Ein Oval ist in der projektiven Geometrie eine kreisähnliche Kurve in einer projektiven Ebene. Die Standardbeispiele sind die nichtausgearteten Kegelschnitte. Während ein Kegelschnitt nur in einer pappusschen Ebene definiert ist, kann es Ovale in beliebigen projektiven Ebenen geben. In der Literatur findet man viele Kriterien dafür, wann ein Oval ein Kegelschnitt (in einer pappusschen Ebene) ist. Ein bemerkenswertes Resultat ist der Satz von Buekenhout: Falls ein Oval die Pascal-Eigenschaft (vergleichbar mit dem Satz von Pappus) besitzt, ist die projektive Ebene pappussch und das Oval ein Kegelschnitt.

Zur Definition eines Ovals:
p: Passante,
t: Tangente,
s: Sekante

Ein Oval wird in der projektiven Geometrie mit Hilfe von Inzidenzeigenschaften definiert (s. u.). Im Gegensatz zu einem Oval in der Differenzialgeometrie, wo man zur Definition Differenzierbarkeit verwendet.

Das höherdimensionale Analogon zum Oval ist das Ovoid in projektiven Räumen.

Definition eines Ovals Bearbeiten

  • Eine Menge   von Punkten in einer projektiven Ebene heißt Oval, wenn gilt:
(1) Eine beliebige Gerade   trifft   in höchstens 2 Punkten.
Falls   ist, heißt   Passante, falls   ist, heißt   Tangente und falls   ist, heißt   Sekante.
(2) Zu jedem Punkt   gibt es genau eine Tangente  , d. h.  .

Für endliche projektive Ebenen (d. h. die Punktmenge und Geradenmenge sind endlich) gilt

  • In einer projektiven Ebene der Ordnung   (d. h. jede Gerade enthält   Punkte) ist eine Menge   genau dann ein Oval, wenn   ist und keine drei Punkte von   kollinear (auf einer Gerade) liegen.

Der Beweis dieser Charakterisierung im endlichen Fall folgt aus der Eigenschaft einer projektiven Ebene der Ordnung  , dass jede Gerade   Punkte enthält und durch jeden Punkt   Geraden gehen. Die Gesamtzahl der Punkte ist  . Ist die Ebene eine pappussche Ebene über einem Körper  , so gilt  .

Ist   eine Punktmenge einer affinen Ebene mit den definierenden Eigenschaften (1),(2) eines Ovals (jetzt mit affinen Geraden), so nennt man   ein affines Oval.

Ein affines Oval ist im projektiven Abschluss (Zufügung einer Ferngerade) auch immer ein projektives Oval.

Ein Oval kann man auch als spezielle quadratische Menge definieren.

Beispiele Bearbeiten

Kegelschnitte Bearbeiten

 
Projektiver Kegelschnitt in inhomogenen Koordinaten: Parabel und Fernpunkt der Achse
 
Projektiver Kegelschnitt in inhomogenen Koordinaten: Hyperbel und Fernpunkte der Asymptoten

In jeder pappusschen Ebene gibt es nicht ausgeartete Kegelschnitte und jeder nicht ausgearteter Kegelschnitt ist ein Oval. Am einfachsten rechnet man dies an einem der beiden inhomogenen Darstellungen eines projektiven Kegelschnitts (s. Bilder) nach.

Nichtausgartete Kegelschnitte sind Ovale mit besonderen Eigenschaften:

  • Es gilt der Satz von Pascal und seine Ausartungen.
  • Es gibt viele Symmetrien (Kollineationen, die den Kegelschnitt invariant lassen).

Ein nichtausgearteter Kegelschnitt lässt sich immer in inhomogenen Koordinaten als Parabel + Fernpunkt der Achse oder Hyperbel + Fernpunkte der Asymptoten darstellen. (Die Darstellung als Kreis (affines Oval) im affinen Teil ist nur möglich, falls der projektive Kegelschnitt Passanten besitzt, was z. B. in der komplexen Ebene nicht der Fall ist.)

Ovale, die keine Kegelschnitte sind Bearbeiten

in der reellen projektiven Ebene
  1. Setzt man einen Halbkreis glatt (tangentenstetig) mit einer Halbellipse zusammen, so entsteht ein Oval, das kein Kegelschnitt ist.
  2. Ersetzt man in der inhomogenen Darstellung eines nichtausgearteten Kegelschnitts als Parabel + Fernpunkt den Term   durch  , so entsteht ein Oval.
  3. Ersetzt man in der inhomogenen Darstellung eines nichtausgearteten Kegelschnitts als Hyperbel + Fernpunkte den Term   durch  , so entsteht ein Oval, das kein Kegelschnitt ist.
  4. Die implizite Kurve   ist ein Oval.
in einer endlichen Ebene gerader Ordnung
  1. In einer endlichen pappusschen Ebene gerader Ordnung hat ein Kegelschnitt einen Nukleus (s. Satz von Qvist), den man mit irgendeinem Punkt des Kegelschnitts vertauschen kann. Dadurch entsteht ein Oval, das kein Kegelschnitt ist.
  2. Ist   der Körper mit   Elementen, so ist
 
für   und   zu   teilerfremd, ein Oval, das kein Kegelschnitt ist.[1][2]

Weitere endliche Beispiele: [3]

Wann ist ein Oval ein Kegelschnitt? Bearbeiten

Damit ein Oval in einer projektiven Ebene ein nicht ausgearteter Kegelschnitt ist, muss das Oval und eventuell die projektive Ebene weitere Bedingungen erfüllen. Hier einige Resultate:

  1. Ein Oval in einer beliebigen projektiven Ebene, das die 6-Punkte oder 5-Punkte Pascal-Bedingung erfüllt, ist ein Kegelschnitt (in einer pappusschen Ebene) (s. Satz von Pascal).
  2. Ein Oval   in einer pappusschen projektiven Ebene ist ein Kegelschnitt, wenn die Gruppe der   invariant lassenden Projektivitäten auf   3-fach transitiv operiert, d. h. zu 2 Tripeln von Punkten   gibt es eine Projektivität   mit  . Im endlichen Fall genügt 2-fach-transitiv.[4]
  3. Ein Oval   in einer pappusschen projektiven Ebene der Charakteristik   ist ein Kegelschnitt, wenn es zu jedem Punkt   einer Tangente (oder Sekante) eine involutorische Perspektivität mit Zentrum   gibt, die   invariant lässt.[5]
  4. Ein Oval in einer endlichen pappusschen projektiven Ebene ungerader Ordnung ist ein Kegelschnitt (Satz von Segre).

Für topologische Ovale gilt:

5. Jedes abgeschlossene Oval der komplexen projektiven Ebene ist ein Kegelschnitt.[6]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. B. Segre: Sui k-Archi nei Piani Finiti di Caracteristica Due, Re. Math. Pures Appl. 2 (1957)S. 289–300.
  2. P. Dembowski: Finite Geometries. Springer-Verlag, 1968, ISBN 3-540-61786-8, S. 51
  3. E. Hartmann: Planar Circle Geometries, an Introduction to Moebius-, Laguerre- and Minkowski Planes. Skript, TH Darmstadt (PDF; 891 kB), S. 45.
  4. J. Tits: Ovoides à Translations, Rend. Mat. 21 (1962), S. 37–59.
  5. H. Mäurer: Ovoide mit Symmetrien an den Punkten einer Hyperebene, Abh. Math. Sem. Hamburg 45 (1976), S. 237–244.
  6. Th. Buchanan: Ovale und Kegelschnitte in der komplexen projektiven Ebene, Math.-phys. Semesterberichte 26, 1979, S. 244–260.