Paul J. Walter

deutscher Herzchirurg und Hochschullehrer

Paul Josef Walter (* 30. September 1935 in Hamm) ist ein deutscher Herzchirurg und Hochschullehrer. Er war Gründungsdirektor des Zentrums für Herzchirurgie am Klinikum der Universität Antwerpen in Belgien.

Paul J. Walter entstammt einer in Hamm ansässigen Familie von Kürschnern in vierter Generation und schloss zunächst eine Lehre in diesem Handwerk nach einer Gesellenprüfung im Jahr 1955 ab. Anschließend erlangte er das Abitur am damaligen Neusprachlichen Gymnasium, dem heutigen Märkischen Gymnasium Hamm. Danach nahm er ein Studium der Medizin und Psychologie an den Universitäten von Freiburg, Erlangen, Köln und an der Freien Universität von Berlin auf. Nach dem Staatsexamen in Medizin im Jahre 1965 war er Assistenzarzt am Klinikum der Freien Universität Berlin, das heutige Universitätsklinikum Benjamin Franklin.

Von 1966 bis 1968 war er wissenschaftlicher Assistent am physiologischen Institut der Ludwig-Maximilian Universität München. Er promovierte dort im Jahr 1967 zum Doktor med. mit einer experimentellen Arbeit und erhielt seine Approbation als Arzt[1]. Ab September 1968 war er wissenschaftlicher Assistent an der Medizinischen Hochschule Hannover und erhielt seine herzchirurgische Ausbildung unter der Leitung von Professor Hans Georg Borst. Dort habilitierte er sich im November 1971 mit dem Thema „Behandlung des Herzinfarktes durch transmurale Blutzufuhr aus der Herzhöhle“.

Im September 1973 wurde er vom Ministerpräsidenten des Landes Hessen zum Professor an der Justus-Liebig Universität Gießen ernannt[2]. Er erhielt am 17. Juni 1983 eine Berufung auf die Professur für Herzchirurgie und Ernennung zum Direktor der damals neu einzurichtenden Klinik am Universitäts-Krankenhaus von Antwerpen in Belgien. Nach Vollendung aller räumlichen, personellen und technischen Voraussetzungen führte er dort am 7. März 1984 die erste Herzoperation durch. Nach nur wenigen Jahren entwickelte sich die Klinik zur zweitgrößten herzchirurgischen Abteilung in Belgien. Bis zum August 1994 wurden etwa 8.500 Patienten am offenen Herzen operiert[3].

Neben seiner klinischen Tätigkeit organisierte er internationale wissenschaftliche Kongresse zum Thema Lebensqualität nach Herzoperationen, deren Ergebnisse in Buchform publiziert wurden. Am 7. April 1988 führte er an einem vier Monate alten Siamesischen Zwillingspaar weltweit zum zweiten Mal eine Trennung des Bauch-Brustraums und des gemeinsamen Herzens durch.[4]

Paul J. Walter beendete am 30. September 1995 seine Tätigkeit als Klinikdirektor. Er wurde bei seiner Emeritierung als Professor an der Universität Antwerpen vom deutschen Botschafter in Belgien mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.[5]

Veröffentlichungen

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  • Return to Work After Coronary Artery Bypass Surgery. Psychosocial and Economic Aspects. 1985 (als Herausgeber und Autor), ISBN 978-3-642-69857-6
  • Treatment of End-Stage Coronary Artery Disease. 1988 (als Herausgeber und Autor), ISBN 978-3-8055-4717-8
  • Quality of Life after Open Heart Surgery. 1992 (als Herausgeber und Autor), ISBN 978-0-7923-1580-3
  • Coronary Bypass Surgery in the Elderly. Ethical, Economical and Quality of Life Aspects. 1995 (als Herausgeber und Autor), ISBN 978-0-7923-3188-9

Einzelnachweise

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  1. Approbationsurkunde des Physiologischen Instituts der Ludwig-Maximilian Universität München vom 7. August 1967
  2. Urkunde über die Ernennung zum Professor vom 18. September 1973
  3. UZA neemt weldra afscheid van cardiochirurg Paul Walter, De Nieuwe Gazet, 29. November 1994
  4. Hartchirurg Prof. Walter neemt afscheid van Antwerpen, Gazet van Antwerpen, 30. November 1994
  5. Ehrung für renommierten Herzchirurgen aus Hamm, Westfälischer Anzeiger, 7. Dezember 1994