Pierre Mulele

maoistischer Politiker der Demokratischen Republik Kongo

Pierre Mulele (* 11. August 1929; † 3. Oktober (evtl. 9. Oktober[1]) 1968) war ein maoistischer Politiker der Demokratischen Republik Kongo, der der ethnischen Gruppe der Bapende angehörte.[2]

Leben Bearbeiten

Politik Bearbeiten

Er stand 1961 einer Rebellenregierung mit Antoine Gizenga als Premierminister vor, nachdem er unter Patrice Lumumba Bildungsminister war.[3] Nach der Ermordung Lumumbas floh er aus dem Land und ging in den Ostblock.

Nach Training im Ostblock und in der Volksrepublik China führte er 1964 beim Mai-Mai-Aufstand in der Region Kwilu den Maoistischen Block an,[4] bevor er nach der Niederlage die Flucht nach Kongo-Brazzaville ergriff.[5]

Im Jahre 1968 überredete Joseph Desire Mobutu (Mobutu Sese Seko) ihn, aus dem Exil zurückzukehren, und versprach ihm Amnestie. Kurz darauf wurden er und alle Leute, die ihn seit der Rückkehr besucht hatten, verhaftet und anschließend getötet. Mulele wurde öffentlich gefoltert, Augen und Genitalien herausgerissen und die Gliedmaßen eins ums andere amputiert, während er noch lebte. Sein Rumpf wurde in den Kongo-Fluss geworfen.[6] Nach anderen Quellen wurde er nach einem kurzen Prozess erschossen.[7][8]

Am 8. Februar 2002 wurde die Avenue de la Liberté, eine der größten Straßen von Kinshasa, zu seinen Ehren in Avenue Pierre Mulele umbenannt.[5]

Privates Bearbeiten

Mulele heiratete Leonie Abo, eine politische Weggefährtin. Nach seiner Ermordung floh sie aus dem Land.[9] Das belgische Buch Une Femme du Congo (A Congolese Woman), von Ludo Martens, erzählt ihre Lebensgeschichte.

Verhaltenskodex Bearbeiten

Mulele stellte einen Regelkatalog auf, der für seine Revolutionäre als eine Art Verhaltenskodex dienen sollte:[10]

  1. Respektiere alle Menschen, selbst die schlechten.
  2. Bestiehl die Dorfbewohner nicht, sondern kaufe ihnen ihre Güter zu fairen Preisen ab.
  3. Bringe Geborgtes ohne Ärger und Streit zurück.
  4. Ersetze Dinge, die Du zerstört hast, zu einem angemessenen Preis.
  5. Misshandle niemanden.
  6. Betrete und zerstöre das Land Fremder nicht.
  7. Respektiere Frauen und belästige diese nicht.
  8. Behandle Deine Kriegsgefangenen anständig.

Literatur Bearbeiten

  • Death of a Rebel. In: Time Magazine. 18. Oktober 1968 (time.com).
  • Ludo Martens: Pierre Mulele ou la Seconde Vie de Patrice Lumumba. EPO.
  • Ludo Martens: The people’s uprising in the Congo (Kinshasa) 1964–1968: The way of Patrice Lumumba and Pierre Mulele. Labour Party of Belgium.
  • Ludo Martens: 10 jaar revolutie in Kongo, 1958-1966: De strijd van Patrice Lumumba en Pierre Mulele. EPO, ISBN 90-6445-854-5.
  • Michela Wrong: In The Footsteps of Mr. Kurtz: Living on the Brink of Disaster. in: Mobutu’s Congo. Perennial, ISBN 0-06-093443-3.
  • Crawford Young, Thomas Turner: The Rise and Decline of the Zairian State. University of Wisconsin Press, ISBN 0-299-10110-X.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. brainyhistory.com
  2. David van Reybrouck: Kongo: Eine Geschichte. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-42307-3.
  3. Adam Hochschild: King Leopold’s Ghost. Houghton Mifflin, New York 1999 (Deutsche Übersetzung: Schatten über dem Kongo).
  4. From protection to insurgency – history of the Mayi-Mayi. (Memento vom 28. November 2006 im Internet Archive)
  5. a b 3 octobre 1968 – 3 octobre 2005 Pierre Mulele, un assassinat barbare. In: Le Potentiel, 3. Oktober 2005. Archiviert vom Original bei archive.org am 25. Februar 2010
  6. Michela Wrong: In The Footsteps of Mr. Kurtz: Living on the Brink of Disaster in Mobutu’s Congo. S. 86–90.
  7. Mayi Mulele. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1968 (online).
  8. The Congo: Death of a Rebel. In: Time. 18. Oktober 1968, ISSN 0040-781X (time.com [abgerufen am 9. Januar 2024]).
  9. notevenpast.org (Memento des Originals vom 1. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.notevenpast.org
  10. Alaba Ogunsanwo: China’s Policy in Africa 1958–71. ISBN 0-521-13440-4, S. 175.