Unter Christen im Heiligen Land versteht man in der Hauptsache einheimische Christen, die in Israel beziehungsweise den Palästinensischen Autonomiegebieten leben. Sie stellen eine Minderheit innerhalb der jüdisch und muslimisch dominierten Bevölkerung dieser Region dar und gehören der Sprache nach in der Regel zu den Arabern, auch wenn sie einen israelischen Pass besitzen. Städte wie Bethlehem, Nazareth oder das Christliche Viertel und das Armenische Viertel der Jerusalemer Altstadt waren bis in die jüngere Vergangenheit mehrheitlich von Christen bewohnt oder geprägt. Die zunehmende Gewalt im Israelisch-Palästinensischen Konflikt führte seit den 1990er Jahren jedoch zu verstärkter Abwanderung ins Ausland.

Nach amtlichen Angaben zählte Israel (einschließlich Jerusalem) 2006 148.000 Christen, davon 120.000 mit arabischer Muttersprache, 2,1 % der Bevölkerung Israels. Für Jerusalem werden genannt: 732.000 Einwohner, darunter 469.000 Juden (64 %), 239.000 Muslime (32 %) und 14.700 Christen (2 %).

Aufgrund der Bedeutung der Region für den Ursprung des Christentums sind fast alle christlichen Kirchen und Konfessionen im Heiligen Land vertreten. Unter den Begriff „Christen im Heiligen Land“ fallen daher auch alle Christen aus dem Ausland, die sich aus religiösen Gründen dort niedergelassen haben wie jene, die im Rahmen familiärer Bindungen im Lande sind. In Israel sind etwa ein Viertel aller Christen als Familienangehörige jüdischer Israelis ins Land gekommen oder als deren Nachfahren als Israelis geboren.

Mit der ʿAlijjah von etwa 770.000 jüdischen und jüdischstämmigen, meist russischsprachigen ehemaligen Sowjetbürgern (1989–1995) gefolgt von noch einmal 130.000 Personen gleichen Hintergrunds bis 2007 kamen als deren Angehörige etwa 300.000 ebenfalls meist russischsprachige Nichtjuden ins Land, von denen viele,[1] vielleicht 30.000 bis 40.000 (2016) christliche Orthodoxe sind,[2] die den im Heiligen Lande einheimischen griechischen orthodoxen Pfarreien zuzurechnen sind, oder anderen christlichen Konfessionen angehören, die in der ehemaligen Sowjetunion verbreitet waren. Sie sind meist hebräischsprachig und zählen kulturell zum so genannten Jüdischen Sektor. Christliche junge Israelis ohne arabische Vorfahren sind wehrpflichtig,[3] anders als orientalischstämmige christliche Israelis, die bei Erlass der Gesetze zur Wehrpflicht aus Sorge vor Loyalitätskonflikten davon ausgenommen wurden. Sie können als Freiwillige in die Streitkräfte, was christliche Israelis im wehrfähigen Alter zunehmend tun, um ihre Heimat vor Gefahren, wie Angriffe durch diktatorische Staaten der Region oder andere Mächte, wie Daesch, zu schützen.

Viele der bedeutendsten Ursprungsorte des Christentums liegen in den Palästinensischen Gebieten. Im heutigen Nablus, früher Sichem, im nördlichen Westjordanland erschien Abraham, dem Stammvater aller drei monotheistischen Weltreligionen, nach der Überlieferung Gott und versprach Abrahams Nachkommen das Land. Jesus von Nazareth wurde in Bethlehem geboren, seine Grabeskirche ist in der Altstadt des von Israel besetzten Ostjerusalems gelegen. Selbst Gaza findet im Alten Testament Erwähnung, als Ort der Gefangenschaft und des Todes des jüdischen Helden Samson.[4]

Christen in öffentlichen Funktionen Bearbeiten

Im Israelischen Parlament gibt es meist einen christlichen Araber.

In den Palästinensischen Gebieten müssen laut einem präsidentiellen Dekret von 2001 die Oberhäupter von zehn Gemeinderäten christlich sein. Dieser Erlass gilt u. a. für Bethlehem, Ramallah, Birzeit und Taybeh. Einige dieser Gemeinden haben eine (deutliche) muslimische Mehrheit. Ein Dekret von 2005 besagt, dass mindestens sechs Sitze des Parlaments (Palästinensischer Legislativrat) an Christen vergeben werden müssen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass diese Erlasse nicht allein für den politischen Einfluss der Christen verantwortlich sind. Auf dem 6. Generalkongress der Fatah in Bethlehem im August 2009 waren fünf der 80 gewählten Mitglieder des Revolutionsrats Christen. Damit sind sie, gemessen am Bevölkerungsanteil, überproportional in diesem einflussreichen Gremium vertreten.[5]

Liste christlicher Gemeinschaften Bearbeiten

Orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Kirchen Bearbeiten

Katholische Kirchen Bearbeiten

Andere Kirchen Bearbeiten

Weitere Gruppen Bearbeiten

Bekannte Christen im Heiligen Land Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Friedrich Heyer: 2000 Jahre Kirchengeschichte des heiligen Landes: Märtyrer, Mönche, Kirchenväter, Kreuzfahrer, Patriarchen, Ausgräber und Pilger (Studien zur orientalischen Kirchengeschichte 11). LIT, Münster/Hamburg 2000, ISBN 3-8258-4955-4.
  • Kirsten Stoffregen Pedersen: The Holy Land Christians. Jerusalem 2003.
  • Anthony O’Mahony (Hrsg.): The Christian Communities of Jerusalem and the Holy Land: Studies in History, Religion and Politics. University of Wales Press, Cardiff 2003, ISBN 0-7083-1772-3.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Danny Recht (דָּנִי רֶכְט), „המוסקוביה (מגרש הרוסים, ביארת אל מסקוב, ארצ' אלטביתא)“, auf: תֵּל אָבִיב 100. הָאֶנְצִיקְלוֹפֶּדְיָה הָעִירוֹנִי; abgerufen am 21. November 2023.
  2. David Neuhaus, “Division and Hope in the Holy City: The Role of Christians in the Israel/Palestine Conflict”, Vortrag gehalten am 24. Oktober 2016 im Rahmen der jährlichen Peace Lecture am St. George’s College, Jerusalem; abgerufen am 22. November 2023.
  3. Jüngst gefallen ist Sergeant-Major Urija Bayer aus Maʿalot-Tarschicha, christlicher Galiläer. Vgl. “IDF publishes names of four more soldiers killed in Gaza” (18. Dezember 2023), The Jerusalem Post; abgerufen am 22. Dezember 2023.
  4. Felix Dane, Jörg Knocha, "Rolle und Einfluss der Christen in den Palästinensischen Gebieten", in: KAS-Auslandsinformationen, 2010, Nr. 12, S. 56–75, http://www.kas.de/wf/doc/kas_21240-1522-1-30.pdf?101124163301
  5. Felix Dane, Jörg Knocha, "Rolle und Einfluss der Christen in den Palästinensischen Gebieten", in: KAS-Auslandsinformationen, 2010, Nr. 12, S. 56–75, http://www.kas.de/wf/doc/kas_21240-1522-1-30.pdf?101124163301