretalia canescentis-Gesellschaften, der Silbergrasreichen Gesellschaften, kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnung Sedo-Scleranthetalia vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1 (sehr trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[4]

Literatur Bearbeiten

  • Gustav Hegi, H. Gams, H. Marzell: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band IV. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 2 (5) (Leguminosae – Tropaeolaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-70020-1 (unveränderter Nachdruck von 1923–1924 mit Nachtrag).
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. erweiterte Auflage. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3323-7.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vicia lathyroides L., Platterbsen-Wicke. auf FloraWeb.de
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 613.
  3. a b c Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  4. Vicia lathyroides L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 8. Juni 2022.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien