Philippe Daniel Ledermann

Schweizer Implantologe, Fachbuchautor und Schriftsteller

Philippe Daniel Ledermann (* 1. August 1944 in Genf; † 17. März 2024) war ein Schweizer Implantologe, Fachbuchautor und Schriftsteller. Er entwickelte Schrauben-Implantate zur stegprothetischen Sofortversorgung des zahnlosen Unterkiefers.

Philippe Daniel Ledermann

Leben Bearbeiten

Philippe Daniel Ledermann wurde 1944 in Genf geboren und wuchs in Meiringen im Kanton Bern bei Adoptiveltern auf. Diese betrieben ein Kaminfegergeschäft und einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Ledermann besuchte die Primarschule und als Abschlussjahr das Landschulheim Oberried bei Belp. 1960 begann er eine Mechanikerlehre, die er aber nicht abschloss. Stattdessen machte er die Matura am Gymnasium Thun und begann 1964 mit dem Studium der Zahnmedizin an der Universität Bern. 1974 promovierte er daselbst bei André Schroeder zum Dr. med. dent. Es folgte die oralchirurgische und implantologische Postgraduate-Ausbildung. 1973 eröffnete er eine eigene Praxis in Herzogenbuchsee; 1992 verlegte er diese nach Bern. Seine Haupttätigkeit bestand in der Implantologie und Oralchirurgie.

1964 wurde er Mitglied der schlagenden Studentenverbindung Rhenania Bern. Vier Jahre später ging er eine Ehe ein, aus der eine Tochter hervorging. Gemeinsam mit seiner Frau eröffnete er 1989 das Jugendstilhotel Belle Epoque in der Altstadt von Bern; 2011 verkauften sie es. 2007 erwarben sie das Hotel Sternen in Köniz.

Philippe Daniel Ledermann starb am 17. März 2024 in Bern.[1]

Implantologie Bearbeiten

1977 entwickelte Ledermann in Zusammenarbeit mit dem Institut Straumann in Waldenburg das einteilige, selbstschneidende Titan-Plasma-Spray(TPS)-beschichtete Schraubenimplantat, das 1988 zur neuen Ledermannschraube (NLS) aus Titan weiterentwickelt wurde, und verwendete es zur sofortprothetischen Versorgung/Sofortbelastung, engl. Immediate Loading, des zahnlosen Unterkiefers mithilfe von vier inserierten, mittels Steg verblockten Implantaten.[2][3][4] Diese Erfindung machte ihn international bekannt. 1985/86 entwickelte er in Zusammenarbeit mit der Firma Robert Mathys in Bettlach (heute: Mathys AG) das zweiteilige Hydroxylapatit-Titan-Implantat (Ha-Ti-Implantat[5][6]), später Schweizer Präzisions-Implantat (SPI)[7] genannt.

Ledermann war 1980 Mitbegründer des Internationalen Teams für Orale Implantologie (ITI)[8] und 1983 der Schweizerischen Gesellschaft für Orale Implantologie (SGI). Von 1983 bis 1992 war er der erste Fachkommissionspräsident der SGI.

Seit 1977 verfasste er über 100 Publikationen auf den Gebieten der Implantologie, Prothetik und Chirurgie, darunter das 1986 veröffentlichte Kompendium des TPS-Schraubenimplantates im zahnlosen Unterkiefer.[9]

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 1994: Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für orale Implantologie[10]
  • 2009: Ehrenmedaille des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ) für besondere Verdienste in der Implantologie[11]

Schriftstellerei Bearbeiten

Nach Aufgabe der Zahnarztpraxis im Jahr 2006 nahm er seine belletristische Tätigkeit wieder auf, der er sich schon als Jugendlicher und später in seiner Freizeit als Implantologe gewidmet hatte. Sein Werk umfasst Erzählungen und Gedichte sowie Romane mit reellem Hintergrund. Sein bisher bedeutendstes Werk, der autobiografische Roman Die Papiereltern, stellt sein facettenreiches Leben dar. Im Roman Ärzte auf Abwegen beschreibt er die Folgen einer Medizin, für welche die Medikamentengläubigkeit der Patienten ein lukratives Geschäftsmodell ist, was immer wieder zu Betrugsfällen mit katastrophalen Auswirkungen führt. Im Dokuroman Amelie geht es nicht allein um die Frage, wer für die Ermordung einer jungen Sozialtherapeutin im Jahr 2013 verantwortlich war, sondern auch um Thesen, wie mögliche Opfer in Zukunft vor Triebverbrechern geschützt werden können – ein Thema, das in der Schweiz spätestens seit der Annahme der Verwahrungsinitiative im Jahr 2004 und nach mehreren anschliessenden Mordfällen aktuell geblieben ist.

Weitere Bücher sind nachfolgend aufgelistet.

Werke (Belletristik) Bearbeiten

Literatur (Implantologie) Bearbeiten

  • Stephan Chenaux, Claude Jaquiéry, Kurt Jäger: SPI – Ein modernes Implantatsystem für die Praxis. In: Implantologie. 16, 1/2008, Quintessenz, Berlin, S. 73–78.
  • P. Gehrke, P. Becker, K. Beck, C. G. Wittal: Spezielles Implantatsystem als konsequente Weiterentwicklung für die Sofortbelastung. In: Die Zahnarzt-Woche. DZW Spezial, 4/2000.
  • Walter Hoffmann-Axthelm: Lexikon der Zahnmedizin. Quintessenz, Berlin, verschiedene Jahrgänge.
  • U. Kinner, G. Frenkel, P. Frank, R. Rabn: Die einfache Versorgung des atrophierten zahnlosen Unterkiefers mit enossalen Implantaten. Modifizierte Methodik der Implantation mit titanplasma-beschichteten Schraubenimplantaten (TPS) nach Ledermann. In: Das Deutsche Zahnärzteblatt. ZWR 10/1989, S. 842–848.
  • Hubertus Spiekermann, Karl Donath, Sascha Jovanovic, Ernst J. Richter: Implantologie (= Farbatlanten der Zahnmedizin. Band 10). Thieme, Stuttgart 1994.
  • Georg Watzek, Michael Matejka: Der zahnlose Unterkiefer. Springer, Heidelberg 2013, S. 328.
  • Georg Weber: Aus Eigenem. Zehn Lebensentwürfe in der Rückschau. Ex Proprio, Zürich 2010.
  • Thomas J. Balshi, DDS, FACP, Glenn J. Wolfinger, DMD, FACP: Immediate Loading of Dental Implants in the Edentulous Maxilla: Case Study of a Unique Protocol. In: The International Journal of Periodontics & Restorative Dentistry, 23, 1/2003, S. 37.
  • Gerard Byrne: Fundamentals of Implant Dentistry. Wiley-Blackwell, Hoboken USA 2014, S. 211.
  • Drs Guido-Jan Kisters: The immediate restoration of an edentulous maxilla. In: ZWP spezial 7+8/2011.
  • Festschrift Dr.ès.sc.h.c.Fritz Straumann 1981. Materialwissenschaft und Uhrentechnik, Ski, Chirurgie und Zahnmedizin. Lüdin AG, Liestal 1985, S. 15 ff.
  • Dominik Gross: 40 Years ITI. A rich heritage for an inspiring future. Quintessenz-Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-86867-483-5, S. 86–87.
  • Niklaus Ingold: Die Berner Zahnmedizin 1921–2021. Aufschwung eines Fachgebiets. Stämpfli Verlag, 2022, ISBN 978-3-7272-6064-3, S. 144–145.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zum Tod von Philippe Daniel Ledermann – Tatmensch und sensibler Menschenbeobachter. In: Der Bund. 19. März 2024, abgerufen am 21. März 2024.
  2. Ph. D. Ledermann: Vollprothetische Versorgung des atrophierten Problem-Unterkiefers mit Hilfe von CBS-Implantaten. Quintessenz, Berlin 12/1977, Ref. Nr. 5698.
  3. Ph. D. Ledermann: Stegprothetische Versorgung des zahnlosen Unterkiefers mit Hilfe von plasmabeschichteten Titan-Schraubenimplantaten. In: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift. Sonderdruck 12/1979.
  4. Ph. D. Ledermann: Die plasmabeschichtete Titanschraube als enossales Implantat. Methodik der Implantation und der postoperativen Versorgung. In: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift. 35/1980, S. 577–579.
  5. Ph. D. Ledermann, R. Mathys, R. Frischherz: Ein neues Implantationskonzept für den Einzelzahnersatz. Das HA-TI-Schraubenimplantat. In: Zeitschrift für zahnärztliche Implantologie. 2/1986, S. 111–116.
  6. Ph. D. Ledermann: Das Ha-Ti-Konzept – Neue Wege in der Implantologie. In: Schweizer Monatsschrift für Zahnmedizin. 98, Bern 1988, S. 41–50.
  7. Ph. D. Ledermann, D. Megert: Zur Sofortbelastung von Immediatstegen auf Schraubenimplantaten unter spezieller Berücksichtigung des SPI-Konzeptes. In: Zeitschrift Dentale Implantologie. 7/2003, S. 100–108.
  8. Swiss Dent - Schweizerische Zeitschrift für orale Präventiv- und Kurativmedizin, Heft 39, 3/2018, S. 29.
  9. Ph. D. Ledermann: Kompendium des TPS-Schraubenimplantates im zahnlosen Unterkiefer – Werkstoffkundliche, chirurgische, prothetische und paradontale Grundlagen. Quintessenz, Berlin 1986, ISBN 3-87652-681-7.
  10. Schweizer Monatsschrift für Zahnmedizin, Vol 104, 7/1994, S. 885.
  11. BDIZ konkret. Journal für die implantologische Praxis. 3/2009, S. 7 (online), sowie 4/2009, S. 16–18.